Bin Abdulrahman al-Thani hält eine Rede an einem Podium
Katars Ministerpräsident, Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani, sagte, die Freilassung eines Teils der Hamas-Geiseln stehe kurz bevor. Bildrechte: IMAGO/UPI Photo

Nahost-Krieg Katar verkündet Fortschritte bei Verhandlungen um Hamas-Geiseln

19. November 2023, 19:09 Uhr

Eine Vereinbarung über die Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas im Gazastreifen ist nach Darstellung Katars in Reichweite. Demnach ist auch eine Feuerpause zwischen Israel und der Hamas nach wie vor im Gespräch. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu dementierte jedoch die Berichte. Die Evakuierung des Schifa-Krankenhauses schreitet weiter voran.

Nach sechs Wochen Krieg gibt es bei den Verhandlungen zur Freilassung der von der Terrororganisation Hamas festgehaltenen Geiseln offenbar Fortschritte. Das sagte Katars Ministerpräsident Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani auf einer Pressekonferenz mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell.

Bereitschaft zur Freilassung von 87 Geiseln

Demnach sind die damit verbundenen Herausforderungen nur noch sehr gering. Die Gespräche würden aber noch andauern. Al-Thani zufolge sind noch praktische und logistische Fragen offen. Dem israelischen Fernsehsender N12 zufolge signalisierte die Terrororganisation Hamas grundsätzlich Bereitschaft zur Freilassung von 87 Geiseln. Insgesamt hatten Hamas-Terroristen am 7. Oktober rund 240 Geiseln aus Israel in den Gazastreifen verschleppt.

Die "Washington Post" hatte am Samstag außerdem davon berichtet, dass die Vereinbarung auch eine mehrtägige Feuerpause umfasse. Das hatten Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sowie das Weiße Haus dementiert. Netanjahu sagte in Bezug auf den Zeitungsbericht, mit Blick auf die Geiseln gebe es viele unbegründete Gerüchte und falsche Berichte. "Ich möchte klarstellen: Bis jetzt gibt es noch keine Einigung." Wenn es etwas zu sagen gebe, werde darüber informiert werden.

Aus dem seit Tagen umkämpften Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt sind heute alle 31 noch verbliebenen Frühgeborenen evakuiert worden. Das teilte die von der Terrororganisation Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. Die Babys würden von "drei Ärzten und zwei Krankenschwestern" begleitet, sagte der Generaldirektor für die Krankenhäuser im Gazastreifen, Mohammed Zakut. Es werde alles dafür vorbereitet, dass die Säuglinge über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten geschafft werden können.

Tunnel unter Al-Schifa-Krankenhaus

Seit Tagen befindet sich die israelische Armee auf dem Gelände des größten Krankenhauses im Gazastreifen, unter dem sie eine Einsatzzentrale der Hamas vermutet. Am Samstag hatten hunderte Menschen den Krankenhauskomplex zu Fuß in Richtung Süden verlassen. Am Sonntag meldete das israelische Militär, dass man einen 55 Meter langen Tunnel unter dem Gelände entdeckt habe. Die Armee veröffentlichte ein Video, das die unterirdische, betonierte Anlage zeigen soll. Der Tunnel sei nach 55 Metern mit einer explosionsfesten Tür gesichert. Die Hamas hatte bestritten, das ihr militärisch genutztes Tunnelsystem auch unter zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser reicht.

Situation im südlichen Chan Junis verschärft sich

Währenddessen sind bei israelischen Angriffen in der Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen nach Angaben einer Klinik seit Samstag mindestens 47 Menschen getötet worden. Das ging aus einer veröffentlichten Statistik des Nasser-Krankenhauses von heute hervor. Unabhängig prüfen lassen sich diese Zahlen nicht.

Die israelische Armee veröffentlichte bisher keine Mitteilung zu den Berichten über Angriffe im Süden des Gazastreifens. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hatte am Samstag angekündigt, die Angriffe im Gazastreifen würden in Kürze auf den Süden ausgeweitet. Das Militär ruft die Einwohner des Nordens seit mehr als einem Monat dazu auf, in eine Zone im Süden zu fliehen, die westlich von Chan Junis am Mittelmeer liegt. Zuletzt wurden erstmals auch Einwohner von Chan Junis zur Flucht aufgerufen.

Weiterhin Beschuss an libanesischer Grenze

Auch im Norden an der Grenze zum Libanon hat es wieder gegenseitigen Beschuss gegeben. Die Hisbollah teilte mit, sie habe mehrere Ziele in der Grenzregion beschossen und den Kibbutz Hanita auf israelischer Seite "direkt getroffen". Israels Armee teilte mit, sie habe mehrere "verdächtige Luftziele" angegriffen, die aus dem Libanon in Richtung Israel geflogen seien.

Unterdessen berichtet Israel, dass seit Beginn der Bodeneinsätze im Gazastreifen 59 israelische Soldaten ums Leben gekommen seien. Den Militärangaben zufolge sind damit seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 380 israelische Soldatinnen und Soldaten gestorben.

Hinweis der Redaktion Die Berichterstattung aus dem Gazastreifen ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige Journalistinnen und Journalisten vor Ort sind. Informationen zu den Kampfhandlungen kommen vor allem von der israelischen Regierung und von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas, die nur schwer überprüft werden können.

AFP, dpa (amu,kar)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. November 2023 | 12:00 Uhr

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