Auf einem Schild ist der Schriftzug «Schulgelände» zu sehen
Viele Schulen in Sachsen-Anhalt sind heruntergekommen. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance / Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa | Hendrik Schmidt

Erneuerungsbedarf Landkreise kritisieren Sparmaßnahmen bei Sanierung von Schulen

06. Dezember 2024, 06:50 Uhr

In einigen Schulen in Sachsen-Anhalt gibt es feuchte Wände, undichte Dächer oder kaputte Toiletten. Das Land wollte den Schulen eigentlich mit 75 Millionen Euro helfen, Gebäude neu zu bauen oder auf Vordermann zu bringen. Wenige Monate nach der Ankündigung wurde das Programm jedoch wieder gestrichen. Bei den Landkreisen sorgt das für Frust.

Schwimmen, Trampolinspringen, Reiten auf Therapiepferd Milena – das steht auf dem Stundenplan der Reinhard-Lakomy-Schule in Halberstadt im Landkreis Harz. Dort lernen geistig behinderte Kinder und Jugendliche, sie kommen von immer weiter weg dorthin.

Schon seit Jahren gebe es deshalb ein Platzproblem, berichtet Landrat Thomas Balcerowski: "Das äußert sich darin, dass wir in eine andere Schule ausweichen mussten, die dafür nicht um- und ausgebaut worden ist, wo auch noch anderer Schulbetrieb stattfindet. Das heißt, auch der Schulbetrieb einer anderen Schule wird dadurch gestört." Am Ende gehe das zulasten der Kinder, weil sie kein vernünftiges Lernumfeld hätten, sagt Balcerowsk.

Pläne für den Ausbau der Schule liegen nun auf Eis. Das Land Sachsen-Anhalt wollte den Schulen mit 75 Millionen Euro helfen, Gebäude neu zu bauen oder auf Vordermann zu bringen. Wenige Monate nach der Ankündigung wurde das Programm jedoch wieder gestrichen.

Lange kein Schulbauprogramm in Sachsen-Anhalt

Auch den Landkreis Stendal trifft es. Dort geht es um eine Sporthalle, die sich seit Jahren irgendwie trägt und noch nicht ganz zusammenfällt. So beschreibt es Landrat Patrick Puhlmann. "Wir sind finanziell als Kommunen gezwungen, nur dann Maßnahmen zu ergreifen, wenn es kurz vorm Zusammenbrechen ist, sprich, wenn Gefahr von dem Schulgebäude ausgeht", sagt er.

Puhlmann zufolge gab es lange kein substanzielles Schulbauprogramm mehr in Sachsen-Anhalt. "Das war etwas, das in die richtige Richtung ging. Dass selbst das jetzt gestrichen wurde, ist besonders bitter." Die Sporthalle muss wohl noch länger durchhalten, denn in Stendal müssen auch zwei Förderschulen neu gebaut werden, für 30 bis 40 Millionen – das komplette Budget der nächsten Jahre, sagt Puhlmann.

Sparen an jeder Ecke

Landesweit liege der Sanierungsstau im dreistelligen Millionenbereich, sagt die Geschäftsführerin des Landkreistags, Ariane Berger. Da wären 75 Millionen zwar nur eine kleine Hilfe – aber eine wichtige. Die Absage vom Land hat sie überrascht: "Wir haben die Diskussion im Land verfolgt und das Ringen des Landes auch innerhalb der Koalition noch Sparpotential zu finden. Wir hätten aber nicht erwartet, dass an dieser Stelle gekürzt wird."

Denn gleichzeitig ist eine Schulreform in Arbeit – und auch die wird kosten, sagt Berger: "Wir werden dazu kommen müssen, neue Standorte zu bilden oder alte Standorte für mehr Schüler auszurichten. Das ist ähnlich wie im Krankenhausbereich: Wenn Sie drei Krankenhäuser haben und sagen, Sie müssen sparen oder konsolidieren oder spezialisieren, dann müssen Sie in den allermeisten Fällen einen neuen vierten Standort finden, um aus drei eines zu machen." Dafür brauche es Pläne und Geld. Mit der Absage des Förderprogramms spare das Land am falschen Ende.

Eine Begründung, warum ausgerechnet dieses Programm wegfällt, kommt aus der Landesregierung nicht. Das Bildungsministerium sieht das Finanzministerium in der Verantwortung, aber sowohl dort als auch in der Staatskanzlei verweist man auf Anfrage wiederum ans Bildungsministerium. Der Regierungssprecher schreibt noch dazu: Die Steuereinnahmen würden sinken, die Kosten steigen, gespart werden müsse überall.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 06. Dezember 2024 | 06:08 Uhr

1 Kommentar

kroppi012020 vor 6 Wochen

Marode Schulen...,macht doch nix...
Hauptsache wir haben Geld für Kriegsgerät...

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