Chatprotokoll zum Nachlesen Die Maya, der Dresdner Maya-Codex und der Weltuntergang

25. September 2019, 11:58 Uhr

Was sagt der Dresdner Maya-Codex wirklich über den Weltuntergang aus? Und wie gehen die Nachfahren der Maya heute mit dem Thema um? Im Rahmen des trimedialen Thementages standen am Mittwoch vier Maya-Kenner im Chat bei mdr.de Rede und Antwort. Die Redakteure Andreas Berger und Michael Feldmann berichteten über ihre Reise nach Mexiko. Als Chatgäste begrüßten wir außerdem die Leiterin des Dresdner Buchmuseums, Katrin Nitzschke, sowie die Dresdner Maya-Autorin und Wissenschaftsjournalistin Viola Zetzsche.

  • bommel: hallo
  • Chat-Moderator: Guten Abend und herzlich willkommen zum Maya-Chat beim MDR. Ab 21 Uhr werden unsere Gäste Ihre Fragen beantworten. Im Chat begrüßen wir heute: Katrin Nitzschke, Leiterin des Buchmuseums in der SLUB Dresden; Viola Zetzsche, Buchautorin und Wissenschaftsjournalistin sowie die beiden MDR-Redakteure Michael Feldmann und Andreas Berger. Wir freuen uns auf einen spannenden Chat zum Thema: Die Maya und das Ende der Welt.
  • Oliver Ketschup: Hallo Leute!
  • bommelchen: guten abend
  • Oliver Ketschup: Hallo Bommlchen
  • bommelchen: Hallo Olivier
  • Oliver Ketschup: Wann dürfen hier Fachfragen gestellt werden?
  • Chat-Moderator2: sehr gern jetzt
  • bommelchen: noch drei minuten
  • bommelchen: aber nicht bis zum weltuntergang ;)
  • Chat-Moderator: Zum Auftakt unseres Chats lassen wir zunächst Viola Zetzsche zu Wort kommen, die Maya-Fan ist: "Über die Maya- Forscher und -fans wird häufig gesagt, dass sie von ihrem Metier besessen sind. Das würde ich nach Recherche und Dreh unbedingt unterschreiben. Wen der Maya- Virus einmal gepackt hat, den lässt er nicht wieder los."
  • Chat-Moderator: Gibt es neben Viola Zetzsche noch mehr Maya-Fans? Und wenn ja, warum?
  • maya12: Das ist übrigens eine Erfahrung, die ich nur bestätigen kann - nach all den Gesprächen, die wir geführt haben!
  • Stjepanu: Guten Abend!
  • schindi: Frau Zetsche glauben Sie wirklich an den Weltuntergang am 21.12?
  • Viola Zetzsche: Die Welt besteht nicht nur aus der Erde, sondern meint das Universum. Das wird gewiss nicht untergehen.
  • Chat-Moderator: @maya12 - Welche Gespräche haben Sie denn geführt?
  • Oliver Ketschup: Ok. Wissen Sie, wo man(n) eine echte Chak Mo'ol-Statue außerhalb von Nicaaguar betrachten kann. Es darf aber nicht so weit weg von Chemnitz sein. Zum Beispiel in Europa.
  • Michael Feldmann: Also, auf jeden Fall in Mexico City und in Chichen Itza. Aber das ist von Chemnitz schon ein ganzes Stück entfernt. Ich vermute, dass auch das British Museum in London einen Chac Mool zu bieten hat.
  • bommelchen: Kennt ihr noch Biene Maya?
  • Däniken: Ich denke, die Welt wird nicht untergehen, aber es wird gravierende Veränderungen geben (können).
  • Chat-Moderator: Ein kleiner Hinweis an dieser Stelle: Um 21.15 Uhr beginnt die Fernsehsendung "Spur der Schätze", die Sie hier im Chat live mitverfolgen können.
