Energiewende Energieminister sieht Potenzial bei Geothermie in Thüringen

11. April 2023, 15:01 Uhr

Wie kann mehr Wärme aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden? Neben Biomasseanlagen, die etwa drei Viertel der Wärme aus Erneuerbaren Energien in Deutschland beisteuern, rückt Wärme aus der Erde in den Fokus - auch in Thüringen.

Thüringens Energieminister Bernhard Stengele (Grüne) sieht Möglichkeiten für die verstärkte Nutzung von Erdwärme. Stengele sagte, zurzeit gebe es etwa 30.000 solcher Anlagen im Land. Wie die Solarwärme könne auch oberflächennahe Erdwärme noch ausgebaut werden.

Erdwärme bisher in Thüringen noch kaum genutzt

Bisher spielt Erdwärme in Thüringen noch keine große Rolle. Laut Landesamt für Statistik wird in gerade einmal sieben Prozent der neu gebauten Häuser im Land die Erdwärme, oder eben auch Geothermie genannt, zum Heizen und für Warmwasser verwendet.

Um oberflächennahe Erdwärme zu nutzen, muss zwischen 80 und 100 Meter tief in den Boden gebohrt werden. Untersucht werden sollte laut Stengele auch Tiefen-Erdwärme. Dazu planten zum Beispiel die Stadtwerke Erfurt nächstes Jahr erste Probe-Bohrungen. Dabei dürften aber mögliche Risiken nicht außer Acht gelassen werden.

Industrie fordert, Projekte schneller zu genehmigen

Auch der Bauindustrieverband und die Ingenieurkammer Thüringen hatten sich als Reaktion auf gestiegene Energiepreise dafür ausgesprochen, stärker Erdwärme zu nutzen. Sie plädierten dafür, solche Projekte schneller zu genehmigen. Auch nach ihrer Einschätzung verfügt Thüringen über geeignete natürliche Potenziale, über qualifizierte Fachkräfte und die Technologien, um Geoenergie in größerem Umfang für die Wärmewende verfügbar zu machen.

MDR (mw/dst)/ dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 11. April 2023 | 12:00 Uhr

18 Kommentare

martin am 11.04.2023

Es ist irgendwie wenig erstaunlich, wie sich hier die versammelte "Grünen-Freundschaft" tummelt. Was soll daran falsch sein, wenn ein Minister für die Prüfung einer weiteren Diversifizierung plädiert - außer wenn es der Minister einer geliebten Partei ist?

Und äußerte sich der Minister, dass er nur den Bereich der Einfamilienhäuser dabei im Blick hat?

Übrigens: Wer sein Haus selbst in den Übergangszeiten mit Vorlauftemperaturen höher als 45 Grad beheizt, sollte sich meiner Meinung nach sowieso Gedanken darüber machen, ob er nicht zu viel Geld für die Heizung ausgibt ....

MDR-Team am 11.04.2023

@augu,

Wir verstehen die Äußerungen des Energieministers so, dass er nicht explizit auf Wärmepumpen abzielt. Wie Sie der Grafik entnehmen können, sind auch in der statistischen Erfassung Wärmepumpen eine andere Kategorie als Erdwärme. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz findet man auf den ersten 100 m Tiefe eine nahezu konstante Temperatur von etwa 10°C vor. Danach steigt die Temperatur mit jeden weiteren 100 Metern, je tiefer man kommt, im Mittel um 3°C an. Dies nennt man Erdwärme (Geothermie) und man kann sie mit verschiedenen technischen Verfahren  zur Energiegewinnung nutzen.

Zu Ihrer Frage nach "heißen Thermalwässern": Laut einer Studie des GeoForschungsZentrums (GFZ) Potsdam gibt es in Thüringen einen qualitativ gut bewerteten Messpunkt in Dorndorf (Klick auf den verlinkten Artikel 28 Gigawatt: In Deutschlands Böden schlummert mehr Erdwärme als gedacht). Ob andernorts auch Tiefen-Erdwärme genutzt werden kann, soll durch Probe-Bohrungen gezeigt werden.



kleinerfrontkaempfer am 11.04.2023

Theoretisch gut gedacht Herr Minister. Soviele sind schon da, soviel Potential ist noch vorhanden. Das macht dann mal locker eine CO²Äquivalente von mind. xxx Tonnen.
Die praktische Seite sieht anders aus.
Diese Heizsystem haben nidrigere Vorlauftemperaturen. Baulich eine Hersausforderung für "Alt"bauten. Dämmung, Heizflächen, unterstützende Heizungen für längere Kältperioden, Warmwasserbereitung. Sollte dies in großen Stil durchgesetzt werden ist, mit der kommenden E-Mobilität, ein mehrfacher Elektroenergiebedarf für Haushalte zu verzeichnen. Die Versorger werden dann HT und NT Tarife anbieten müssen. Die Steuerung und Organisation ist in großem Stil noch gar nicht durchdacht.
Egal. Zahlen wird es der Letzte in der Kette. Und das sicher nicht zu knapp.

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