Eine Froschfigur aus Ton steht auf dem 31. Mitteldeutschen Töpfermarkt.
An diesem Wochenende findet ein Töpfermarkt am Cospudener See statt (Symbolbild). Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein

Handwerk Töpfer in Sachsen schlagen wegen Nachwuchsproblemen Alarm

20. Mai 2023, 18:40 Uhr

Am Wochenende lockt wieder der Handwerker- und Töpfermarkt an den Cospudener See. Dort präsentieren sich unter anderem etwa 70 Töpferinnen und Töpfer. Doch sie sorgen sich um die Zukunft: Obwohl das Töpferhandwerk boomt, fehlt der Nachwuchs.

Seit 26 Jahren führt Ulrike Rost ihre Töpferwerkstatt in einem Vierseitenhof im Markranstädter Ortsteil Schkölen. Im Keller wird getöpfert, auf dem Dachboden kann man die Keramiktasse gleich mit einem leckeren Tee füllen und dabei durch das Angebot anderer Künstlerinnen und Künstler aus der Region stöbern. Ulrike Rost hat ihr Handwerk klassisch gelernt, war auf Wanderschaft und machte schließlich ihren Meister. Doch obwohl vorhandene Azubis bei ihr Schlage stehen, kann sie schon seit Jahren keine Ausbildung mehr anbieten.

Alarmierende Lage

"Wir haben deutschlandweit dieses Jahr nur noch drei Berufsschulen und nur noch drei Lehrlinge. Das ist wirklich alarmierend und der Tod des Handwerks und es ist immerhin eines der ältesten Gewerbe der Welt", erläuterte Ulrike Rost im Gespräch mit MDR SACHSEN über die aktuelle Angebotssituation bei Schulen für Töpferhandwerk. Die Interessentinnen und Interessenten werden immer mehr und es tue ihr in der Seele weh, weil sie nicht wisse, wo sie die Menschen hinschicken soll, berichtete sie weiter.

Blumen aus Keramik werden auf dem 19. Töpfermarkt an einem Stand zum Kauf angeboten.
Blumen aus Keramik werden auf einem Töpfermarkt in Burg im Spreewald angeboten. Bildrechte: picture alliance/dpa | Frank Hammerschmidt

Wir haben eine gute Zukunft, aber die muss gepaart werden mit einer guten Ausbildung.

Ulrike Rost Handwerksmeisterin

Betriebe brauchen Unterstützung

Für kleinere Betriebe wir ihren sei es unmöglich, die Ausbildung zu stemmen. Neben dem Lohn müssen auch Miete und Nebenkosten bezahlt werden. Gerade die Energie- und Materialkosten sind zuletzt drastisch gestiegen. Hier wünscht sich Ulrike Rost Unterstützung, um auch in Zukunft junge Menschen an ihr Handwerk heranführen zu können. Dazu müsse den Betrieben laut Rost die Möglichkeit gegeben werden, eine qualitativ hochwertige Ausbildung anzubieten und stemmen zu können. "Das ist im Moment nicht gegeben", resümiert sie.

Selbst erlernt aus Not

Aus der Not heraus hat sich die Leipzigerin Verena Deist das Handwerk selbst beigebracht und mit ihrer Freundin Johanna Lotz vor drei Jahren das Studio Papaya am Ringcafé eröffnet. Ihre Suche nach einem Ausbildungsplatz war erfolglos. "Es gab in und um Leipzig gar keine Möglichkeit eine Ausbildung zu machen, weil es einfach keine Betriebe mehr gibt, die ausbilden", sagte sie.

Die beiden Frauen glauben, dass das Töpferhandwerk aktuell im Trend liege und auf das Interesse der Menschen stoße. Jeden Tag würden sie mehrere Anfragen bezüglich eines Workshops erreichen.

Wie die beiden Leipzigerinnen, so gibt auch Ulrike Rost ihr Wissen in Töpferkursen weiter. Ob das aber zum Erhalt des Berufsstands beitragen kann, wissen sie nicht.

Wir haben eigentlich das Gefühl, dass das Töpferhandwerk gerade voll der Trend ist und dass alle Leute super viel Interesse daran haben.

Verena Deist & Johanna Lotz Studio Papaya Leipzig

MDR (ltt/sme)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 19. Mai 2023 | 16:30 Uhr

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