Mittwoch, 29.07.2020: Nachruf auf einen Rucksack

"Er hatte ein schweres, aber erfülltes (oder besser gesagt: ausgefülltes) Leben." So beginnt der Nachruf auf einen Rucksack, der nach 19 Jahren täglichen Tragens nicht mehr zu gebrauchen war. Die Besitzerin schreibt darin: "Manche Tage waren schwer. Da wurden die Einkäufe nebst Melone und einem Sack Kartoffeln geschleppt."

Auch bei Urlauben war das gute Stück auf ihrem Rücken: "Unzählige Muscheln und Steine der Küsten, viele Bücher und Erinnerungsstücke hat er transportieren dürfen." Am Ende bedankt sie sich für des Rucksacks Bereitschaft, alle Lasten mit ihr zu tragen: "Ich hatte das seltene Glück, einen unermüdlichen und zuverlässigen Begleiter zu haben, der mich in jeder Lebenslage unterstützt hat."

Den Nachruf finde ich originell. Warum nicht auch auf diese Weise einmal danke sagen. Oft sind es ja nicht nur die sichtbaren Dinge, die wir auf dem Rücken tragen. Neben dem, was zu transportieren ist, füllt sich der Rucksack mit Beschwernissen, Sorgen, Zweifeln und unangenehmen Erinnerungen.

"Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken", sagt Jesus (Matthäus 11,28). Die Bibel erzählt von unterschiedlichen Menschen, die zu Jesus gekommen sind. Sie suchten Entlastung oder hofften auf Erleichterung. Jesus reagierte verschieden. Aber immer zugewandt. Sprach mit den Leuten. Oder berührte sie. Wer gesellschaftlich kaum anerkannt war, dem brachte Jesus besonders viel Achtung entgegen. Wer gescheitert war oder Schuld auf sich genommen hatte, den ermutigte er, neu zu beginnen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie jemanden zum Reden haben; dass sie neu beginnen können oder sich einfach irgendwo anlehnen dürfen und einen Menschen finden, der wie ein guter Rucksack, die Lasten des Lebens tragen hilft.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzvita Mira Körlin

Mira Körlin

Geboren am 01.10.1976 in Dresden | 1995 Abitur | 1995-1996 freiwilliges Soziales Jahr in Zwickau | 1996-2002 Studium der Germanistik, Literaturwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Ev. Theologie an der TU Dresden | 2002-2003 Pressereferentin in der Sächsischen Staatskanzlei | seit 2003 Referentin für Öffentlichkeitsarbeit für die beiden Dresdner Kirchenbezirke | verheiratet, zwei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.