Verkaufsbörse Ahnungslos und durchgefroren auf dem Stoffmarkt in Leipzig
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05. März 2023, 18:11 Uhr
Unter denkbar schwierigen Witterungsbedingungen hat der deutsch-holländische Stoffmarkt am Sonntag Station in Leipzig gemacht. Etwa 30 Stände präsentierten ihre Waren. Menschen verschiedener Altersgruppen schauten sich um. MDR SACHSEN-Reporterin Sina Meißgeier wollte Jersey-Stoff besorgen, um daraus für einen kleinen Jungen ein Kleidungsstück zu nähen. Das Problem: Sie hat absolut keine Ahnung.
- Der deutsch-holländische Stoffmarkt ist jedes Wochenende in einer anderen Stadt zu Gast. Am Sonntag machte er Station in Leipzig.
- Trotz des teilweise extrem schlechten Wetters haben Nähbegeisterte vorbeigeschaut und sich mit Stoffen eingedeckt.
- Auch unsere Reporterin ist fündig geworden, aber unter schwierigen Bedingungen.
Stoffe und diese in schöne Kleidung zu verwandeln - das gehört leider nicht zu meinen Fähigkeiten. Jedoch bewundere ich Menschen, die das können. Ich habe 2020 bei Ausbruch der Corona-Pandemie ja nicht einmal meine Stoffmaske selbst genäht. Ich ruhe mich gerne auf dem Argument aus, dass ich Linkshänderin bin und eben andere Dinge gut kann, zum Beispiel Musik und Sport.
Kalter Wind und eingepackte Verkäufer
Ein Stoffmarkt ist daher nicht der beste Ort für mich. Doch ich habe einen Auftrag: Eine Kollegin bat mich, ihr einen halben Meter Jersey-Stoff mitzubringen. Ich beginne also mich bei windigem und kaltem Wetter auf dem Leuschner-Platz in Leipzig an den Ständen umzusehen.
Ich sehe Berge von verschiedenfarbigen Stoffballen und dick eingepackte Verkäuferinnen und Verkäufer, die dahinterstehen. Zum Teil sind sie hinter ihren Stoffen kaum zu erkennen. An manchen Ständen hängen außerdem schon fertige Kleidungsstücke als Muster - und Nähanleitungen - ich komme meinem Ziel also langsam näher.
Eine erste Annäherung
Ich frage einen der holländischen Händler, ob er blauen Jerseystoff hat. "Ja, möchten Sie einfarbig oder mit Mustern?", fragt er mich fachmännisch. Ich schaue mir die Muster an: Es sind eher hellblaue Muster - einer mit Sternen und ein anderer mit schwarzen Vogelsilhouetten darauf. Auf den Schildern am Stand stehen nur die Preise für einen Meter Stoff.
Ich frage ihn also, ob auch ein halber Meter verkauft wird. "Ja, wir schneiden ab 50 Zentimeter ab", gibt er zurück. Ich nicke und versuche, irgendeine Entscheidung zu treffen. Die einzelnen anderen Menschen um mich herum sind da beherzter unterwegs und tauschen sich darüber aus, was sie brauchen und an welchen Projekten sie gerade arbeiten.
In die Blaufalle getappt und nicht die Zielgruppe
Dann frage ich mich: Warum eigentlich blau? Klar, soll ja für einen Babyjungen sein. Da bin ich wohl direkt in die Stereotypen-Falle getappt. Dabei haben viele Stände die wunderschönsten Muster: von hellem Beige bis knallig bunt, ist alles dabei.
Auch schöne Kissenbezüge werden verkauft, die Frida Kahlo, die US-Route 66, Tiere oder Stadtpanoramen zeigen. Wenn es die Kissenbezüge schon fertig genäht hier gäbe, denke ich, würde ich sofort zugreifen. Und das erinnert mich wieder daran, dass ich überhaupt nicht die Zielgruppe des Stoffmarktes bin.
Metal, Jeans und ein Erfolg?
Ein Stand zieht meine Aufmerksamkeit auf sich: die MetalMotte aus Bayern. Dort gibt es vor allem Stoffe auf schwarzer Farbbasis mit Eulen, Totenköpfen oder einem Blutmond. Auch wiederum nichts für einen kleinen Jungen, denke ich mir. An einem anderen Stand werde ich fündig. Hier gibt es die von mir gesuchten kleinen Stoffrollen. Auf dem Schild steht: Jersey 0,5 Meter. Ich entdecke eine blaue Rolle, die wie Jeans aussieht und greife kurzerhand zu. Ich bin am Ziel.
Nun bin ich mit einem halben Meter jeansfarbenem Stoff zurück im Warmen, wo ich die Rolle öffne und beim genaueren Anfassen nicht mehr sicher bin, ob er wirklich Jersey ist. Jersey und Jeans - ja, das klingt irgendwie vom Wort her sehr ähnlich, hat aber stofflich gesehen nichts miteinander zu tun. Habe ich das Falsche gekauft? Das kann mir wohl nur meine Kollegin beantworten.