Umwelt Nabu kritisiert fehlendes Engagement beim Vogelschutz

13. Februar 2023, 15:01 Uhr

Der Naturschutzbund Thüringen (Nabu) fordert vom Land mehr Anstrengungen beim Vogelschutz. Zwar sei der Freistaat seiner Verpflichtung nachgekommen, Vogelschutzgebiete auszuweisen, erklärte der Verband in Jena. Nach mittlerweile 16 Jahren fehlten in Thüringen allerdings immer noch mehrere der dringend notwendigen Managementpläne für die Vogelschutzgebiete.

Am 13. Februar 2007 wurde von der Thüringer Landesregierung beschlossen, 44 Europäische Vogelschutzgebiete nach Brüssel zu melden. Der Freistaat hat damit 230.824 Hektar - etwa 14,3 Prozent der Landesfläche - dem Vogelschutz gewidmet.

Die EU-Vogelschutzrichtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten zum Erhalt und zur Wiederherstellung der Lebensstätten und Lebensräume der natürlicherweise hier vorkommenden Vogelarten, einschließlich der Zugvogelarten. Dazu sollen insbesondere Schutzgebiete mit Vorschriften zum Artenschutz eingeführt werden.

Vogelschutzrichtlinie bisher nicht vollständig umgesetzt

"Die Vogelschutzrichtlinie bildet eine wichtige Grundlage zum Schutz wildlebender Vogelarten und deren Lebensräume in der Europäische Union und ist eigentlich ein gutes Instrument für den Vogelschutz, wenn sie vollständig und ausreichend umgesetzt ist", sagt Martin Schmidt, der Landesvorsitzende des Nabu Thüringen. "Nach 16 Jahren fehlen in Thüringen allerdings immer noch mehrere der dringend notwendigen Managementpläne für die Vogelschutzgebiete."

Der Naturschutzbund Thüringen (Nabu) fordert deshalb vom Land mehr Anstrengungen beim Vogelschutz. Die Managementpläne seien wichtig, um in den jeweiligen Gebieten die konkreten Schutzmaßnahmen bestimmen zu können. Hierfür müssten erst die einzelnen Vogelarten erfasst werden. Dies sei jedoch nicht überall im erforderlichen Umfang geschehen, kritisierten die Naturschützer.

Nach 16 Jahren fehlen in Thüringen allerdings immer noch mehrere der dringend notwendigen Managementpläne für die Vogelschutzgebiete.

Martin Schmidt, Landesvorsitzender des Nabu Thüringen

Nicht genug Daten zum Vogelschutz erfasst

Tino Sauer ist Vogelschutzexperte des Nabu Thüringen. Er kennt die Situation in den EU-Vogelschutzgebieten in Thüringen und beobachtet diese von Anfang an. Auch aus seiner Sicht sind die Datengrundlagen nicht ausreichend.

Als Beispiel nennt er das EU-Vogelschutzgebiet Nr. 25 "Mittlerer Thüringer Wald westlich Oberhof", das 1.037 Hektar umfasst. "Hier wurde 2016/17 der Managementplan erstellt. Mit nur durchschnittlich sechs Kartierungsgängen zur Beurteilung der Vogelartenvorkommen auf der gesamten Fläche kann aus meiner Sicht kein umfassendes Bild der tatsächlich dort vorkommenden Brutvogelarten getroffen werden. Damit können nur sehr allgemeine bis unpräzise Aussagen für diese Arten und deren Schutz gegeben werden.“

Immer mehr Vogelarten bedroht

Als bedenklich sehen die Naturschützer auch an, dass es vielen Vogelarten trotz Europäischer Vogelschutzrichtlinie immer schlechter gehe. Vor allem die Vögel der Agrarlandschaft sind in Deutschland und Europa besonders bedroht. Zwischen 1990 und 2013 verschwanden in Deutschland 35 Prozent aller Feldlerchen, 80 Prozent aller Kiebitze und 84 Prozent aller Rebhühner.

Ein Rebhuhn (Perdix perdix) auf einer Wiese
Auch die Rebhühner gehören zu den besonders bedrohten Arten. Bildrechte: blickwinkel

"Artenschutzmaßnahmen von Landnutzern in Vogelschutzgebieten im Offenland basieren meistens auf Freiwilligkeit. In einer intensiv genutzten Landschaft ohne Blühstreifen und Strukturelemente haben es Vögel auch in Vogelschutzgebieten schwer", sagt Tino Sauer.

Dem Mittelspecht macht die massive Holznutzung zu schaffen.

Tino Sauer Vogelschutzexperte des Nabu Thüringen

Holznutzung gefährdet Vögel im Wald

Aber auch im Wald sieht es für den Vogelexperten nicht gerade rosig aus. "Vogelarten wie dem Mittelspecht macht die massive Holznutzung zu schaffen. Er ist vor allem auf rauhborkige Laubbäume wie Eichen und Bergahorn oder sehr alte Buchen angewiesen. Aber auch die dürfen in Vogelschutzgebieten gefällt werden."

In der Praxis müssen laut Nabu Thüringen flächendeckend tatsächliche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation für die Vogelwelt erfolgen. Zudem fordert der Verband, die noch fehlenden Managementpläne schnell fertigzustellen.

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MDR (gh)/epd

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 10. Februar 2023 | 14:00 Uhr

2 Kommentare

Harka2 am 14.02.2023

Welche Vögel sind denn noch da, die man schützen will? An meiner Futterstation sehe ich hin und wieder ein paar Kohlmeisen und das wars dann auch schon. Vor 10 Jahren tummelten sich da noch Kernbeißer, Kleiber, Amseln, Lerchen, Spatzen, Finken und selbst Spechte waren täglich zu Gast. Diesen Winter musste ich bisher nicht mal Futter nachfüllen, vor 10 Jahren war das Futterhäuschen nach drei Tagen leergefuttert.

DermbacherIn am 15.02.2023

@Harka2
Das sieht frau einmal was fehlender Umweltschutz so ausmacht!

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