Montag, 08.03.2021: Vom Fasten
Wir befinden uns mitten in der Fastenzeit. Alle Weltreligionen kennen diese Idee, eine Zeit lang auf etwas zu verzichten, auf Essen, aber auch auf Dinge und Gewohnheiten. Fasten kann egoistisch sein, meint der Prophet Jesaja. "Denkt ihr, mir einen Gefallen zu tun, wenn ihr euch selbst quält und nichts esst und trinkt?" Mit dieser Frage provoziert Jesaja seine Zeitgenossen – im Namen Gottes. Und er liefert die Antwort gleich mit. Nein, sagt Jesaja, ein Fasten, das Gott gefällt, sieht anders aus. Löst die Fesseln der Menschen, die ihr zu Unrecht gefangen haltet. Gebt den Hungrigen zu essen. Helft, wo ihr könnt, und verschließt eure Augen nicht vor den Nöten der Mitmenschen.
Fasten ist eine Gelegenheit, uns zu prüfen, Abhängigkeiten aufzudecken. Ich frage mich, wer oder was mich beherrscht. Fasten ist Vorbereitung und Reinigung. Es ist aber auch ein Ritual der Gerechtigkeit. Dieses Ritual soll uns erinnern, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir satt werden. Und auch, dass es viele Menschen auf dieser Welt gibt, die unfreiwillig immerzu hungern.
Fasten macht sensibel dafür, dass Nahrungsmittel in Wahrheit Lebens-Mittel sind. Beim Verzichten kann ich spüren, wie wertvoll die sind. Aus der Freiheit, die das Fasten mir eröffnet, soll auch Freiheit für andere wachsen. Das, so sagt Jesaja, ist ein Fasten, an dem Gott Gefallen hat.
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