  • Andreas Berger: Ich meinte all die Gespräche, die wir für die Vorbereitung der Sendungen bzw. für die Sendungen direkt geführt haben.Alle erzählten uns, dass sie mehr oder weniger seit der Kindheit von der Maya-Kultur fasziniert sind.
  • AlMagnifico: hallo?
  • Chat-Moderator2: @ Oliver Ketschup: Bitte wahren Sie die Form. Keine persönlichen Beleidigungen.
  • Chat-Moderator2: Q Al Magnifico: Ihre Frage wurde an unsere Experten weitergeleitet. Es dauert natürlich einige Minuten bis sie geantwortet haben.
  • Chat-Moderator2: Jetzt den Player starten. Die Spur der Schätze beginnt.
  • erikholm: Guten Abend
  • Chat-Moderator: Frau Zetzsche, Sie sagen, dass Sie in Mexiko und an deutschen Universitäten Indizien gefunden haben, dass sich die Wissenschaftler mit dem Datum 21.12.2012 gründlich verrechnet haben. Welche Indizien sind das?
  • friendship: Woher weiß man eigentich,was das bedeutet?
  • Chat-Moderator: Was meinen Sie mit der Frage?
  • friendship: Na die Hyroglyphen?
  • Chat-Moderator: Frau Nitzschke, können Sie die Frage erklären?
  • AlMagnifico: Guten Abend. Ich habe mich bisher nicht mit diesem speziellen Weltuntergangsszenario 21.12. beschäftigt, weil ich prinzipiell nicht an prophezeite Weltuntergänge glaube. Die bisherige Erfahrung sagt ja, das das noch nie gestimmt hat. Meine Frage: Wie kommt man denn auf sowas? Wie ist die Argumentation? Der Codex liegt ja nun schon eine Weile rum hier in Dresden, warum plötzlich dieser Hype?
  • Katrin Nitzschke: Einen größeren Besucheransturm erlebte die Schatzkammer des Buchmuseums, wo der Codex Dresdensis liegt, als der Film "2012" in die Kinos kam. Seitdem können wir von einem erhöhtem Besucherinteresse sprechen, das wohl bis zum 21.12. nicht geringer wird. Natürlich wussten Experten schon lange, dass im Dezember 2012 ein Zeitalter zu Ende geht und ein neues beginnt. Die Maya selbst verbanden diesen Termin auch nicht mit einem Weltuntergang.
  • Sandini: guten abend
  • Chat-Moderator: Herr Feldmann, Sie haben Peter Escher auf seiner Reise nach Mexiko begleitet. Wie haben Sie das Volk der Maya erlebt?
  • friendship: Und meine frage?
  • Chat-Moderator: @friendship - bitte haben Sie etwas Geduld, Frau Nitzschke beantwortet die Fragen nacheinander.
  • Viola Zetzsche: Ich verweise auf die Doktorarbeit von Andreas Fuls, Wissenschaftler des Instituts für Geodäsie und Geoinformationswissenschaft der Technischen Universität in Berlin. Die Maya gelten als die Hüter der Zeit. Sie hatten genaue Vorstellungen vom Verlauf der Gestirne. Fuls hat im Codex Dresdensis nach der Beschreibung einer markanten Gestirnskonstellation gesucht und sie gefunden. Anhand dessen hat er die allgemein verwendete Übertragung der Maya-Daten in unseren Kalender für ungeeignet erklär
  • Chat-Moderator: Guten Abend Herr Berger - als Kulturredakteur von MDR 1 RADIO SACHSEN waren Sie ebenfalls in Mexiko. Welche Hinweise haben Sie auf den Dresdner Maya-Codex gefunden?
  • Michael Feldmann: Das Erste, was ich begreifen musste- die Hochkultur der Maya ist zwar vor 800 Jahren untergegangen und dann durch die Spanier gründlich ausgerottet worden, aber das Volk der Maya existiert noch immer. Über 6 Millionen Menschen in Mittelamerika. Und viele Traditonen sind immer noch lebendig, das wird auch im Film noch thematisiert. Für die Wissenschaftler sind die heute lebenden Maya sehr wichtig, um manche Frage aus der Geschichte zu beantworten.
