Museumsdepot zieht um Umzugsstress für Mitarbeiter des Museums Heidecksburg in Rudolstadt

03. Dezember 2022, 10:39 Uhr

Schon beim Gedanken an einen Umzug stellen sich wahrscheinlich den meisten die Nackenhaare auf. Zu viel Stress beim Packen und Transportieren. Auch die Mitarbeiter der Heidecksburg können jetzt ein Lied davon singen. Dort zieht gerade das gesamte Museumsdepot um - samt Tausender Objekte.

  • Feuchtigkeit im alten Depot der Heidecksburg machte den Objekten zu schaffen.
  • Nach der Sanierung will die Thüringer Schlösserstiftung den Marstall nutzen.
  • Der Umzug wird auch genutzt, um im Depot auszusortieren.

Das historische Tafelklavier hat schon bessere Zeiten gesehen. Magazinmeister Lars Krauße und sein Kollege Ronny Stiegat tragen das wertvolle Stück aus der Tür des Marstalls auf der Heidecksburg und stellen es auf zwei Holzböcke.

Dann schaltet Lars Krauße den Staubsauger ein, um das Klavier zu reinigen. "Das ist natürlich keine Restaurierung", sagt der Magazinmeister. "Wir wollen nur nicht den ganzen Staub mit ins neue Quartier nehmen."

Feuchtigkeit macht Objekten zu schaffen

Hunderte Objekte vom Stuhl über den Bilderrahmen bis hin zum historischen Himmelbett lagern im Marstall auf der Heidecksburg. Außerdem Tausende andere Objekte: Mineralien, Skulpturen, Keramik und Porzellan.

Sie alle fanden keinen Platz in der Dauerausstellung und warten im Depot auf ihren Einsatz. Manchmal jahrzehnte­lang, und das sieht man den Stücken auch an. Bei vielen ist es Zeit für eine Restaurierung. Die schlechten Bedingungen im Marstall haben ein Übriges dazu getan.

"Viele Möbel sind durch Feuchtigkeit geschädigt", sagt Museums-Chefin Sabrina Lüderitz. "Andere können wir nicht zeigen, weil sie giftiges Holzschutzmittel enthalten." Deshalb müssen die Mitarbeiter hier auch mit Schutzkleidung arbeiten.

Marstall seit Langem marode

Heute fassen alle mit an. Außer dem Klavier sollen heute mehrere Truhen und Stühle in ein neues Depot gebracht werden. Die Zeit drängt, schon im Frühjahr will die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit der Sanierung des Marstalls beginnen.

Fünf Millionen Euro aus dem Sonderinvestitionsprogramm von Bund und Land Thüringen stehen dafür bereit. Viel Geld, und doch wenig, denn der Marstall ist seit Langem marode. "Es sind über 2.000 Quadratmeter Fläche im Gebäude, und außerdem mit einer anderthalbfachen Unterkellerung", sagt Carola Niklas, Referentin der Stiftung und zuständig für die Sanierungsprojekte. "Insofern haben wir viel Arbeit vor uns."

Schwierige Suche nach Übergangsdepot

Nach der Sanierung will die Stiftung den Marstall selbst nutzen. Deshalb braucht das Museum langfristig neue Räume für das Depot. Ein schwieriges Unterfangen. Zwei Jahre lang suchten die Mitarbeiter nach größeren Flächen, die zur Lagerung der Museumsstücke passen.

Erst im Herbst dieses Jahres fanden sie etwas Passendes. Eine ganze Etage eines Produktionsgebäudes. Über 1.000 Quadratmeter, trocken, sauber und mit Lastenaufzug. Jetzt muss das Team sich ranhalten.

Letzte Arbeiten im neuen Depot

Noch regieren auf der neuen Fläche die Handwerker. Elektriker verlegen Kabel für eine Wärmekammer. Schon bald sollen darin alle Objekte, vor allem die Möbel, an das neue Klima angepasst werden.

Außerdem wollen die Mitarbeiter im neuen Depot alle Objekte genauer unter die Lupe nehmen und schauen, was für eine Ausstellung infrage kommt und welche Stücke die Restaurierung am nötigsten haben.

Umzug wird auch für Inventur genutzt

Viele Gegenstände sind hier mehrfach zu finden. Nicht immer ist klar, wo sie herkommen und ob sie wirklich einen historischen Wert haben. "Manches wurde auch einfach nur aus anderen Museen hier eingelagert", sagt Sabrina Lüderitz.

Wir können nicht alles aufheben.

Sabrina Lüderitz Direktorin Thüringer Landesmuseum Heidecksburg

Entsammeln nennt sie das Prozedere, wenn nicht mehr benötigte Stücke verkauft oder an andere Museen abgegeben werden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Erst einmal muss alles aus dem Marstall ins neue Lager umziehen. Im Februar oder März wollen die Mitarbeiter so weit sein.

MDR (jw)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 02. Dezember 2022 | 19:00 Uhr

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