Thüringen Stiftung von Aldi-Erbe kauft Agrarbetrieb des Ex-Bauernpräsidenten Kliem

06. August 2020, 12:23 Uhr

Eine dem Einzelhandels-Konzern Aldi verbundene Stiftung übernimmt über eine Tochterfirma die Nordthüringer Agrarfirma ADIB. Diese bewirtschaftet mehrere Tausend Hektar Fläche und gehörte mehrheitlich dem Ex-Präsidenten des Thüringer Bauernverbandes, Kliem. Landwirtschaftsminister Hoff sieht das 40-Millionen-Geschäft kritisch.

Thüringens früherer Bauernpräsident Klaus Kliem hat seine Agrargesellschaft ADIB einer privaten Stiftung des Aldi-Erben Theo Albrecht Junior verkauft. Wie der Unternehmenssprecher von Aldi-Nord, Florian Scholbeck, MDR THÜRINGEN bestätigte, übernimmt die Boscor Land- und Forstwirtschafts GmbH die ADIB in Bad Langensalza. Boscor gehört zur Lucas Stiftung des Aldi Erben Theo Albrecht Junior.

Klaus Kliem
Klaus Kliem in seiner Zeit als Präsident des Thüringer Bauernverbandes (Archivbild) Bildrechte: IMAGO

Die ADIB bewirtschaftet rund 6.000 Hektar Land. Ihr Kauf durch die Boscor GmbH ist die größte Übernahme eines Agrarbetriebes in Thüringen. Nach MDR-Informationen hat das Geschäft ein Volumen von rund 40 Millionen Euro - darin enthalten ist auch die Übernahme von Altschulden in Millionenhöhe. Die ADIB bewirtschaftet rund um Bad Langensalza rund 4.000 Hektar Fläche, davon 1.500 Hektar im Eigenbesitz. Ebenfalls zur ADIB gehörte die Dröbischauer Agrargesellschaft in Ostthüringen mit 1.800 Hektar.

Alle rund 60 Gesellschafter der ADIB haben dem Verkauf zugestimmt. Klaus Kliem, der 22 Jahre den Thüringer Bauernverband führte und dessen Ehrenpräsident ist, hatte an der ADIB einen Gesellschafteranteil von 52 Prozent. Auf Anfrage teilte Kliem mit, man habe sich für den Verkauf an einen finanzstarken Käufer entschieden, um den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu sichern.

Aldi: Investition für die nächsten Generationen

Der Aldi Nord-Sprecher sagte MDR THÜRINGEN, es gehe der Lucas Stiftung von Aldi um eine Investition für die nächsten Generationen. Man wolle boden- und ressourcenschonend wirtschaften und auch die Arbeitsplätze sichern. Mit dem Verkauf kommen die Gesellschafter der ADIB einem von der Landesregierung geplanten Agrarstrukturgesetz zuvor, das den Kauf großer landwirtschaftlicher Flächen durch nichtlandwirtschaftliche Investoren erschweren soll. Die Lucas Stiftung besitzt weitere landwirtschaftliche Betriebe. Unter anderem kaufte die Stiftung bereits im letzten Jahr die Geithainer Landwirtschaftsgesellschaft in Sachsen - ebenfalls von der ADIB.

Kritik von Agrarminister Hoff

Thüringens Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke) kritisierte am Donnerstag den Verkauf der Agrargesellschaft ADIB. Solche Verkäufe seien verantwortlich für den unverhältnismäßigen Anstieg der Bodenpreise, erklärte er. Zudem kritisierte Hoff den Ehrenpräsidenten des Thüringer Bauernverbandes Kliem persönlich, weil der seine privaten Gewinninteressen über die Bedürfnisse des Thüringer Bauernstandes gestellt habe.

Quelle: MDR THÜRINGEN/dr

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 06. August 2020 | 08:00 Uhr

18 Kommentare

BI Linda am 07.08.2020

...Was bringt es, jetzt bestürzt rum zu zetern? Die Thüringer Landwirtschaft krankt an solchen Schädlingen. Wo ist das Immunsystem, dass solche Fremdkörper erkennt, kalt stellt und unschädlich macht? Gibt es denn niemand, der es fertig bringt, die Machenschaften des Genossen Kliem mal nüchtern und fair gegen die Leistungen, die er gebracht hat, aufzuwiegen. Ich bezweifle stark, dass er dann noch für Ehrenposten undVerdienstorden tragbar ist. Ich bin mir auch sicher, wenn es im TBV Leute gäbe, die wirklich etwas für den Bauernstand übrig haben, wäre dieser Mann schon lange dorthin geschickt worden, wo er hingehört.

BI Linda am 07.08.2020

Tja, Herr oder Frau HUK, Sie haben mich leider ziemlich falsch verstanden. Ich habe geschrieben, dass die Albrechts mit Sicherheit diese Stiftung gegründet haben, um etwaige Erbschaftssteuern zu vermeiden, wie das auch andere Industrielle tun. Ich streite keineswegs ab, dass man mit Landwirtschaft heutzutage keine großen Sprünge machen kann. Darum geht es ja auch garnicht. Ich mache den Albrechts nur den Vorwurf, immer Vorreiter beim
Preisdumping für Lebensmittel zu sein. Da ich selbst Lanwirt bin und Milcherzeuger war, hab ich eben für mich entschieden, meinen Teil gegen diese
Leute beizutragen, indem ich eben aus Prinzip weder bei Aldi, noch bei Lidl einkaufe. Wenn das die große Menge der Verbraucher auch tun würde, gäbe es dieses Problem nicht. Das ist eben auch ein gesellschaftliches Problem.
Was mich eigentlich bewegt und massiv ärgert, dass einer, wie Kliem seit der Wende alle an der Nase herumführt, selbst seine LPG Genossen und wird dafür noch ausgezeichnet. Und jetzt???

BI Linda am 07.08.2020

HUK Hallo geht´s noch? In welcher Welt leben Sie denn? Wenn einer wie Albrecht sein Vermögen in eine Stiftung überführt, hat das nur einen Grund: Steuern zu vermeiden, sonst nichts. Ob und wie diese Leute diesen Betrieb führen, wird sich zeigen. Glauben Sie wirklich allen Ernstes, dass sie das im Sinne von Nachhaltigkeit und Umwelt- und Tierschutz tun?
Tja, ich praktiziere es schon seit Jahrzehnten, nicht bei Aldi, Lidl und allen, die im Preiskampf die Vorreiter sind, nicht zu kaufen und kann mit gutem Gewissen sagen, ich unterstütze solche Firmen in keinster Weise. Leider tun das noch viel zu wenige.

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