Dienstag, 05.05.2020: Tröstliche Beziehungen

Sie ist beim Springen auf dem Trampolin aus der geöffneten Schutzwand gerutscht und hat sich am Arm wehgetan. Nun weint unsere Tochter laut und ruft nach Aufmerksamkeit. Als meine Frau zu ihr geht, streckt Greta ihr die aufgeschürfte Stelle entgegen und will in den Arm genommen werden. Meine Frau beruhigt sie mit Worten, streicht ich über den Kopf, und schon nach kurzer Zeit sehe ich Greta wieder auf dem Trampolin hin- und herspringen. Der Trost hat geholfen.

Wenn es doch immer so einfach wäre. Eine helfende Umarmung, ein gutes Wort, tröstende Hände - so mancher Kummer wäre leichter zu ertragen. Gerade in dieser Zeit, in der Abstand und Kontakteinschränkungen das Gebot der Stunde sind, ist vielen aufgefallen, wie wichtig tröstende und stärkende Beziehungen sind. Man ahnt, wie es denen geht, die allein sind, die in keiner häuslichen Gemeinschaft leben. Ohne Vertraute, die ihnen menschliche Nähe und damit wichtige Zuwendung geben können. Eine trostlose Erfahrung. Und nicht jeder ruft nach Beistand und Zuwendung, so wie unsere Tochter.

Gerade in diesen schwierigen Zeiten höre ich Gottes Versprechen aufmerksam: "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet." Diese Worte aus dem Jesajabuch (66, 13) können allein schon eine tröstliche Wirkung entfalten. Denn da ist einer, der für mich da ist. Ich bin nicht allein mit meinem Kummer und meinem Leid. Der eine Gott schenkt uns Gemeinschaft in seinem Wort, in geistiger Verbundenheit und in guten Zeiten in unseren Zusammenkünften. Ein Miteinander, das tragen hilft, was allein zu schwer wiegt. Da muss man manchmal gar nicht erst danach rufen. Darin liegt Kraft und Freude für das Leben.

Ich lese dieses Versprechen Gottes aber auch als eine Forderung. In diesen Tagen sind wir in besonderer Weise aufgerufen, diese Gemeinschaft zu leben. Auf neuen und anderen Wegen. Durch Telefongespräche bei Menschen, die sonst niemanden zum Sprechen haben. Vielleicht durch eine Karte, ein Bild oder einen Brief, die zeigen: wir denken aneinander, auch wenn wir uns gerade nicht in den Arm nehmen können. Die Initiative muss dabei manchmal von uns selbst ausgehen, weil nicht jeder darum bittet, der es nötig hat. Gottes Trost für alles Leben kann durch unsere Hände gehen. Schauen wir nach, wo er gebraucht wird.

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.