Sonnabend, 09.05.2020: Schumanns Plan

"Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Geschwister einträchtig beieinander wohnen!" So beginnt der Psalm 133. Nach Leid und Elend des zweiten Weltkrieges klingt dieser Gedanke 1945 wie ein Wunsch und hoffnungsvolle Zukunftsvision.

So vielleicht auch bei Robert Schumann dem französischen Außenminister mit deutsch-luxemburgischen Wurzeln. Heute vor 70 Jahren verkündet er im Außenministerium in Paris seinen Vorschlag: die französische und deutsche Kohle- und Stahlindustrie unter eine gemeinsame Behörde zusammenzufassen. Bundeskanzler Adenauer hat diesem "Schumann-Plan" kurz vorher umfänglich zugestimmt. Die daraus entstehende "Montan-Union" ist einer der wichtigsten Grundsteine der Europäischen Union und die Erklärung Schumanns am 9. Mai 1950 ihre Geburtsstunde. So feiern wir heute den 70. Geburtstag der EU. Auch wenn es in erster Linie ein Wirtschaftsplan war, so ist ihm der Gedanke eines friedlichen Miteinanders mit in die Wiege gelegt. Dem Grundstock dieser Deutsch- Französischen Beziehungen traten in den kommenden Jahren weitere Länder bei und formten so nach und nach die Europäische Union. Entstanden als Gemeinschaft aus wirtschaftlichen Interessen wurde daraus über die Jahre mehr. Die gemeinsame Arbeit hat den Teilnehmern in vielerlei Hinsicht Verbindungen geschaffen, uns alle näher zusammengebracht. Es entstand ein Verbund Gleichgesinnter. Vielleicht besser ein Verbund ähnlich Gesinnter.

Denn wie bei vielen Geschwistern normal, sind sich nicht immer alle einig. Da gibt es verschiedene Interessen. Es gibt Unstimmigkeiten darüber, wie man Krisen und Konflikte bewältigen soll. Es gibt auch Krach und Zwist, wie er in jeder Familie mit vielen Mitglieder nicht zu vermeiden ist. Manchmal wenden sich einzelne Mitglieder ab und ziehen sich zurück. Dennoch bleiben wir durch gemeinsame Geschichte, geografische Nähe, Kultur und Gedankengut miteinander verbunden - wie Geschwister. Es bleibt bei allen Differenzen die Aufgabe, einträchtig bei einander zu wohnen.

Der Psalm 133 beginnt mit den Worten "Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Geschwister einträchtig beieinander wohnen!". In familiär schwierigen Zeiten klingt das wie ein Wunsch. Ein Wunsch, dem am Ende des Psalms ein Versprechen Gottes gegenübergestellt ist: "Denn dort – wo das geschieht - verheißt der HERR den Segen und Leben bis in Ewigkeit."

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.