600 Jahre Stendaler Dom Zum Festtag der "Kathedrale des Lichts"
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05. April 2024, 10:32 Uhr
In Stendal wird ab 7. April bis zum Jahresende gefeiert: Der Dom Sankt Nikolaus hat 600. Geburtstag, eine spätgotische Backsteinkirche mit romanischen Anfängen. Die eigentlichen Stars des Jubiläums sind die 22 Glasfenster. Keine andere Kirche in Mitteldeutschland, vom Erfurter Dom einmal abgesehen, kann so viele Glasmalereien aufweisen.
Das Original bleibt auch zum 600. Geburtstag unter Verschluss, aber selbst die Kopie der alten Urkunde nimmt Stendals Dompfarrer Markus Schütte nur mit spitzen Fingern in die Hand. Mit dem Ablassbrief, den Papst Martin V. im Jahr 1424 in Rom unterschrieb, wurde der Bau des Stendaler Doms finanziert, der da bereits in vollem Gange war.
"Diese Art von Ablassbriefen sind quasi die Fördermittel des Mittelalters, könnte man sagen. Was man heute bei der Staatskanzlei oder beim Bund beantragt, das beantragte man damals in Rom und bekam es - wenn man Glück hatte - in Form eines solchen Ablassbriefes. Diese Urkunde ist die erste urkundliche Erwähnung des gotischen Neubaus des Domes", so Pfarrer Schütte.
Ein ganzes Festjahr für den Dom
600 Jahre gotischer Dom zu Stendal - das ist für die evangelische Stadtgemeinde Anlass für ein ganzes Festjahr, das am 7. April mit einem feierlichen Gottesdienst eingeläutet wird. So lange prägt das große Kirchengebäude schon die Silhouette von Stendal. Es ist in heutiger Zeit einer der beliebtesten Touristenmagneten der Stadt.
Besonderer Anziehungspunkt sind die 22 mittelalterlichen Buntglasfenster. Die Leuchtkraft der bunten Glasscheiben, die noch dazu biblische Geschichten erzählen, zieht nahezu jeden Besucher in seinen Bann. Gut, dass das noch möglich ist.
Denn gefeiert wird während des Festjahrs auch, dass die Fenster noch erhalten sind. Jedes trägt seinen eigenen Namen, jedes ist in seiner Art kulturhistorisch von nationaler Bedeutung. Dass sie trotz des Zweiten Weltkrieg erhalten blieben, ist vor allem zwei Männern zu verdanken: Stendals damaligen Superintendenten Hermann Alberts und dem Rittmeister und Kunsthistoriker Udo von Alvensleben, erinnert Joachim Franke vom Förderkreis des Doms.
Schon Anfang der 1940er-Jahre wurden sie ausgebaut, zunächst im Dom gelagert, was aber auch riskant war. Durch die Initiative dieser beiden Herren wurden sie dann ausgelagert und nach Wittenmoor in das Schloss des Herrn von Alvensleben gebracht. Und dort lagerten sie bis nach dem Krieg.
Zum Glück: Ein Bombentreffer zerstörte 1945 noch den Südflügel des Doms; das hätten die mittelalterlichen Fenster nicht überstanden. Während des Festjahres zum Dom-Geburtstag werden sie noch mehr Eindruck auf noch mehr Besucher machen: Zum Beispiel zur jährlichen Kulturnacht, sagt Stendals Oberbürgermeister Bastian Sieler, zu der anlässlich des Jubiläums auch der Dom seine Pforten öffnet. Geplant sei aber noch mehr.
Es gibt die Lichttage, das ist natürlich eine gewisse Besonderheit. Wir werden die Lichttage mit der Kirche zusammen hier im und am Dom veranstalten.
Vielfältige Angebote zum Festjahr geplant
Rund zweitausend Mitglieder zählt die evangelische Stadtgemeinde in Stendal – insgesamt hat die Stadt etwa 30.000 Einwohner. Das Jubiläum will die Gemeinde nun möglichst bunt und reichhaltig feiern - auch mit Menschen, die sonst nicht so häufig den Weg in den Dom finden. Mit Kindern und Jugendlichen zum Beispiel. Für die jungen Besucher wird es zum Festjahr einen kindgerechten Audio-Guide für den Dom geben.
Cora Schütte von der Stadtgemeinde erklärt: "Da führt der Domgehilfe Johannes Drukebitus, gestorben 1496 - das wissen wir, weil wir sein Epitaph bei uns außen am Dom haben. Der ist im Gespräch mit zwei Kindern, die von zwei Konfirmanden eingesprochen werden und wird den Dom und seine Geschichte näherbringen."
Glaskunst-Workshops, ein Lego-Dom-Stadt-Bauwochenende, eine besondere Nikolausfeier im 600jährigen Dom Sankt Nikolaus - das alles ist für Kinder und Jugendliche geplant. Mehrere Vorträge widmen sich den mittelalterlichen Buntglasfenstern, die alle einzeln vorgestellt werden. Zu den besonderen Angeboten zählt auch ein Besuch der Glaskunstwerkstatt im nahen Groß Schwarzlosen, die sich seit Jahren um den Erhalt und das Leuchten der kostbaren Fenster kümmert. Damit das Motto des Festjahres auch weiterhin für den Stendaler Dom gilt. Er sei, sagt die Stadtgemeinde, eine "Kathedrale des Lichts".
Festgottesdienst zum Jubiläum
Sonntag, 07.April 2024, 10:00 Uhr
Dom Sankt Nikolaus, Stendal
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Religion und Gesellschaft | 07. April 2024 | 07:30 Uhr