Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN vom 27.07.-02.08.2020

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Mira Körlin.

Sonntag, 02.08.2020: Das Wort am Sonntag (von Guido Erbrich)

S: Sie hören eine kurze Sendung über die Liebe

M: Beatles: Love, love, love  (aus: All you need is love)

G: Love - Liebe: in dem Wort steckt ein Universum. Vielleicht ist „lieben“ sogar genau die Eigenschaft, die uns Menschen erst zu Menschen macht.

S: Dass es auf der Gegenseite von Liebe auch den Hass gibt, blenden wir heute mal aus. Denn wir haben nur 15 Minuten. Also folgen Sie uns auf einer kurzen Reise durch die Welt der Liebe.

M: Beatles: Refrain: All you need is love

G: Alles was Du brauchst ist Liebe. Das singen die Beatles und sie sind beileibe nicht die einzigen, die die Liebe zum Thema ihrer Musik machen. Die ganze Musikgeschichte ist voller Liebeslieder, Arien, Popsongs, Jazzstandards, Kirchenlieder, Opern, Musicals. Der Grund ist dabei ganz einfach: Über Liebe nur zu reden ist recht tröge. Dieses große Gefühl, dass es schafft, jeden Menschen „um den Verstand zu bringen“, möchte lieber besungen als besprochen werden. Weil die Musik weit besser in der Lage ist, ein solch großes Gefühl auszudrücken.

S: All you need is love, stimmt das überhaupt, oder übertreiben es hier die Liverpooler Pilzköpfe ein wenig. Braucht es nicht doch ein wenig mehr zum Leben?  Oder singen die Beatles etwas, dass bereits solange Menschen singen, durch die Welt klingt?

Musik: Maurice Durufle „Ubi caritas et amor, deos tibi est“

S: „Wo die Güte und die Liebe ist“, da ist Gott. Einen 1900 Jahre alten christlichen Hymnus hat der französische Komponist Maurice Durufle hier vertont. „Gott ist die Liebe“, steht auch heute noch in vielen Kirchen geschrieben; wahrscheinlich auch zur Mahnung, weil wir Menschen das ganz gern vergessen. Wir suchen ihn ja viel lieber weit weg, hinter den Wolken, irgendwo im All. Wenn es ihn denn gibt, ist er uns vielleicht viel näher, als wir denken.

G: Liebe, Menschen, Gott und Musik: Eine ganze Reihe von Liebesliedern lassen sich ohne Probleme auch in der Kirche singen.

S: Und bei vielen Kirchenliedern geht das auch andersherum. Sie funktionieren ebenso als Liebeslieder prächtig. Warum ist das so? Vielleicht weil die Liebe der göttliche Funken ist, der in uns steckt? Weil die Liebe „göttlich“ ist?

G: Was macht uns Menschen zum Menschen? Warum fühlen wir uns gut, wenn wir etwas für andere tun können, warum ist es so ein starkes Gefühl sich selbst geliebt zu wissen, einen anderen Menschen zu lieben, gern zu haben, in den Arm zu nehmen? Sind das nur Hormonschübe und Endorphinausschüttungen – oder ist da mehr?

S: Warum ist es so schwer, anderen seine Liebe zu gestehen?  Und warum sind wir traurig, ja frustriert, wenn es mit der Liebe nicht klappt?

M: „Liebeskummer lohnt sich nicht mein Darling“ Refrain/(Siw Malmquist 1964 / MundT:Bruhn/Buschor

G: Okay, da singt Siw Malquist  ein wenig zu schnell ein starkes Gefühl weg. Denn wen mit der Liebe was schief geht, zieht Traurigkeit ein, manchmal auch Wut. Und dann sind manche Menschen in der Lage, das Gefühl völlig zu missdeuten und das Gegenprogramm aufzufahren. Aus Liebe wird Hass.

S: Liebeskummer und Hass aus Liebe ist auch die dramatische Geschichte frustrierter Menschen, die sich über ihre Liebe getäuscht und betrogen sehen,

G: Es ist auch die finstere Geschichte derjenigen, die Liebe einfordern wollen, lieblos und brutal werden und nicht merken, dass Liebe so nicht funktioniert.

