Bodo Ramelow Linke, Thüringens Ministerpräsident spricht bei der Eröffnung des ersten Thüringer Gesundheitskiosks.
Bodo Ramelow spricht bei der Eröffnung des ersten Thüringer Gesundheitskiosks in Urleben im Unstrut-Hainich-Kreis. Bildrechte: IMAGO/ari

Landtagswahl 2024 Kommentar zu Ramelow: Auf zum letzten Gefecht

04. November 2022, 16:53 Uhr

Bodo Ramelow hat verkündet, was alle erwartet haben: Er will bei der Landtagswahl 2024 in Thüringen noch einmal als Spitzenkandidat der Linken antreten. Ein Kommentar.

Sebastian Großert
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Eigentlich war alles ganz anders geplant. Eigentlich wollten sich die Granden der Thüringer Linken am 26. November mit Bodo Ramelow zusammensetzen und hinterher die allseits erwartete Entscheidung verkünden. Aber dann prescht der Frontmann doch vor und verkündet in der überregionalen Presse, dass er es noch einmal wissen will. Dass er sich 2024 noch einmal dem Votum der Thüringerinnen und Thüringer stellen will - als Spitzenkandidat seiner Partei bei der Landtagswahl.

Tatsächlich kann seine Partei gar nicht anders. Niemand hat bei den Linken auch bundesweit so wie Ramelow gezeigt, dass sich über klassische Parteibindungen hinaus Wähler gewinnen lassen. Bei öffentlichen Veranstaltungen trifft der ehemalige Gewerkschaftler den Nerv seiner Zuhörer meistens recht zielsicher – und bedient sich dabei seiner speziellen Ramelow-Methode: Wer ihn als Linken anspricht, dem antwortet er als Ministerpräsident "aller Thüringer". Wer ihm mit Karl Marx kommt, dem begegnet er, der bekennende Christ, mit der Bergpredigt. Wenn es um Schule und Bildung geht, erzählt er von seiner Legasthenie. Und das alles garniert mit einem emphatischen Blick, der sagen soll, dass die Welt mit mehr Solidarität ein besserer Ort wäre.

Gleichwohl muss Linke personelle Alternative aufbauen

Dieses überparteiliche Wesen macht der politischen Konkurrenz Angst. Das geht bis zu dem Gedanken, dass Ramelow der Linken Wahlergebnisse beschert, die ohne ihn nicht zu haben wären. Selbst aus der rot-rot-grünen Koalition war zu hören, Ramelow möge nicht mehr antreten.

Aber: Ohne den Ramelow-Bonus würde die Thüringer Linke genauso dastehen wie in Sachsen oder Sachsen-Anhalt und bliebe bei der Regierungsbildung außen vor. Ein wohlfeiler Wunsch, der an Ramelow und seiner Partei freilich abperlen wird. Wer in der Politik gewinnen will, muss selber siegen, statt auf die Schwäche der anderen zu vertrauen.

Ein abermaliger Spitzenkandidat Ramelow könnte seiner Partei zumindest eine Chance auf den Machterhalt erhalten - mehr lässt sich im politisch notorisch unberechenbaren Thüringen nicht vorhersagen. Und unabhängig vom Wahlausgang werden die Linken die Zeit nach Ramelow dann personell vordenken müssen. Bisher hat die Partei keine Alternative zu Ramelow aufgebaut - weil sie keine hatte und weil sie sich auf ihn verlassen konnte. Aber: 2024 wird Ramelow 68 Jahre alt sein.

MDR (seg)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 04. November 2022 | 19:00 Uhr

288 Kommentare

Wessi am 06.11.2022

Vermengen Sie nicht "Schuld" mit "Verantwortung" @ O.B. ... oder sind Sie der Meinung man solle nicht alles tun, um zu verhindern, daß es wieder solche Leute an die Macht bringen, die es geschafft haben ein zerstörtes geteiltes Land zu hinterlassen, die 60 Millionen Tote verursacht haben?Genau das meine ich mit "Verantwortung" und genau deshalb bin ich ein sehr im Heute lebender Antifaschist, der ausserdem noch persönlich auf viele seine ermordeten Verwandten verzichten musste.Erinnerung allein hilft nicht...aktiver,verantwortungsvoller Kampf gegen die inhaltlichen Ursachen...das ist das was heute gefordert wird.Und genau dazu steht Bodo Ramelow.Einer unter vielen!Erst dadurch,daß Sie nicht verhindern wollen,daß Faschisten wieder regieren,machen Sie sich nicht etwa verantwortungslos, nein Sie sind schuldig!

Wessi am 06.11.2022

Wen meinen Sie den mit "ihre" @ 0000? Klein geschrieben müsste es "deren" heissen,groß geschrieben sprächen Sie mich persönlich an und das ist keinesfalls wahr, selbst wenn ich hier immer wieder gegenan diskutiere.Oder meinen Sie, daß Sozialdemokraten andere zum Schweigen gebracht hätten?Das wäre dann gelogen.Also "wessen Methoden"?Ramelow selbst können Sie auch nicht meinen,der ist westdeutscher Gewerkschafter...klären Sie mich auf,bitte...im Sinne einer kontroversen Diskussion.

Frau K. am 06.11.2022

"Thüringen schnitt bei einem Lobby-Ranking der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International im vergangenen Jahr bundesweit am besten ab..."
Scheinen doch gute Arbeit zu machen, die Linken :) und stehen für Transparenz

Artikel mdr heute "THüringer Linke fordert erneut Lobbyregister"

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