  • AlMagnifico: Hier die Hintergrundinfo zu Andreas Fils Ergebnissen: http://www.astronews.com/news/artikel/2009/11/0911-002.shtml
  • Andreas Berger: Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir haben als Hörfunk und Fernsehen, wie bei vorangegangenen Projekten, gemeinsam unternommen. Wie Jens Rohark in der Radio- und Fernsehsendung erzählt, dass der DD`er Maya-Codex wahrscheinlich aus Yucatan stammt und dann durch die Spanier nach Europa kam. Von (möglicherweise) Madrid kam er über ien nach Dresden - durch Götze. Und irgendwann, als er längst vergessen war, stieß Förstermann durch Zufall darauf und fng sich an, damit zu beschäftigen.
  • Stjepanu der Zweite: Was mich wundert bei dem dresdner Maya-Kodex Warum ist es für ForscherInnen anscheinend nicht ohne weiteres möglich die richtige Reihenfolge der Kodexseiten wieder herzustellen?
  • Katrin Nitzschke: Der Codex erlitt in den letzten Kriegstagen 1945 einen Wasserschaden. Die beiden Teile des Codex, die zwischen Glasscheiben montiert waren, klebten teilweise am Glas. Man hat zwar den Codex wenige Wochen später auf Schloss Weesenstein getrocknet, aber leider zu zeitig und in falscher Reihenfolge wieder zwischen die Glasscheiben montiert, so dass die Beschriftung einzelner Tafeln noch am Glas klebt. Eine erneute Öffnung der Glasscheiben ist nach Meinung von Fachleuten zu risikoreich.
  • Chat-Moderator: Frau Zetzsche, Herr Berger und Herr Feldmann - haben Sie in Mexiko Hinweise darauf gehabt, dass sich die Maya auch auf den Weltuntergang vorbereiten?
  • Hunabku2: Wurde je darüber nachgedacht, den Codex eines Tages zurückzugeben an das Volk der Mayas?
  • Chat-Moderator2: Ich habe die Frage eben an Frau Nitzschke weitergegeben. Die Antwort folgt in Kürze.
  • Chat-Moderator: Liebe Chatgemeinde - kennen Sie Menschen in Ihrer Umgebung, die Angst vor dem 21. Dezember haben?
  • Katrin Nitzschke: @friendship: Man geht von etwa 800 Zeichen aus, von denen Nikolai Grube ca. zwei Drittel entschlüsselt hat. Die Maya-Schrift zu entziffern, ist in sofern nicht einfach, weil es sich oft um eine Kombination von einem Symbol für einen Begriff z.B. für eine Gottheit oder einen Planeten und eine Silbe handelt.
  • Marimaus: also ich kenne keinen menschen der angst hat,aber habe selber große angst
  • beta: Nein.
  • Chat-Moderator: @marimaus: Warum? Was denken Sie, was passiert?
  • beta: Danke.
  • Johannes12: Angst nicht, aber sie erwarten etwas besonderes in einer neuen Zeitrechnung die ab dem 21.12.2012 beginnen soll, sozusagen ein Zeitensprung
  • Andreas Berger: Nein, wie in der RadioSendung der Mann aus Guatemala sagte, wirMaya wissen, dass etwas NEUES beginnt, eine neue Ära, ein neuer Zeitabschnitt. Zukunftspessimismus ist uns bei den Recherchen nicht begegnet; warum auch?
  • Marimaus: ich habe Angst,dass der Planet x uns zerstört
  • Michael Feldmann: Stichwort Vorbereitung der Maya auf den Weltuntergang. Nein- für die Maya ist der 21.12. kein Datum, das sich mit dem Weltuntergang verbindet. Aber es ist Datum, an dem sie feiern werden,denn es steht für sie eher für positive Veränderungen. Dazu muss man aber auch wissen, dass ein Wesenszug der Mexikaner ihre Zufriedenheit mit den Verhältnissen ist ("es könnte ja noch schlechter werden").
