Georg Bätzing und Matthias Kopp bei der Pressestatement zur Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Dompfarrzentrum.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing ist Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, die diese Woche in Dresden tagte. Bildrechte: IMAGO/Future Image

Bilanz zur Frühjahrstagung Bischofskonferenz in Dresden: Kann sich die katholische Kirche neu erfinden?

25. März 2024, 10:56 Uhr

Die Mehrheit der deutschen katholischen Bischöfe unterstützt den Reformprozess, sagt Vorsitzender Georg Bätzing. Eine Bilanz zum Ende der Frühjahrstagung in Dresden, die sich auch mit dem Ukraine-Krieg und weiteren Schritten im Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche befasste.

Der Krieg in der Ukraine – er hat auch die Bischöfe in Dresden beschäftigt. Da ging es um die praktische Hilfe, die katholische Organisationen im Land selbst wie für Geflüchtete leisten.

Friedensethik in Zeiten des Ukraine-Krieges

Und es ging um ein Dilemma, das Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, so beschrieb:

Die Ukraine ist im Zustand der Selbstverteidigung, die sie mit vollem Recht betreibt. Aus dieser Perspektive heraus unterstützen wir, dass eine Nothilfe zur Selbstverteidigung geleistet wird – auch durch Waffen. Und das bringt eben in die Friedensethik auch für uns Katholiken ein Dilemma hinein.

Georg Bätzing Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Bätzing mahnte, es müsse alles dafür getan werden, damit der Krieg nicht eskaliere. Und er fügte hinzu: ohne Dialog, ohne eine Hoffnungsperspektive auf Frieden werde der Krieg niemals zu Ende gehen.

Wie weiter auf dem Synodalen Weg?

Bestimmendes Thema des Bischofstreffens war allerdings der Reformprozess in der katholischen Kirche. Der so genannte Synodale Weg soll – in Reaktion auf die sexualisierte Gewalt – Strukturen schaffen, die Machtmissbrauch künftig verhindern.

Der Vatikan allerdings und ein Teil der deutschen Bischöfe fürchten, dass damit das bischöfliche Recht, Entscheidungen zu treffen, ausgehebelt wird. Demgegenüber versicherte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz:

Wir gehen zu auf eine größere Transparenz, auf eine größere Beteiligung aller in der Kirche an Beratung und Entscheidung. Aber das setzt die Entscheidungsvollmacht der Bischöfe nicht außer Kraft oder relativiert sie.

Georg Bätzing Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Bei den intensiv geführten Debatten ging es hinter verschlossenen Türen insbesondere um ein gemeinsames Leitungsgremium von Bischöfen und Laien, den sogenannten Synodalen Rat, der perspektivisch eingerichtet und durch einen Ausschuss vorbereitet werden soll.

Stichwort: Synodaler Weg

Im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien. In ihrem Reformdialog "Synodaler Weg" beraten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Ausgangspunkt ist die Krisen-Situation, in der sich die Kirchen verschärft durch den Missbrauchs-Skandal befinden. Oberstes Organ des Synodalen Wegs ist die Synodalversammlung. Sie zählt 230 Mitglieder, die für eine möglichst große Bandbreite kirchlichen Lebens stehen sollen. Im Mittelpunkt stehen die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

Die 2019 gestartete Initiative, die es in dieser Form in der katholischen Kirche noch nie gab, war ursprünglich auf zwei Jahre angelegt. Wegen der Corona-Pandemie sowie der Fülle an zu beratenden Papieren verlängerten sich die Beratungen. Vom Donnerstag bis Samstag findet die letzte beschlussfassende Versammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt statt. In drei Jahren soll sich die Vollversammlung dann noch einmal zu einer Auswertung treffen.

Wie eine Synode hat auch der Synodale Weg nur beratenden Charakter. Das letzte Wort haben die Ortsbischöfe. Das soll die Einheit mit der Weltkirche gewährleisten und einen nationalen Sonderweg verhindern. Geplant ist zugleich, die Gespräche zwischen Bischöfen und Laien in Form eines Synodalen Rates zu verstetigen. Gegen diesen Synodalen Rat hatte der Vatikan bereits zu Jahresbeginn ein Stopp-Signal gesetzt.

Bätzing: Mehrheit der Bischöfe unterstützt Reformprozess

Die Mehrheit der Bischöfe unterstütze den Reformprozess, so die Einschätzung des Limburger Bischofs Bätzing. Mit Blick auf die fünfte und letzte Tagung des Synodalen Wegs, die kommende Woche in Frankfurt stattfindet, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz: Es sei ein ganz normaler Vorgang, wenn nicht alle Texte in der Versammlung verabschiedet würden. Einen Wunsch aber habe er:

Ich möchte, dass sich kirchliches Handeln verändert. Und da gehört für mich auch dazu, ein Signal zu setzen, wenn Menschen in Beziehungen, in Paarbeziehungen Verantwortung für einander übernehmen – auch wenn sie nicht verheiratet sind – um den Segen Gottes bitten, ihnen diesen Segen zu gewähren.

Georg Bätzing Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Vorbehalte des Vatikans

Mit Blick auf die vatikanischen Vorbehalte gegenüber dem Reformprozess versicherte Bätzing, verabredet sei, mit Rom im Gespräch zu bleiben und alles dem Kirchenrecht entsprechend zu gestalten.

Welche Reformen nächste Woche in Frankfurt eine Mehrheit finden, dass ist nach der Vollversammlung der Bischöfe allerdings weiter offen. Zum fünften und letzten Mal werden die Synodalen – Bischöfe und Laienkatholiken – nächste Woche in Frankfurt zusammenkommen, um Beschlüsse zur Zukunft der Kirche in Deutschland zu fassen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 02. März 2023 | 18:50 Uhr

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