Freitag, 09.04.2021: Begründet furchtlos (Jesaja 43,1)

 "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!" (Jesaja 43,1)

Immer, wenn ich diesen Satz höre, kommt er mir zu groß vor, zu vollmundig. Als könnte man befehlen, sich nicht zu fürchten. Das hat schon früher als Kind nur halbwegs geklappt. Und als Jugendliche kaum noch. Und jetzt: Man fürchtet sich doch als gestandene Frau oder reifer Mann nicht vor Bagatellen? Man weiß, was auf dem Spiel steht, wenn man Angst hat. Da scheint keine Angst völlig unbegründet.

Aber vielleicht wird ja damit auch gar nicht gesagt, dass es keine Angst gäbe? Und wer ist eigentlich gemeint? Die ungekürzte Fassung des Verses in der Bibel lautet: "Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist Mein!" Wenn Eltern diesen Vers als Taufspruch wählen, wissen sie sehr wohl darum, dass Vieles zum Fürchten ist. Sie wollen ihr Kind trösten. Und sie wollen zugleich, dass Gott selbst ihrem Kind Trost zuspricht. So wie sie es tun, wenn es Angst hat und sie es in die Arme nehmen. Und weil sie wissen, dass Angst eben keine Frage des Alters ist: Früchte dich nicht!

Finden Sie nicht auch, dass man sich mit zunehmendem Alter mehr Sorgen macht? Da sind Familie, Kinder, enge Freunde. Aber auch die eigene Gesundheit und ob man den beruflichen Anforderungen noch gewachsen ist. Große Sorgen gibt’s um den Jobverlust, etwas kleinere um die Urlaubspläne. Schnell gesellen sich dann noch Kollegen und Chef, Wohnung oder Haus, und weitere Zukunftsängste dazu. Doch so paradox das klingt: Indem sich Menschen sorgen, haben viele das Gefühl, nicht mehr ganz so hilflos zu sein. Und zugleich potenziert sich damit der Stress. Denn die wenigsten Befürchtungen erweisen sich dauerhaft als begründet. Die meisten Ängste beruhen auf Vermutungen und  Spekulationen.

Und nun versuche ich Ihnen diesen Satz noch einmal ganz sanft zu sagen: "Du bist nicht allein, weil du zu mir gehörst.", verspricht Gott. "Und ich übernehme Verantwortung für dein Leben. Sogar für das Unvorhersehbare. Lass es auch meine Sorge sein, denn ich sorge nach wie vor für dich."

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Christine Rösch

Christine Rösch

Geboren am 28.09.1958 in Gotha | 1977 Abitur | Studium an der Bauhaus-Universität Weimar mit Abschluss als Dipl. Ing. für Gebiets- und Stadtplanung 1983 | danach tätig in der Altstadtsanierung und im Kirchenbau der Stadt Gotha | ab 1992 theologische Ausbildung | 1. und 2. Examen und Ordination | zunächst Pfarrstelle in Seebergen (Kreis Gotha) | ab 2002 Pastorin für allgemeinkirchliche Aufgaben der Landeskirche in der 1. Pfarrstelle des Diakonischen Werkes Thüringen | ab 2014 theologische Referentin im Landesverband der Diakonie Sachsen | wohnhaft in Radebeul

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.