Innenraum Ziegel wieder in rot: Sanierung im Stendaler Dom geht voran
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06. März 2024, 19:43 Uhr
Die Sanierung im Stendaler Dom geht voran. Ab jetzt zeigt eine erste Musterfläche, wie später der gesamte Innenraum aussehen wird: Die rote Ziegelfarbe ist nun wieder sichtbar. An der Musterfläche konnten verschiedene Verfahren getestet werden. In den nächsten Jahren sollen nach und nach alle Innenwände restauriert werden.
- Im Dom von Stendal sind die Arbeiten an einer ersten Testfläche abgeschlossen. Die Farbe Weiß wurde durch das ursprüngliche Rot ersetzt.
- Die Arbeiten kosteten weniger als geplant.
- Bis zum 600. Geburtstag des Stendaler Doms im April soll die nächste Fläche fertig sein.
Diplom-Restauratorin Sylvia Lenzner, Architekt Burkhard Wöbke und Pfarrer Markus Schütte stehen im nördlichen Querhaus des Stendaler Doms. Sie schauen an einer Wand hinauf, die gerade vom Gerüst befreit wurde. Das ist schon zum nächsten Teilstück weitergerückt. Die fertige Musterfläche zeichnet sich deutlich von der danebenliegenden unbehandelten Fläche ab.
Finanzierung von Land und Kirche
Pfarrer Schütte ist etwas aufgeregt. Der erste optische Eindruck überzeugt ihn. Die Glasmalerei kommt durch die rote Ziegelwand gut zur Geltung. Viel habe er in der letzten Zeit über Restaurierung, Bautechniken und Denkmalschutz gelernt. Immer wieder hat er sich mit den Fachleuten abgestimmt, denn seine Verantwortung ist groß. Der gesamte Innenraum wird in den nächsten Jahren Stück für Stück restauriert. Insgesamt sind dafür 1,1 Millionen Euro aus Landesförderung und Kirche eingeplant.
Altes Verfahren spart Kosten
Architekt Burkhard Wöbke achtet darauf, dass die Sanierungsarbeiten möglichst kostenschonend ablaufen. Beim Entfernen der weißen Wandfarbe wurden moderne Strahlverfahren getestet. Die Tests haben ergeben, dass ein schonendes Abtragen mit der Hand gar nicht wesentlich länger dauert. Daher blieb von den 152.000 Euro für die Musterfläche Geld und Zeit übrig. Davon konnte noch eine weitere Fläche in der Gewölbekappe fertig gestellt werden.
Argumente aus der Baugeschichte
Über das händische Verfahren freut sich auch die leitende Restauratorin Syvia Lenzner. Es hätte sich gezeigt, dass es die Grundsubstanz der Ziegel am wenigsten angreift. Die alten Arbeitsmethoden und die Lasur-Technik gibt es schon seit Jahrhunderten. Beim Ergebnis der Musterfläche hebt Syvia Lenzer die besondere Lebendigkeit der neuen Ziegelwand hervor. Die verwendeten Farben changieren zwischen den historischen Rottönen Eisenoxid und "Caput mortuum".
Die Entscheidung des Gemeindekirchenrates, die Ziegelsichtigkeit wieder herzustellen, unterstützt Sylvia Lenzner. "Auf den Ziegelflächen bestand bis 1951 immer eine Rotfassung. Durch eine dünne Lasur und das Nachzeichnen der Fugen wollen wir die mittelalterliche Farbgebung erhalten. Die Putzflächen werden wieder weiß. Das ergibt schöne Kontraste."
Mit großen Schritten voran
Für die Ausführungen der Wandarbeiten wurde das "Atelier für Restaurierung Schloss Kaufungen" aus dem Vogtland gewonnen. Hier arbeiten hoch spezialisierte Fachleute wie Michael Younan. Der Restaurator ist Diplom-Ingenieur. Vorsichtig schabt er Zentimeter für Zentimeter Farbe von den alten Ziegeln ab. Er und seine Kollegen müssen sich beeilen, denn die nächste Fläche soll zum 7. April fertig sein. Da findet der große Festgottesdienst zum 600. Geburtstag des Stendaler Domes statt.
MDR (Aud Merkel, Luise Kotulla)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. März 2024 | 06:30 Uhr