Symbolbild: Ein Zeigefinger drückt auf einen Knopf mit einem Rollstuhlfahrer-Symbol, das grün aufleuchtet
Für die Barrierefreiheit in Thüringen stehen in diesem Jahr 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. Bildrechte: picture alliance / Amelie Geiger/dpa | Amelie Geiger

Inklusion Barrierefreiheit in Thüringen: Behindertenbeauftragter fordert mehr Geld

10. April 2024, 17:36 Uhr

Von Barrierefreiheit profitieren nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern auch ältere Menschen oder Eltern mit Kinderwagen. Doch die Fördermittel für solche Projekte seien zu niedrig, kritisiert der Landesbehindertenbeauftragten Joachim Leibiger.

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Der Landesbehindertenbeauftragte Joachim Leibiger fordert vom Landtag mehr Fördergeld für Barrierefreiheit. Leibiger sagte MDR THÜRINGEN, die in diesem Jahr zur Verfügung stehenden 1,3 Millionen Euro reichten bei weitem nicht aus. In den nächsten Jahren seien drei bis vier Millionen Euro jährlich nötig.

"Da muss Butter bei die Fische", sagte Leibiger. "Sonst basteln wir noch in 20 Jahren an der Barrierefreiheit im Land herum." Leibiger verwies darauf, dass er für dieses Jahr im Landtag zwei Millionen Euro Fördermittel für mehr Barrierefreiheit beantragt hatte. Genehmigt worden seien ihm von den Abgeordneten 1,3 Millionen Euro.

Joachim Leibiger
Joachim Leibiger ist seit Dezember 2019 als Thüringer Beauftragter für Menschen mit Behinderungen tätig. Bildrechte: MDR/Daniela Höhn

Diese Mittel seien aber bereits vier Wochen nach dem Start der Förderrunde verplant. Bis zum 4. April wurden demnach bereits Anträge im Umfang von mehr als zwei Millionen Euro gestellt. Es gilt daher ein Antragsstopp.

Großer Bedarf für Förderprogramm in Thüringen

Die Situation sei unbefriedigend, sagte Leibiger. Die Nachfrage zeige, dass ein großer Bedarf für das Förderprogramm bestehe. Mit dem Fördergeld würden zum Beispiel Gebäude mit Rampen für Rollstuhlfahrer ausgerüstet, Toiletten behindertengerecht umgebaut oder Internet-Seiten mit einer Vorlesefunktion ausgerüstet.

Leibiger forderte dazu auf, sich auch über andere Förderprogramme für Barrierefreiheit zu informieren. Entsprechende Angebote gebe es etwa von der KfW-Bank oder den Pflegekassen.

Barrierefreiheit in allen Gebäuden

Der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen unterstützt die Forderung nach mehr Fördergeld für die Leibiger-Behörde. Verbandsvize Jörg Kubitzki sagte MDR THÜRINGEN, die Investitionen in die Barrierefreiheit gingen nicht ins Leere. Vielmehr könnten davon viele Menschen profitieren - Behinderte, Menschen, die in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, oder auch Eltern mit Kinderwagen.

Kubitzki drängte zudem darauf, in die geplante Novelle der Thüringer Bauordnung einen Passus aufzunehmen, wonach bei Neubauten verpflichtend auf Barrierefreiheit geachtet wird. Barrierefreiheit sei ein gesamtgesellschaftliches Anliegen.

MDR (wh/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 10. April 2024 | 16:00 Uhr

3 Kommentare

Eulenspiegel1 vor 3 Wochen

Ich finde das alle Stadtbahnen und Busse rollstuhlgerecht sein müssen. Das alle Haltepunkte so ausgebaut sein müssen das Rollstuhlfahrer problemlos ein und aussteigen können. Und für Regionalbahnen gilt das gleiche.
Ich kenne das Problem seit über 30 Jahren. Meine Lebensgefährtin sitzt im Rollstuhl.

plutaras66 vor 3 Wochen

Mein Partner sitzt im Rollstuhl. Kann kein Schritt laufen. Ihr wisst gar nicht was wir mitmachen müssen um von A nach B zukommen. Manche Termine können wir nicht wahr nehmen. Das wäre mal ein Fortschritt

WerSagtDennDas vor 3 Wochen

Man liest ja immer wieder, das die Seniorentaxis eingestellt werden müssen. Wegen Geldmangel?

Sicher werden solche Taxis auch mit Fördergeldern finanziert.

Ich würde mir wirklich wünschen, dass der Etat dafür deutlich höher ausfällt, wenn ich an alle Rollatorfahrerinnen denke. Ich kenne tatsächlich nur Frauen.

Und wenn sie dann vom Rollator zum Rollstuhl übergehen, reicht der private PkW nicht mehr. Wie schön wäre es für die Senioren, die es sicher mehrheitlich sind, dennoch soweit wie möglich Anschluss zu finden. Der Körper streikt zeitig genug, warum können dann nicht wenigstens strukturelle Hindernisse beseitigt werden. Eine Schräge hier, ein Geländer da, da eine Vorlesefunktion, etc.

Dafür gebe ich gern Steuergelder!

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