Dienstags direkt | 12.12.2023 | 20-23 Uhr Musik begeistert - nicht nur im Advent
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13. Dezember 2023, 14:23 Uhr
Mit Musik verbinden wir viele Erinnerungen: Auf unbeschwerte Melodien der Kindheit folgen rebellische Sounds aus Teenager-Tagen oder melancholische Klänge einer zerbrochenen Liebe. Wie erleben es diejenigen, die Musik machen - mit einem Instrument, ihrer Stimme oder indem sie Songs schreiben?! Woher kam die Musik-Begeisterung und was hält sie am Leben? Darüber haben wir bei Dienstags direkt diskutiert und auch die Musik "sprechen" lassen.
Gäste in der Sendung:
Durch Musik öffnen sich Räume, sichere Orte, an denen wir sein können, was oder wie wir sein wollen - verletzlich, stark, gefühlvoll und wild - das ist es, was uns an Musik begeistert. Und das ist unser Anspruch als Musiker: diese Räume zu öffnen.
Musik hilft uns, die Welt ein wenig bunter zu sehen, ungeachtet aller Rückschläge, die das Leben bereit hält...
Interviewpartner:
Virginie Ongyerth | Musikpädagogin, Leiterin Jazzchor "Chornfeld"
Prof. Dr. Gunter Kreuz | Musikwissenschaftler an der Universität Oldenburg
Annette Josef | Hauptabteilungsleiterin MDR Klassik (MDR Musiksommer)
Markus Wulftange | Sporttherapeut, Kinderonkologie Universitätsklinikum Leipzig, Elternhilfe krebskranker Kinder gGmbH
Musik beeinflusst Stimmungen
Prof. Dr. Gunter Kreutz lehrt seit 15 Jahren an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg Systematische Musikwissenschaften. Er erforscht u.a., welche körperliche, psychologische und soziale Bedeutung das Musizieren und das Singen haben. Wie das beim Zuhören ist, können wir gut an uns selbst untersuchen. Wie verändert aber das Musik-Machen die Menschen, die sich mit Begeisterung einem Instrument oder dem Gesang widmen. Er sagt, für ihn ist Musik das, was Sport für den Körper ist. Ungemein anregend und die Psyche sowie unser soziales Handeln mitbestimmend. Das ließe sich durch neurowissenschaftliche Studien belegen. Man müsse noch nicht einmal selbst musizieren. Auch konzentriertes Zuhören könne das Gehirn anregen. Emotionen ließen sich durch die passende Musik verstärken. Schwierig sei es bei Menschen, die einen Hang zur Depression haben. Sie würden oft melancholische Songs bevorzugen, obwohl ihnen das nicht guttut. Wer dagegen positive Erlebnisse mit Musik verbindet, kann sich gute Stimmung verschaffen, wenn er sie erneut anhört.
Musik schafft Gemeinschaft
Wenn Virgenie Ongyerth den Takt vorgibt, dann ertönen vielstimmig Jazz-, Pop- und auch mal Weihnachts-Songs. Die Musikpädagogin, die aus dem Erzgebirge stammt und in Leipzig studierte, fand mit 16 Jahren ihre Bestimmung. Damals habe sie eine Freundin gefragt, ob sie deren Arrangements nicht umsetzen möchte. Sie habe das Zeug dazu, andere zum Singen zu motivieren. Das tut Virgenie Ongyerth bis heute: als Pädagogin an einem Markkleeberger Gymnasium mit musischem Profil und als Leiterin des Jazzchors "Chornfeld". Sie erlebt in "beiden Welten" junge Menschen, die sich und dadurch schließlich auch andere für Musik begeistern. Einen Auftritt des Chores konnten wir mit dem MDR SACHSEN-Mikrofon begleiten. Und über ein besonderes Konzert im kommenden Jahr hat sie uns im Interview berichtet.
Musik schafft Highlights
Überall auf der Welt treffen sich Menschen auf Festivals und zu kleineren oder größeren Konzert-Veranstaltungen. Die Spanne ist so groß, wie die Geschmäcker verschieden sind und reicht von elektronisch-verstärkten Klängen bis zur Kammermusik. Bei Klassik-Freunden sind die Konzerte im "MDR Musiksommer" sehr beliebt. Insgesamt sind es 28 Veranstaltungen im August 2024 an zahlreichen Spielorten in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen. Annette Josef leitet die Abteilung bei MDR Klassik, die den Musiksommer vorbereitet. Sie weiß, dass es nicht nur die großen Namen sind, die das Publikum begeistern - wobei sich viele große Namen im Programm finden. Das Besondere an 2024 ist, dass es sich um ein Jubiläumsjahr handelt. Im März 1924 ging die Mitteldeutsche Rundfunk AG in Leipzig auf Sendung. Damit verbunden sind auch 100 Jahre MDR-Ensemble, denn zunächst gab es kaum eine Musik-Sendung im Radio, bei der nicht live gespielt wurde. An diese Zeit erinnern Konzerte in kleinerer Besetzung. Neben der Musik seien es vor allem die Orte, die den MDR Musiksommer so einzigartig machen, sagt Annette Josef. Das spüre man auch am Publikums-Interesse. So sei der Vorverkauf zwar erst gestartet. Karten für die Veranstaltungen - wie die im Kloster Altzella bei Nossen - seien allerdings schon sehr gefragt.
Musik tut Gutes
Musik kann uns Halt geben und trösten, wenn die Gefühle auf Achterbahnfahrt gehen. Musik kann aber auch therapeutische Wirkung entfalten. Das erlebt Markus Wulftange täglich auf der Kinderkrebsstation der Uniklinik Leipzig. Manchmal ist es nur Krach, was aus dem Therapieraum dringt, sagt er. Ein Zeichen dafür, dass sich gerade Emotionen Bahn brechen. Oft helfen auch sanfte Klänge dabei, die innere Ruhe zu finden. Musik spricht im oft belastenden Klinikalltag die Emotionen an. Emotionen ansprechen ist auch Ziel des Benefizkonzertes, dass die Elternhilfe krebskranker Kinder in Leipzig Jahr für Jahr auf die Beine stellt. Was vor 24 Jahren als Idee begann, wurde durch ehrenamtliches Engagement und dank professioneller Unterstützung von Musikerinnen und Musikern des Gewandhauses und anderer Klangkörper ein wichtiger Termin im Kulturkalender der Stadt. Zwar findet die 24. Ausgabe des Klassikkonzerts zugunsten betroffener Familien erst am 27. Februar 2024 statt. Karten sollte man sich aber schnell sichern, sagt Markus Wulftange. In diesem Jahr waren alle 1.700 Plätze im Gewandhaus besetzt.
Redaktion & Moderation:
Leitung: Ines Meinhardt