  • erikholm: Guten Morgen!
  • Chat-Moderator: @Andreas Berger: Ist der Zukunftspessimismus also eher etwas, was in den Industrienationen häufiger vorkommt?
  • erikholm: Geht die Welt unter oder nicht!? Das ist doch nur die Frage hier! =D
  • AlMagnifico: Es gibt keinen Planeten X http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/10/11/nicht-jeder-planet-x-ist-gefahrlich/ Ein Weltuntergang ist nun wirklich das letzte, wovor man Angst haben müsste.
  • Marimaus: naja man liest ja viel was einen verunsichert
  • Andreas Berger: Mir scheint: Überhaupt in der christlichen Welt. Viele gehen davon aus, dass das Leben ein Spiegelbild des Universums ist. Es ist, wie das Leben jedes einzelnen, irgendwann entstanden und da Leben Endlichkeit hat, wird es auch auf das Universum projiziert; heißt: Irgendwann muss es ein Ende geben.
  • Super: Weltuntergang abgeagt
  • Hunabku: Gab es je die Idee, den Codex eines Tages an die Mayas zurückzugeben?
  • Katrin Nitzschke: Die SLUB und ihre Vorgängereinrichtungen waren immer bestrebt, diese Handschrift für alle Interessenten zugänglich zu machen. Ich habe oft Maya in der Schatzkammer in den vergangenen Jahrzehnten begrüßt, die beeindruckt waren, wie der Codex hier präsentiert und mit welchem Respekt mit ihm umgegangen wird.
  • Andreas Berger: Den Eindruck von Frau Nitzschke kann ich nur bestätigen - nah dem eigenen Erleben eines Gualtamateken und den vielen Einträgen im Gästebuch des Buchmuseums.
  • ducki: Frau Nitzschke, hat sich die mexikanische Regierung schon mal bei Ihnen gemeldet und Forderungen gestellt?
  • Katrin Nitzschke: Die Botschafter Mexikos statten regelmäßig der SLUB einen Besuch ab, um die Maya-Handschrift im Buchmuseum zu besichtigen. Von Forderungen ist mir nichts bekannt.
  • ducki: Frau Zetzsche, werden Sie noch einmal nach Mexiko fahren? Und glauben Sie, dass der Codex jemals vollständig entschlüsselt wird?
  • Viola Zetzsche: Nach Mexiko fahre ich gern wieder. Der Codex ist heute wie ein Buch mit sieben Siegeln. Wir können uns nicht in die Lebenswelt der Maya zurück versetzen. Der Codex lässt sich deuten, aber vollständig entschlüsseln - ich glaube nicht.
  • Johannes10: also kann man zusammenfassend sagen, das das Datum 21.12.2012 in der Geschichte der Maya etwas besonders bezeichnet, was ist aber unklar?
  • Katrin Nitzschke: Für die Maya beginnt ein neuer Zeitabschnitt, eine neue Periode. Nichts mehr, aber auch nichts weniger.
  • Johannes10: also kann man zusammenfassend sagen, das das Datum 21.12.2012 in der Geschichte der Maya etwas besonders bezeichnet, was ist aber unklar?
  • Andreas Berger: Wie überall zu lesen: Es endet eine spezielle Zeitperiode - das 13. Baktun und etwas Neues beginnt; keinesfalls in irgendeiner Art und Weise negativ oder pessimistisch! Die Untergangsdeuter scheinen mir immer unterwegs zu sein, um irgendwelche Beweise zu finden. Im Fall des DD`er Maya-Codex sind sie einfach dem irrtümlichen Vertauschen der Seiten "auf den Leim" gegangen.
  • Däniken: Nun können wir den Weltuntergang tatsächlich absagen, denn der Codex ist so, wie er ausgestellt ist, falsch zusammengestellt. Die neuralgische letzte Seite gehört an den Anfang des Codex und verliert so ihre "Gefährlichkeit". (Das war in der Sendung des MDR zu sehen.)
