Jugendliche bei einer Schlägerei mit Messer
In Sachsen haben die Fälle rechtsmotivierter Gewalt zugenommen. Die Opferberatung RAA Sachsen spricht in diesem Zusammenhang von einer Zunahme von jungen Neonazis. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance / KEYSTONE | MARTIN RUETSCHI

Kriminalitätstatistik Rechts motivierte Gewalttaten in Sachsen: Zunahme um ein Fünftel

19. April 2024, 19:04 Uhr

Menschen mit Migrationshintergrund und andere Minderheiten leben in Sachsen gefährlicher. Das zumindest ergeben die Zahlen der Gewaltstatistik der Opferberatung RAA Sachsen.

Im vergangenen Jahr haben Opferberatungsstellen in Sachsen deutlich mehr Fälle rechter Gewalt gezählt. Von 248 rechtsmotivierten Angriffen waren mindestens 380 Menschen betroffen, wie die Opferberatung "Support" des RAA Sachsen am Freitagbei der Vorstellung ihrer Jahresstatistik mitteilte. Für 2023 haben die Opferberatungsstellen 248 Gewalttaten gezählt. Wie RAA-Geschäftsführerin Andrea Hübler mitteilte, ist das ein Anstieg zum Vorjahr um 21 Prozent.

Wer ist die RAA Sachsen?

Die RAA Sachsen e.V. hat fünf Beratungsstellen für Betroffene rechtsmotivierter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Görlitz und Plauen. Diese sind Anlaufstellen für Betroffene, deren Angehörige sowie Zeugen von Gewalttaten. Die Angebote umfassen Beratung, Unterstützung und Begleitung.

Rassismus als häufigstes Tatmotiv

Schwerpunktregionen der rechten Gewalttaten waren demnach die Städte Leipzig und Dresden sowie die Landkreise Zwickau, Leipzig, Bautzen und Görlitz. Das häufigste Tatmotiv sei nach wie vor Rassismus, sagte Hübler. Außerdem hätten sich die Angriffe gegen politische Gegnerinnen und Gegner, gegen Andersdenkende und Alternative sowie gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung gerichtet.

Zunahme antisemitischer Gewalttaten

Ein deutlicher Anstieg sei mit sechs Angriffen zudem bei antisemitisch motivierten Gewalttaten zu erkennen. Drei Fälle hätten sich im Zusammenhang mit dem terroristischen Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel ereignet.

Körperverletzungen besonders häufig

Insgesamt wurden laut Hübler bei den rechten Attacken mit insgesamt 157 Gewalttaten vor allem Körperverletzungsdelikte verübt. In 79 Fällen handelte es sich um Nötigung beziehungsweise Bedrohung. "Mit einem verstärkten Auftreten neonazistischer Organisationen und einem Zuwachs an jungen Neonazis geht auch eine Zunahme rechts motivierter Gewalttaten einher", betonte Hübler. Rassistisch motivierte Angriffe als auch Angriffe gegen Andersdenkende und Alternative hätten deutlich zugenommen.

Köpping: Keine Toleranz für Menschenverachtung

Mit Blick auf die aktuelle Statistik habe sich der besorgniserregende Trend fortgesetzt, sagte Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD). "Jeder einzelne Übergriff ist ein Angriff auf die Demokratie und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft", erklärte Köpping.

Petra Köpping (SPD), Sozialministerin in Sachsen, spricht nach der Auswärtign Sitzung des sächsischen Kabinetts im Forstlichen Bildungszentrum Bad Reiboldsgrün bei einer Pressekonferenz.
Den Opfern von menschenverachtender Gewalt müsse weiterhin schnell und solidarisch geholfen werden, sagte Sachsens Sozialministerin Petra Köpping. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Bodo Schackow

Jeder einzelne Übergriff ist ein Angriff auf die Demokratie und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.

Petra Köpping Sozialministerin von Sachsen

Für Menschenverachtung gebe es keine Toleranz - die gesellschaftliche Mitte müsse dagegen halten, betonte die SPD-Politikerin. "Nur gemeinsam können wir uns dem Hass und der Gewalt entgegenstellen und deutlich machen, dass wir so ein Verhalten niemals dulden werden."

MDR (phb)/epd

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 19. April 2024 | 19:00 Uhr

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