Mittwoch, 10.03.2021: Judas
In diesen Tagen und Wochen bereiten sich die Christen auf das Osterfest vor. Sie erinnern sich an die Lebensgeschichte von Jesus Christus. Er war mit seinen Freunden eng verbunden: Er hat oft mit ihnen über das gesprochen, was ihm bevorsteht. Seine Freunde waren fest davon überzeugt, dass sie in jeder Lebenslage zu ihm stehen würden. Aber es kam anders. Einer von ihnen, Petrus, stritt ab, Jesus zu kennen. Und ein anderer, Judas, verriet ihn. Durch einen Kuss machte er ihn für die Soldaten des Kaisers kenntlich.
Was wird aus ihm? Im Matthäus-Evangelium wird erzählt, dass er sich den Strick genommen hat. Ist er verloren?
In der romanischen Basilika in Vezelay im Burgund in Frankreich gibt es eine Darstellung, die mich fasziniert. Vor 800 Jahren hat dort ein unbekannter Künstler zwei Szenen in Stein gemeißelt.
Auf der einen Seite ist Judas zu sehen. Er hängt tot an einem Baum. Die Augen sind weit aufgerissen, die Zunge hängt aus dem Mund. Ein gruseliger Anblick.
Auf der anderen Seite sieht man einen Hirten. Er trägt den Toten, nun vom Strick befreit, auf seinen Schultern. So, wie Hirten ihre Schafe tragen.
Wer könnte dieser Hirte sein, wenn nicht dieser eine, der das Verlorene sucht, wie Jesus von sich sagt? Wer kann so vergeben wie der Gekreuzigte und Auferstandene, der keinen hängen lässt? Ich bin mir sicher, dass Jesus auch seinen Verräter auf den Schultern trägt. Aus der Nacht in das Licht des Lebens.
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