  • Viola Zetzsche: Meine Überzeugung ist: Das Datum 21.12.2012 hätte für die Maya keine Bedeutung. Die Lange Zählung endet am 6.11.2220. Ihre Prophezeiung einer Flut haben die Maya für die Nachwelt im Codex Dresdensis festgehalten. Wann sie damit rechneten ist nicht vermerkt oder nicht mehr erkennbar.
  • Chat-Moderator: Wir haben noch ein bisschen Zeit - her mit den Fragen!
  • Hunabku2: Wenn er allen offen steht, dann ist es ja okay. Wie lange kann er denn noch erhalten werden?
  • Katrin Nitzschke: Die SLUB tut alles in ihren Kräften Stehende, damit der Codex so lange wie möglich erhalten bleibt. Dazu gehören die entsprechenden konservatorischen und sicherheitstechnischen Bedingungen, die regelmäßig kontrolliert werden.
  • rolf: Eine Frage an Herr Feldmann und Herr Berger: Wie war das eigentlich bei den Dreharbeiten in Mexiko? Hatten Sie da auch Kontakt zu Original-Mayas?
  • Michael Feldmann: @rolf Ja, durch die Unterstützung unserer Begleiter hatten wir mehrfach Kontakt und haben zwei Dörfer besucht. Maya begegnet man vor allem in Chiapas eigentlich ständig, wie gesagt, es leben noch über 6 Millionen in Mittelamerika.
  • Chat-Moderator: Frau Zetzsche, wenn es jetzt keinen sintfluartigen Untergang gibt - drohen dann andere Katastrophen? Vielleicht kosmischer Art?
  • couchkartoffel: Steht denn nun das Datum 21.12. in dem Kalender oder nicht?
  • Viola Zetzsche: Siehe oben... Prof. Grube sagt, im Codex Dresdensis ist kein Datum für die Prophezeiung einer kosmischen Katastrophe vermerkt. Auf der Tafel mit der Weissagung einer Flut steht lediglich der Tag Eb.
  • couchkartoffel: Wie wird die SLUB den 21. Dezember 2012 begehen?
  • Katrin Nitzschke: Es wird z.B. ein Konzert geben und eine Lesung. Am besten, Sie schauen in unserer Homepage nach unter: http://www.slub-dresden.de/ueber-uns/ausstellungen-veranstaltungen/veranstaltungskalender/archiv-veranstaltungen/maya-konzert/
  • Viola Zetzsche: Das Interesse für Mystisches liegt im Wesen des Menschen. Wir brauchen Rituale, Geheimnisse, Aufgaben. Rätsel zu lösen, hat uns zum Menschen gemacht.
  • rolf: Und wie war die begegnung mit den Mayas? Waren sie eher distanziert und skeptisch oder wie muss man sich das vorstellen?
  • Michael Feldmann: @rolf Es gibt mittlerweile etliche Maya, die mit Tourismus ihr Geld verdienen- auch davon gab es im Film ein paar Bilder. Die sind natürlich zur Kundschaft freundlich. In den Dörfern ist man da eher reserviert, aber durchaus auch grundsätzlich freundlich. Es macht schon einen Unterschied, wenn man mit Begleitern dorthin kommt, die aus Mexiko stammen oder zumindest schon lange dort leben und die sich auch für die Maya und ihre Kultur interessieren.
  • couchkartoffel: Ich finde ja die Zeitrechnung der Maya ganz schön kompliziert. Haben Sie das verstanden?
  • Viola Zetzsche: Die Zeitrechnung der Maya orientiert sich exakt am Verlauf der Gestirne. Das übersteigt meinen Horizont. Aber die Maya haben sich über Jahrtausende damit beschäftigt. Die sie beherrschten hatten Macht...
  • couchkartoffel: Ich finde ja die Zeitrechnung der Maya ganz schön kompliziert. Haben Sie das verstanden?
