Montag, 31.05.2021: Raucherkabine

In den Telefonzellen gab es früher Aschenbecher. Die Älteren werden sich erinnern. Als Telefonzellen noch zum Straßenbild gehörten, konnte es geschehen, dass man in eine völlig verräucherte Kabine kam. Im Grunde trug jede Kabine und die ausliegenden Telefonbücher darin diesen Geruch von kaltem Rauch.

Das hat sich geändert. Raucherkabinen gibt es auch heute noch, aber darin finden sich keine Telefone mehr und meist sind sie auch besser belüftet. In Flughäfen zum Beispiel. Während früher das Rauchen in der Öffentlichkeit sogar auf engstem Raum möglich war und selbstverständlich gepflegt wurde, werden rauchende Menschen heute in kleinen Zellen isoliert oder es werden ihnen begrenzte Plätze in der Öffentlichkeit zugewiesen.

Ich gebe zu, mein Mitleid hält sich in Grenzen, weil ich selbst Nichtraucher bin - meistens jedenfalls.

Interessant an dem Thema finde ich, wie sich über relativ kurze Zeit Normen in der Gesellschaft verändern lassen. Wenn solide Aufklärung über Gefahren relativ breite Zustimmung findet, gesetzliche Regelungen Vorgaben für den Gebrauch persönlicher Freiheiten machen und Produktion und Vertrieb steuern, ändert sich auch die Akzeptanz für allgemein gültige Normen. Die Last der Rechtfertigung für die eigene Vorliebe wurde von den Nichtrauchern auf die Raucher verlagert.

Die Gefahr ist, dass das Pendel zur anderen Seite ausschlägt. Es gibt auch lieblose Extremisten im Nichtrauchertum. Es wird oft auch verkannt, welche Kultur der Kommunikation, des anregenden Austauschs unter dem Nebel leicht berauschenden Tabaks besser möglich war als in einer Glaskabine.

Dennoch. Die Schwächsten müssen geschützt werden, zum Bespiel Kinder oder Erkrankte. Der Apostel Paulus hat christliche Freiheit so beschrieben, dass sie nicht den letzten Schlupfwinkel nutzt, um die grundsätzlich mögliche Freiheit in Anspruch zu nehmen. Vielmehr solle man aus Rücksicht auf denjenigen, der sich an meinem Verhalten stören könnte, die eigene Freiheit einschränken.

Heute ist Weltnichtrauchertag. Grundsätzlich spricht aus christlicher Sicht nichts gegen das Rauchen, aber zum Schutz der eigenen Gesundheit und das Leben anderer ist es geboten, auf grundsätzliche Rechte zu verzichten.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Michael Baudisch

Michael Baudisch

Michael Baudisch stammt aus Bad Neustadt/Saale und lebt in Dresden | nach Abitur, Studium der Journalistik und Politikwissenschaften arbeitete er als Kirchenredakteur in Leipzig | seit Oktober 2002 leitet er die Pressestelle des Bistums Dresden-Meißen

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.