Flüchtlinge Thüringen plant vier neue Gemeinschaftsunterkünfte und Wohncontainer

05. Oktober 2023, 08:53 Uhr

Die Thüringer Landesregierung hat am Mittwoch in einer Sondersitzung darüber beraten, wie die überlastete Erstaufnahmestelle für Geflüchtete in Suhl entlastet werden kann. Die nimmt seit ein paar Tagen keine weiteren Ankömmlinge mehr auf. Nun sollen Unterbringungskapazitäten an anderen Standorten erweitert beziehungsweise neu geschaffen werden. Die rot-rot-grüne Landesregierung rechnet damit, dass bis Jahresende noch bis zu 4.500 weitere Flüchtlinge nach Thüringen kommen könnten.

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Das Land Thüringen will die Kapazitäten zur Erstaufnahme von Flüchtlingen an anderen Standorten erhöhen, um die Erstaufnahmestelle in Suhl zu entlasten. Das teilte die Staatskanzlei am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung mit. In der Einrichtung gilt seit einigen Tagen ein Aufnahmestopp.

Mehr Platz in Eisenberg

So soll unter anderem in der Außenstelle in Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis) mehr Platz geschaffen werden: 44 weitere Plätze bis Januar 2024 durch Verbesserungen im Haupthaus sowie 220 Plätze in Wohncontainern. Die Ausschreibung für deren Anschaffung werde derzeit vorbereitet, hieß es. Die Einrichtung in Eisenberg verfügt nach Angaben von Staatskanzleiminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) bisher über 132 Plätze, von denen derzeit 110 belegt sind. Voraussichtlich Mitte 2024 solle die Erstaufnahme Eisenberg über eine Kapazität von rund 400 Plätzen verfügen, so Hoff.

Vier neue Gemeinschaftsunterkünfte geplant

Außerdem sollen vier regionale Gemeinschaftsunterkünfte eingerichtet werden, hieß es weiter. Wo genau, ist noch unklar. Zudem soll über eine weitere Immobilie entschieden werden, um die Außenstelle in Hermsdorf perspektivisch abzulösen. Diese bietet nur Bedingungen für einen Kurzzeitaufenthalt.

Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff (Linkspartei), Thüringer Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei
Staatskanzleichef Hoff: Angebote für weitere Objekte werden geprüft. Bildrechte: IMAGO/Jacob Schröter

Die elf Angebote für mögliche Objekte würden geprüft. "Die eingegangenen Interessenbekundungen lassen erwarten, dass ein weiterer Standort gefunden wird", sagte Hoff. Migrationsministerin Doreen Denstädt (Grüne) solle dem Kabinett im November über die nächsten Schritte berichten.

Mehr Personal für Suhl

Die Landesregierung beschäftigte sich auch mit einem Forderungskatalog, den der Hauptausschuss des Suhler Stadtrats zu Wochenbeginn an Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) geschickt hatte. Danach soll es personelle Verbesserungen in der Erstaufnahmeeinrichtung geben, 15 Stellen sollen aus anderen Bereichen der Landesverwaltung dorthin umverteilt werden. Zudem würde die Landespolizeiinspektion Suhl personell verstärkt. Die Stadträte forderten in ihrem Schreiben auch, künftig bei der Belegung der Erstaufnahme mit 800 Geflüchteten einen Aufnahmestopp zu verfügen. Dafür gebe es keine Rechtsgrundlage, sagte Hoff.

Ein Wohnblock für Flüchtlinge in Suhl von außen
Die Erstaufnahmestelle in Suhl ist derzeit überbelegt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Land erstattet der Stadt Suhl Kosten für Geflüchtete

Die Landesregierung wird der Stadt Suhl den Angaben nach auch zusätzliche Kosten im Zusammenhang mit der Unterbringung von Geflüchteten in der Stadt erstatten. So wolle sie sich an der Sanierung einer kommunalen Turnhalle beteiligen, sagte Hoff. Die Halle wird von den Geflüchteten der Suhler Erstaufnahmeeinrichtung des Landes genutzt. Einen von Suhl geforderten Kauf der Halle lehne das Land jedoch ab. Die Landesregierung werde der Kommune zudem einen Teil der erhöhten Kosten für zusätzliches Sicherheitspersonal im öffentlichen Personennahverkehr erstatten. Das Land befürworte zudem die Einrichtung eines Runden Tisches, um über weitere von der Stadt benannte Probleme im Zusammenhang mit der Geflüchteteneinrichtung zu beraten.

Ebenfalls Thema der Sondersitzung waren Prognosen, wie sich die Zahl der Geflüchteten, die nach Thüringen kommen, entwickeln wird. Bei gleichbleibend anhaltendem Migrationsgeschehen sei bis Jahresende mit weiteren 4.500 Geflüchteten zu rechnen, die registriert, untergebracht und versorgt werden müssten, so die Einschätzung.

150 Bewohner mehr als brandschutzrechtlich erlaubt

In der Erstaufnahme in Suhl waren laut Landesverwaltungsamt am Dienstag noch etwa 1.550 Menschen untergebracht, 1.400 sind aus brandschutzrechtlichen Gründen maximal zulässig. Nach Angaben einer Sprecherin der Behörde ist eine weitere Verteilung von 84 Menschen auf mehrere Kreise bis Freitag geplant, darunter in den Ilm-Kreis, den Saale-Orla-Kreis oder das Altenburger und Weimarer Land. Geschlossen bleiben müsse die Erstaufnahme in Suhl, bis die Belegungsgrenze von 1.400 unterschritten sei.

CDU: Thüringen braucht "unverzügliche Lösungen"

Die Thüringer CDU warf als Reaktion Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) in der Flüchtlingspolitik "Führungsversagen" vor. Der migrationspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Stefan Schard, sagte am Mittwoch, Thüringen brauche keine "halbgaren Ankündigungen für die kommenden Monate", sondern unverzügliche Lösungen.

MDR (dr/ls)/dpa/epd

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 04. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

30 Kommentare

faultier am 06.10.2023

Sogar ein Herr Biden erwägt zurzeit die Mauer nach Süden zu bauen ,über welche sich die Demokraten und unsere RRG unter Trump so aufgeregt haben ,aber hier muss erst die letzte Turnhalle gefüllt sein ,das ein umsteuern beginnt ,das hat mit Asyl nichts mehr zu tun ,das ist Verdrängung .

pepe79 am 05.10.2023

Das Problem fängt an den EU Außengrenzen an und kann nur da am effektivsten gelöst werden. Wirtschaftsflüchtlinge sind zwar auch Menschen aber haben mit Asyl nichts zu tun und gehören schlicht und ergreifend schon vor der EU gestoppt und hier angekommen konsequent abgeschoben wie es auch Kanada, die USA, Australien und viele andere Länder machen.

Don.Domenico am 05.10.2023

Hier wird die Lösung von Problemen konsequent von oben nach unten durchdelegiert. Die Bundesministerien und Abgeordneten klopfen sich auf die Schulter für ihren vermeintlichen Humanismus. Die Länder und Kommunen werfen sich bei der Lösungssuche gegenseitig Versagen vor, obwohl auf dieser Ebene mittlerweile gar keine zufrieden stellenden Lösungen mehr möglich sind. Und richtig ausbaden müssen es die Mitarbeiter ganz unten: Betreuer in den Unterkünften, Sozialarbeiter in den Jugendämtern, Angestellte in Ausländerbehörden, Polizisten usw.
Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist real gefährdet!

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