  • Michael Feldmann: Da schließe ich mich Frau Zetzsche gern an. So habe ich das auch empfunden.
  • Andreas Berger: Das ist aber auch das Faszinierende, dass wir nicht immer alles gleich verstehen müssen. Und wenn wir es nicht verstehen: Ist das nicht Ausdruck tiefsten Respekts vor einer anderen Kultur?
  • Viola Zetzsche: ...drohen andere Katastrophen? Vielleicht kosmischer Art? Eine Verstärkung des "Sonnenwindes" könnte auf der Erde für Magnetfeldschwankungen sorgen. Dadurch kann es zu großflächigen Stromausfällen kommen.
  • couchkartoffel: Ich finde ja die Zeitrechnung der Maya ganz schön kompliziert. Haben Sie das verstanden?
  • Katrin Nitzschke: Um alles zu verstehen, muss man schon ein Fachmann sein wie Nikolai Grube, dessen neustes Buch zum Dresdner Codex enorm dabei hilft. Den Sonnen- bzw. Ritualkalender kann man aber leicht nachvollziehen. Vielleicht schauen Sie einmal in unseren Online-Katalog der Maya-Ausstellung hinein, die im Frühjahr dieses Jahres im Buchmuseum gezeigt wurde. Sie finden ihn unter: slub-dresden.de/ueber-uns/ausstellungen-veranstaltungen/ausstellungen-der-slub/archiv-der-ausstellungen/ausstellungen-2012/
  • ducki: Wie kamen Sie eigentlich zu dem Dresdner Maya-Kenner, der im Film zu sehen war?
  • Michael Feldmann: Jens Rohark ist auch in der SLUB (oder bei Prof. Grube) ein guter Bekannter. Ein Mensch, der seine Träume lebt. Ich glaube, ich bin zum ersten Mal im virtuellen Katalog der Ausstellung der SLUB zum Maya- Codex auf Jens gestoßen. Genaueres findet sich im Internet- über seinen Verleger Ingo Hedrich, Roh- Ark- Verlag Ostrau.
  • couchkartoffel: Und haben sie die Macht auch ausgenutzt?
  • Viola Zetzsche: Wie gesagt. Das übersteigt meinen Horizont.
  • Viola Zetzsche: Ich habe zahllose Menschen getroffen, die glauben, dass etwas passiert. Manche wollen sich in den Anden in Chile treffen und den Dezember 2012 abwarten, andere haben Vorräte gehortet. Das spiegelt eine allgemeine Verunsicherung in unseren Tagen. Doch eine Katastrophe auf Erden ist kein Weltuntergang. Ein Maya-Nachfahre in Mexiko fragte mich: „Ist es nicht Zeit für eine Reinigung?"
  • Johannes10: aber wer die Zeitrechnung dann überhaupt verstanden der Mayas, kann man die aus heutiger sicht verstehen?
  • Katrin Nitzschke: Der enorme astronomische und mathematische Sachverstand der Maya ließ exakte Rechnungen über lange Zeiträume zu. Fachleute sind aus diesem Grund in der Lage, diese mit unserer Zeitrechnung zu kombinieren.
  • ducki: Unter welchen Bedingungen leben die Maya heutzutage eigentlich?
  • Andreas Berger: Nach den kurzen Eindrücken ist das nicht zu verallgemeinern. Was uns Mexikaner und die Deutschen, die sich den Mayas verbunden fühlen, erzählten, war,dass viele nach wie vor vom Maisanbau und dadurch sehr einfach leben. Wenn sie versuchen, in den großen Metropolen ihr Glpck zu finden, scheitern viele. Dafür ist für sie Familie fast etwas heiliges und sie interessieren sich sehr dafür, die Sprache ihrer hnen auch wieder beherrschen zu lernen, was bis vor ein paar Jahren noch unvorstellbar
  • Viola Zetzsche: Die Maya kannten die synodischen Umlaufbahnen von Venus, Mond, Merkur, die heute in unseren Physikbüchern stehen. Sie hatten Zeit sich zu spezialisieren. Die Experten der Maya-Forschung oder beispielsweise Archäoastronomen verstehen den Maya-Kosmos sehr gut.