O-Ton: „Erich Mielke“ Ich liebe Euch, ich liebe euch doch alle

G: Der greise Stasichef Erich Mielke 1989 in seinem letzten Auftritt vor der Volkskammer der DDR. Warum ist für viele dieser Moment so lächerlich? Weil Mielke das größte Gefühl der Menschheit als Ausgangspunkt einer peinlichen Selbstrechtfertigung nimmt.

S: Er, der für seine Idee des Sozialismus bereit war über Leichen zu gehen, der keine Probleme hatte, das Leben anderer zu zerstören, der Menschen zersetzen und bespitzeln ließ, nimmt das Wort „Liebe“ in den Mund um damit eine Begründung für das Agieren der DDR Staatssicherheit zu finden. Und jeder merkt, das funktioniert nicht.

G: Die DDR hat das erfolglos versucht: „Liebe zum Sozialismus, Liebe zur Sowjetunion, zur Patenbrigade, zu den Fliegerkosmonauten“. Da wird ein großes Gefühl zu heiß gewaschen und kleingemacht.  Doch die Liebe lässt sich nicht verzwecken, sie ist kein billiges Tauschgeschäft und dies merkten zum Schluss selbst diejenigen, die ansonsten dem System „Sozialismus“ eine Menge abgewinnen konnten.

S: Wer die Liebe verzwecken will, ja, wer mit der Liebe als Waffe daherkommt um auf andere einzuprügeln ist auf dem Holzweg. Das gilt nicht nur für den alten Stasichef, die Geschichte ist leider voller solcher Typen. Sie haben nicht verstanden, dass die Liebe keine Bedingungen stellt.

M: Alte Bekannte „Bedingungslos":

G: Die „Männersänger“ der alten Bekannten, nehmen Liebe ganz anders in den Blick. Und ihr Song ist erstaunlich nah dran an einem Text der Bibel. Was sie mit „bedingungslos“ singen, klingt dort so:

S: Die Liebe ist langmütig, / die Liebe ist gütig. / Sie ereifert sich nicht, / sie prahlt nicht, / sie bläht sich nicht auf.

Sie handelt nicht ungehörig, / sucht nicht ihren Vorteil, / lässt sich nicht zum Zorn reizen, / trägt das Böse nicht nach.

Sie freut sich nicht über das Unrecht, / sondern freut sich an der Wahrheit.

Sie erträgt alles, / glaubt alles, / hofft alles, / hält allem stand.

Die Liebe hört niemals auf.

G: Den Text hat Paulus geschrieben, nach seiner Läuterung. Den Paulus war mitnichten schon immer ein Heiliger. Bevor er zum Apostel wurde, verfolgte er die Christen. Mit der Tempelpolizei ritt er durchs Land um diese Bande aufzuspüren und zum rechten Glauben zurückzuführen. Es gab eine Phase im Leben des Paulus, die durchaus Ähnlichkeiten mit dem Agieren Erich Mielkes zeigt.

S: Nur hatte er im Unterschied zu letzterem Glück: Er fiel vom Pferd. Mitten bei der Christenverfolgung kurz vor Damaskus. Er wird für drei Tage blind und muss neu sehen lernen. Gott öffnet ihm die Augen und aus einem verbiesterten Rechthaber wird ein weitsichtiger, toleranter, liebender Mensch, der im Innersten versteht, was es heißt, dass Gott die Liebe ist.

G: Paulus versucht nun die Liebe zur Grundlage seines Handelns zu machen. Und auch zur Grundlage des Christentums, was den Christen in der Menschheitsgeschichte mal mehr und mal weniger gelingt.

M: „Alte Bekannte 2“ Bedingungslos

G: Ob bei Paulus, den Beatles oder den alten Bekannten. Auf einmal wird die Liebe zum Gestaltungsprinzip der Welt. Sie gilt von Mensch zu Mensch, vom Menschen zu Schöpfung, vom Menschen zu Gott und umgekehrt.

S: Liebe ist mehr als Sexualtrieb, als rote Rosen am Valentinstag, als abgewischte Kinderschnuten, aber sie gehört dazu. Manches ist ohne sie kaum zu schaffen.

G: Wie schön kann Liebe zwischen zwei Menschen sein, die sich gegenseitig verschenken, gern haben, umarmen, küssen und miteinander schlafen. Und das dies der Ausgangspunkt für neues Leben ist, ist doch ein göttliches Wunder. Wer das nur als Lust- und Fortpflanzungsmechanik betreibt verpasst was.

S: Wie schön kann Liebe zur Schöpfung sein, manch Gärtner zeigt das auf großartige Weise und bekommt dafür Leben in Fülle in Form von Tomaten, Äpfeln und Blumen geschenkt. Wer nicht lieben kann, pflastert sein Stück Schöpfung mit Steinen zu.

G: Wie schön kann Liebe zur Freiheit sein. Sie schenkt eine Kraft, die Staaten verändert und Waffen schweigen lässt. Wer die Freiheit nicht liebt braucht Mauern, Stacheldraht und Staatssicherheitsdienste.

M. Beatles: All you need is love

G: „Liebe, und dann tue was du willst“. Inhaltlich passend zu den Beatles und den alten Bekannten hat das vor 1500 Jahren der große Theologe und Kirchenvater Augustinus gesagt.

S: Augustinus sagt das nicht etwa nur so als Spruch für Postkarten. Es ist die Essenz seines Denkens, und er hat tausende Seiten beschrieben, mit den Philosophen seiner Zeit diskutiert, Kunst und Gedanken kommentiert, gepredigt, gestritten. Vor allem, um dem Geheimnis des Lebens und dem Geheimnis Gottes auf die Spur zu kommen. „Wenn wahre Liebe der Grund deines Handelns ist, dann kannst Du wirklich machen was Du willst“. Kurz, knapp und treffend ist am Ende sein Ergebnis.

G: Das Kleingedruckte dazu setzt Augustinus als bekannt voraus: „Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst“.

Die Balance gehört dazu, sich selbst und den anderen, das andere zu lieben. Denn dort, wo das passiert, wohnt Gott. Und die Welt steckt voller Wunder.

S: Dazu gehört leider auch, dass Gott draußen ist, wenn die Balance nicht stimmt. Und diese Unausgewogenheit führt zur Zerstörung unserer Welt.

Wer nur sich selbst liebt, benutzt andere und pfeift auf deren Gefühle.
Wer nur an seinen Profit denkt, zerstört Natur und vergisst Nachhaltigkeit.
Wer nur seine Macht erhalten will, für den sind andere nur nützliche Idioten oder aus dem Weg zu räumende Querulanten.

G. So eine Egoistenwelt schreit nach Erlösung. Die Liebe ist die zarte Antwort darauf, nur leider hat es das Leise und Zarte nicht leicht. Aber das etwas nicht leicht  ist, ist für die Liebe nun überhaupt nichts Neues. Deswegen ist die leise Kraft der Liebe in der Lage enorme Kräfte zu wecken.  

S: Aber das heißt auch, dass man es einfach mit der Liebe immer wieder versuchen soll, ja versuchen muss. In der Liebe liegt genug Kraft, sich selbst und unsere Welt zu verändern.

G: All you need is love - Alles was Du brauchst ist  Liebe. Das Programm gilt ein Leben lang und, so dürfen wir hoffen, weit darüber hinaus!

S: Einen schönen Sonntag wünschen Simone Kittel ….

G: und Guido Erbrich.

M: Alte Bekannte / All you need is love

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzvita Mira Körlin

Mira Körlin

Geboren am 01.10.1976 in Dresden | 1995 Abitur | 1995-1996 freiwilliges Soziales Jahr in Zwickau | 1996-2002 Studium der Germanistik, Literaturwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Ev. Theologie an der TU Dresden | 2002-2003 Pressereferentin in der Sächsischen Staatskanzlei | seit 2003 Referentin für Öffentlichkeitsarbeit für die beiden Dresdner Kirchenbezirke | verheiratet, zwei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.