Schadstoffwolke Kritik an fehlenden Infos nach Chemieunfall

14. August 2015, 20:08 Uhr

Olbernhaus Bürgermeister Heinz-Peter Haustein ist einen Tag nach dem Chemieunfall im tschechischen Litvínov noch immer sauer auf die Behörden im Nachbarland. 38 Minuten nach der Explosion bei Unipetrol habe ihn ein Anwohner auf deutscher Seite angerufen und von einer Explosion und einer Rauchwolke in Tschechien berichtet. "Bis dahin hatte ich keinerlei Information von dem Vorfall, obwohl der Qualm längst Richtung Deutschland zog", sagte Haustein am Freitag MDR SACHSEN. Das könne nicht sein und dürfe sich auch nicht wiederholen. Er habe sich über persönliche Kontakte nach Tschechien schließlich Informationen besorgen müssen. Erst als seine Anfrage die dortige Stadtverwaltung erreichte, habe er eine Warnung vor der Qualmwolke erhalten. Daraufhin habe er seine Bürger aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Haustein hat sich die Situation vor Ort selbst angeschaut. Die tschechischen Feuerwehren hätten die Lage zeitweise nicht im Griff gehabt, schätzte der Kommunalpolitiker ein. An der Mesststation auf dem Schwartenberg wurden zeitweise erhöhte Schwefeldioxid-Werte registriert.

Unipetrol folgt Notfallplan

Haustein fordert eine bessere Informationskette. Das sächsische Umweltministerium und das Landesumweltamt müssten in solchen Fällen umgehend von tschechischen Behörden informiert werden. Der Olbernhauer Bürgermeister hat nach eigenen Angaben bei Umweltminister Thomas Schmidt interveniert. Unipetrol-Sprecher Mikuláš Duda sagte dem MDR SACHSENSPIEGEL am Freitag, aus Sicht des Unternehmens sei der Notfallplan eingehalten worden. Man habe die Polizei, die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden und das tschechische Umweltministerium über den Vorfall infomiert. Dass die Information die deutschen Behörden nicht umgehend erreicht habe, ärgere ihn, sagte Duda. "Wir sind schließlich nicht zwei Länder sondern die Europäische Union."

Feuerwehr: "Die Situation ist unter Kontrolle"

Die Löscharbeiten nach dem Großbrand in einer tschechischen Chemiefabrik unweit der sächsischen Grenze dauerten am Freitag an. Ein Sprecher der Feuerwehr in Litvinov sagte, die Situation sei unter Kontrolle. Neue Messungen hätten keine Grenzwert-Überschreitungen gefährlicher Stoffe in der Luft ergeben. Die höchste Alarmstufe werde aber noch nicht aufgehoben. Größere Mengen Propen müssten ausbrennen. Die Einsatzkräfte kühlten Rohrleitungen, um ein Wiederausbrechen des Feuers zu verhindern. Die Straße vor dem Werk war am Freitag aus Sicherheitsgründen weiter gesperrt. Die 1.000 Mitarbeiter blieben zu Hause. Nach Informationen eines MDR-Reporters vor Ort soll das Werk am Montag langsam wieder angefahren werden. Dann soll auch die Suche der Ursache für die Explosion beginnen.

Entwarung für Luft und Wasser im Erzgebirge

Bürgermeister Heinz-Peter Haustein bezeichnete Haustein am Freitag die Situation im Erzgebirge als entspannt. Das Landesumweltamt in Sachsen gibt für Luft und Wasser inzwischen Entwarnung. "Bisher gibt es keine Auffälligkeiten an den Messstationen", sagte eine Sprecherin. 10.000 Kubikmeter Löschwasser waren bei der Havarie in die Bilina gelangt. Die Bilina ist ein Nebenfluss der Elbe, der bei Usti nad Labem in die Elbe mündet. Flugasche hatte das Wasser des Flüsschens verfärbt. Inzwischen sei das verschmutzte Wasser in Sachsen angekommen, erklärte die Sprecherin. Von den Verfärbungen sei nichts mehr zu sehen, auch die Messwerte in Schmilka seien nicht auffällig, sondern "elbetypisch". Man beobachte aber die Entwicklung insbesondere auch wegen des Niedrigwassers weiterhin genau.

Mehr aus der Region Chemnitz

Kinder und Jugendliche sitzen an einem Tisch und schnitzen. 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mehr aus Sachsen

Rotes Cover zeigt Marcel Duchamps "Minotaure" von 1934. 4 min
Bildrechte: © Archiv der Avantgarden - Egidio Marzona, SKD, Foto: Herbert Boswank
4 min 05.05.2024 | 05:01 Uhr

Die erste Sonderausstellung im Dresdner Archiv der Avantgarden widmet sich dem Surrealismus und trägt den Titel "Archiv der Träume". Michael Ernst hat mit dem Kurator Przemysław Strożek einen Rundgang unternommen.

MDR KULTUR - Das Radio So 05.05.2024 09:40Uhr 04:00 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/audio-archiv-traeume-ausstellung-kunst-surrealismus-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio