Dienstag, 01.10.2019: Das Wunder der Freiheit

Was war das für eine Nacht vor 30 Jahren! Sechs Züge der Deutschen Reichsbahn übervoll mit DDR-Flüchtlingen aus der bundesdeutschen Botschaft in Prag. Zu Tausenden tagelang auf engstem Raum im Botschaftsgebäude, in Zelten, im Freien. Und nicht zu wissen, wie geht es weiter - gibt es eine Lösung - eine Erlösung.

Und dann diese durchschlagende Mitteilung: "Ausreise möglich!" Aber nun noch einmal durch die DDR, der sie den Rücken gekehrt hatten. Ein Trick - eine Falle - oder doch nur ein letzter Versuch, das politische Gesicht zu bewahren: "Wir haben sie fahren lassen."

Banges Fragen: "Werden wir das Ziel unserer Wünsche - die Freiheit wirklich erreichen?"

Misstrauen - Müdigkeit und doch die Hoffnung nur nicht aufgeben. Fahrt über Dresden - der Versuch mancher, auf den Zug aufzuspringen - geglückt - missglückt.

Erst auf der Strecke von Plauen nach Hof platzte der Knoten der Anspannung. Es wurde wahr - der Wunsch nach Freiheit erfüllte sich. Man kann nur erahnen, wer damals alles seine Finger im Spiel hatte, dass trotz eines autoritären Systems dieser Freiheitsschlag möglich wurde. Manches lässt sich historisch rekonstruieren. Aber es bleiben Rätsel - offene Fragen.
Für mich ist eins aber sicher. Gott hat damals mitgewirkt. Er will Menschen in die Freiheit führen. Davon erzählt die Bibel. Manchmal wird es für uns deutlich spürbar.

Dass Menschen sich für die Freiheit anderer einsetzen, ist wünschenswert, aber nicht selbstverständlich. Dass das aber damals geschehen ist, möchte ich nicht vergessen. 

Gott schenkt Freiheit - auch durch den Einsatz von Menschen.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Thomas Bohne

Thomas Bohne

1957 in Leipzig geboren | katholischer Priester seit 1989 | Mitglied in der Gemeinschaft Oratoriums zu Leipzig seit 1991 | Abitur, Ausbildung zum Gärtner | Theologiestudium am Theologisch-Philosophischen Studium in Erfurt von 1982-1989 | Kaplan in Greiz (Thüringen) von 1989-1991 | 1991 Eintritt in das Oratorium zu Leipzig, 1991-2000 Seelsorger in den Pfarreien Leipzig-Lindenau und Leipzig Gohlis | ab 2001 Militärseelsorger am Standort Leipzig, in dieser Zeit 2004/2005 und 2007/2008 in Afghanistan (Kabul und Feyzabad) | ab 2009 Pfarrer in der Pfarrei Leipzig-Lindenau | ab 2019 leitender Pfarrer der neugegründeten Pfarrei St. Philipp Neri Leipzig-West, Ende 2020 Entpflichtung und ab 2021 tätig als Gefängnisseelsorger und Flughafenpfarrer, außerdem Mitglied der "Katholischen Filmkommission für Deutschland", Filmkritiken für die Zeitschrift KOMPASS und Homepage des Oratoriums Leipzig | seit 2000 mehrfach Mitglied in den ökumenischen Jurys bei nationalen und internationalen Filmfestivals, zuletzt Mitglied und auch Präsident der Interreligiösen Jury bei DOK Leipzig | Mitarbeit beim YOUTUBE-Kanal des Oratorium Leipzig CO

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.