Eine Kamera nimmt die Gesichter von Passanten auf.
Die Polizei in Sachsen sucht in ihren Reihen nach Talenten, die sich besonders gut Gesichter einprägen und so Menschen identifizieren können. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Hans Lucas

Super-Recognizer Polizei Sachsen setzt auf mehr Fachleute für Gesichtserkennung

15. März 2023, 12:14 Uhr

In Sachsen sollen mehr Polizisten als Fachleute für Gesichtserkennung, sogenannte Recognizer, arbeiten. Über einen Test werden geeignete Beamte gesucht. Die Direktion Chemnitz war Vorreiter, andere Regionen ziehen nun nach. Dabei soll auf Erfahrungen aus dem Pilotprojekt zurückgegriffen werden.

Sachsens Polizei will künftig verstärkt auf Menschen setzen, die sich überdurchschnittlich gut Gesichter einprägen und diese wiedererkennen können. Ein im vergangenen Jahr begonnenes Pilotprojekt in der Polizeidirektion Chemnitz hat offensichtlich überzeugt, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Noch in diesem Jahr sollen Tests von Polizisten in Leipzig und Dresden beginnen, um "Super-Recognizer" unter ihnen aufzuspüren, erklärte das Innenministerium. "Wie viele Bedienstete im Haupt-/Nebenamt eingesetzt werden, wird erst nach Abschluss der Tests festgelegt."

23 Testpersonen in Chemnitz erwiesen sich als Super-Recognizer

Mit Hilfe der Recognizer können beispielsweise zur Fahndung stehende Personen aus einer Menschenmenge heraus lokalisiert werden. Das könne live oder über Bildmaterial im Nachgang geschehen. Der Inspekteur der sächsischen Polizei, Petric Kleine, sagte demnach, solche Wiedererkenner unterstützten die polizeiliche Arbeit - sowohl bei der Gefahrenabwehr als auch bei der Strafverfolgung.

Erste Erfolge - unter anderem bei Identifizierung von Fußball-Gewalttätern

Im Bereich der Polizeidirektion Chemnitz hatten sich am Pilotprojekt 800 Personen freiwillig bei einem mehrstufigen Test der Universität Greenwich beteiligt. Im Ergebnis wurden bei 23 von ihnen besondere Fähigkeiten bei der Wiedererkennung von Gesichtern festgestellt. Seither arbeiten zwei Polizisten im Hauptamt als Wiedererkenner, 18 weitere werden bei Bedarf herangezogen.

Die Pressesprecherin der Chemnitzer Polizei, Jana Ulbricht, sagte MDR SACHSEN, man sei begeistert, was die Kollegen leisten könnten. "Sie haben bereits an mehr als 400 Ermittlungsverfahren mitgewirkt und dort hier und da den entscheidenden Hinweis geben können. Beispielsweise bei Ladendiebstählen, Körperverletzungsdelikten oder bei Raubüberfällen – also überall da, wo Videomaterial vorliegt."

Erfolgreich waren sie außerdem bei Ermittlungen nach Ausschreitungen bei einem Fußballspiel von Dynamo Dresden im Mai 2021. Auf dem vorliegenden Videomaterial identifizierten sie 33 zum Teil vermummte Randalierer. Auch im Fall eines Ladendiebstahls in Chemnitz machten sie einen vermummten Täter ausfindig.

MDR (lam)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 15. März 2023 | 08:00 Uhr

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