  • ducki: Aber wieso wussten das die Mayas und andere nicht?
  • Viola Zetzsche: Die Beobachtung der Gestirne haben die Maya von den Olmeken übernommen. Das ist das Wissen von Jahrtausenden.
  • Chat-Moderator: Übrigens, in unserem Voting haben bisher 53 Prozent erklärt, an das Ende der Welt zu glauben, aber erst irgendwann. Elf Prozent sehen das Ende am 21.12.12 kommen und 36 Prozent sind der Meinung, die Welt geht niemals unter.
  • Chat-Moderator: Gibt es noch Fragen an unsere Experten oder Meinungen zum Thema Maya-Kalender und Weltuntergang. Ansonsten würde ich unsere Gäste bitten, eine kleine Abschlusserklärung abzugeben.
  • Viola Zetzsche: „Wer nicht an Wunder glaubt ist kein Realist“, sagte der Nobelpreisträger Niels Bohr. Eine Katastrophe auf Erden ist noch kein Weltuntergang. Und, wenn Liebe, Glaube und Hoffnung aussterben, ist die Menschheit auch ohne Untergang verloren.
  • Chat-Moderator: An dieser Stelle möchten wir auch noch einmal auf unsere Sonderseite hinweisen. Hier finden Sie zahlreiche Informationen, Bilder und Interaktionen zum Thema Maya-Codex: http://www.mdr.de/sachsen/maya-kalender114.html
  • Andreas Berger: Ich finde einfach toll, mal abgesehen von den WeltUntergangsDeutungen, dass die Maya ihre Seele durch internationale Forschungsanstrengungen wieder bekommen haben: Ihre Sprache. Sie selbst können jetzt wieder die Originale ihrer Vorfahren lesen - und haben so ihre Geschichte wieder zurückbekommen - Und: Noch nie haben sich so viele Menschen weltweit mit den Maya beschäftigt!
  • Viola Zetzsche: Stimmt. Sie empfinden wieder Stolz auf ihre Traditionen und Wurzeln. Das war lange Zeit nicht so.
  • Michael Feldmann: Das Faszinierendste während der Dreharbeiten war für mich die Begegnung mit den Maya- Fans(=Experten) und den Maya selbst. Bei den Maya- Eyxperten hat mich die enorme Begeisterung für das Lebensthema Maya immer wieder verblüfft, bei den heute lebenden Maya der Umgang mit der eigenen Geschichte und den Traditionen. Wobei dieser Prozess der Wiederentdeckung und eines neuen Selbstverständnisses wohl gerade in der jüngeren Vergangenheit besonders "Fahrt aufgenommen hat".
  • Katrin Nitzschke: Die vielen Reaktionen auf den 21.12 2012 beweisen doch, wie verschieden Menschen mit Zeit, Überleben, Krisen und damit auch mit dem Sinn des Lebens umgehen. Dies gilt es zu respektieren. Andererseits hat die Beschäftigung mit dem Dresdner Maya-Codex gezeigt, wie wichtig es ist, sich diesem kulturellen Erbe zu stellen.
  • Chat-Moderator: Wir bedanken uns bei unseren Chatgästen und allen Teilnehmern für den interessanten Abend. Er hat sicher dazu beigetragen, mit einigen Irrtümern zum Thema Weltuntergang und Maya-Kalender aufzuräumen. Wir wünschen allen eine gute Nacht und eine schöne Adventszeit.
  • Andreas Berger: Danke dem Chat-Moderator für die gescheite Regie!
  • Viola Zetzsche: Vielen Dank dem Team des MDR für den interessanten Thementag und allen Chatgästen für ihr Interesse. Ich wünsche Gesundheit, ab und an ein Rätsel und ein glückliches Leben noch lange, lange über das Jahr 2012 hinaus.
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