Vorstellung Besuchszimmer in städtischen Pflegeeinrichtungen. Eine Pflegerin schiebt einen alten Mann im Rollstuhl.
Laut Landesarbeitsagentur hatten Fachkräfte in Thüringer Pflegeheimen 2022 einen monatlichen Bruttolohn von 3.372 Euro, was etwa 230 Euro weniger als im Bundesschnitt ist. (Archivfoto) Bildrechte: imago images/localpic

Verdienst Thüringer Pflegefachkräfte verdienen bundesweit mit am wenigsten

19. Februar 2024, 15:14 Uhr

Die Altenpflege ist Arbeitgeber für mehr als 30.000 Menschen in Thüringen. Weil immer mehr Menschen pflegebedürftig werden, braucht es mehr Personal. Viel hängt dabei von vernünftigen Löhnen ab.

In Thüringen erhalten Beschäftigte in der Pflege einen der bundesweit niedrigsten Stundenlöhne. Das geht aus Zahlen der Krankenkasse AOK plus hervor. Demnach liegt der übliche Satz für Fachpersonal im Freistaat mit mindestens dreijähriger Ausbildung bei durchschnittlich 22,81 Euro pro Stunde.

Pflege- und Betreuungskräfte mit mindestens einjähriger Berufsausbildung erhalten im Schnitt einen Stundenlohn von 17,82 Euro, Hilfskräfte 16,84 Euro.

Thüringer Pflegebranche: Nur die Hälfte in Tarifverträgen

Seit September 2022 dürfen die Pflegekassen Verträge nur noch mit Anbietern der Pflegebranche abschließen, die nach Tarif oder in ähnlicher Höhe zahlen. Diese gesetzliche Regelung zur Tarifbezahlung habe zu erheblichen Lohnsteigerungen geführt und die Arbeit in der Pflege so attraktiver gemacht, heißt es bei der AOK plus.

In Thüringen vergütet nach aktuellem Stand nur etwa die Hälfte der Pflegeeinrichtungen ihr Personal nach Tarif. Ein Tarifvertrag oder eine kirchliche Arbeitsvertragsrichtlinie gilt in Thüringen für 320 Pflegeheime und 188 ambulante Pflegedienste.

Etwa 44 Prozent der Pflegeheime und 57 Prozent der ambulanten Einrichtungen bezahlen ihr Personal demnach nicht nach Tarif. Dies betreffe 276 Heime und 292 ambulante Dienste. Deren Beschäftigte müssen laut Gesetz mindestens in Höhe des Tariflohns oder des jährlich ermittelten regionalen Entgeltniveaus bezahlt werden, das in Thüringen für Fachkräfte eben bei jenen 22,81 Euro liegt. Der AOK plus zufolge ist dieser Stundenlohn aber deutlich höher als der Mindestlohn.

Bundesweiter Mindestlohn in der Pflege zwischen 14,15 und 18,15 Euro

Der bundesweit geltende Pflegemindestlohn war zuletzt im Dezember auf 14,15 Euro bis 18,15 Euro je nach Qualifikationsstufe angehoben worden und soll bis 2025 nochmals in zwei Stufen auf 16,10 bis 20,50 Euro steigen. Aktuell arbeiten thüringenweit mehr als 30.000 Menschen in der Altenpflege.

Beschäftigte in Thüringer Pflegeheimen mit 230 Euro weniger Bruttolohn als im Bundesschnitt

Nach Angaben der Landesarbeitsagentur hatten Fachkräfte in Thüringer Pflegeheimen im Jahr 2022 einen monatlichen Bruttolohn von 3.372 Euro, was etwa 230 Euro weniger als im Bundesschnitt ist. Auch im Vergleich zum Gesundheitswesen verdienen Altenpflegekräfte deutlich weniger. Pflegefachkräfte etwa in Thüringer Krankenhäusern erhalten monatlich im Schnitt 500 Euro mehr.

2023 hatten mehrere Sozialverbände, die in Thüringen Pflegeeinrichtungen betreiben, mit der Gewerkschaft Verdi neue Tarifverträge ausgehandelt. Bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) etwa bewegen sich nach dem seit Jahresbeginn geltenden Tarifvertrag die Monatsgehälter zwischen rund 3.094 und 3.776 Euro. Zum 1. August sollen Gehälter nochmals pauschal um 200 Euro sowie prozentual um sechs Prozent steigen, wie eine Awo-Sprecherin sagte.

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MDR (sar)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 19. Februar 2024 | 14:00 Uhr

12 Kommentare

astrodon vor 12 Wochen

@Merseburger: Weder Theorie noch erstaunlich: Sie verdienen ja auch keine 1300 DM Brutto mehr wie vor 30 Jahren. Ohne Euro würden Sie heute auch 6000-7000 DM pro Monat verdienen - die Preise wären entsprechend.
Zum Butterpreis ... nun ja, ich kann mich noch gut an "Butterberge und Milchseen" erinnern. Ihre Meinung (!) zum "schwachenEuro" teile ich ganz und gar nicht.
Und zum Schluss: "hatten Fachkräfte in Thüringer Pflegeheimen im Jahr 2022 einen monatlichen Bruttolohn von 3.372 Euro" - so steht es im Text
Das entsprich in etwa den Tatsachen, hingegen nicht die Zahl von 22,81€ als Durchschnitts-Stundenlohn. Der bewegt sich so um 20,30€.
Beispiel: AWO-Tarifvertrag mit ver.di: Pflege-Fachkraft mit Berufserfahrung zwischen 3127 bis 3776€ (Vollzeit 40h, ohne Zuschläge, 12,6 Monatsgehälter/Jahr).

pepe79 vor 12 Wochen

Das mag sicher einen Beitrag leisten da jaben die recht, die Frage ist ob die Pesonen aus diesen Bereichen in der Pflege tätig sein wollen oder können.

W.Merseburger vor 12 Wochen

astrodon,
was Sie da schreiben ist eben Theorie und sehr erstaunlich. Zwei Dinge: Für eine Dienstleistung z. B. Heizungsservice zahlen Sie heute 40 -50 Euronen (ich rechne nicht um) und eine Meiserstunde im KfZ Service liegt so um 100€. Zur anhaltenden Inflation kann ich nur schreiben, seit 1990 hat sich die Produktivität mit dem revolutionären Fortschritt in der IT-Branche mehr als deutlich erhöht. Seit den Fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war der Butterpreis mit 1,60 - 1,80 DM /250g eine Institution. Heute liegen wir im billigsten Fall bei 1,69€ pro 250 Gramm Markenbutter. Der Euro hat sich an die schwachen südeuropäischen Wirtschaften angepasst und hat uns hier aber deutlich heruntergezogen! Und zum Schluss, mit welchem Rechner haben Sie bei 177,33 Stunden/Monat und 22,81€/Stunde die Zahl 3372€ /Monat gewürfelt?

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