Montag, 07.06.2021: Der Zeitmanager

Es ist wirklich eine seltsame Sache mit ihr. Mal ist sie zu knapp bemessen. Dann wieder dehnt sie sich scheinbar endlos. Fest steht: Sie ist kostbar. Manche behaupten sogar, sie sei bares Geld wert. Die meisten von uns hätten gerne mehr von ihr. Im Alter vergeht sie immer schneller. Aber alle wissen, dass wir sie nicht anhalten oder zurückdrehen können. Die Rede ist natürlich – von der Zeit.

Vor kurzem habe ich von einem "Zeitmanager" gehört. Sein Trick: Er verplant nur 60 Prozent seiner Zeit. Der Rest fülle sich seiner Erfahrung nach von allein. Und: Der Zeitmanager schreibt sich zweimal in der Woche eine halbe Stunde "Nichtstun" in den Kalender. Sonst fehle schnell einmal der Platz für die Dinge, die wirklich wichtig sind, so der Zeitmanager. Was der Fachmann für Stunden und Minuten allerdings auch festgestellt hat: Viele Menschen, die Tipps zum richtigen Zeitmanagement lernen wollten, täten das vor allem, um mehr arbeiten zu können. Ein Teufelskreis. Denn: Je effektiver das Zeitmanagement, umso mehr kann ich leisten. Ein idealer Nährboden auf dem Weg zum Burnout. Aber nicht der richtige Umgang mit der Zeit.

Dabei ist die Idee des Zeitmanagements so alt wie die Bibel. Im Buch Kohelet beispielsweise heißt es zum Thema: "Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit." Was ich da heraushöre, ist vor allem die Aufforderung, nicht immer mehrere Dinge gleichzeitig erledigen zu wollen. Und auch das scheint mir geradezu biblisch: Dass wir eben nicht wissen, wieviel Zeit jedem von uns bleibt, verleiht ihr einen besonderen Wert. Wir dürfen unsere Zeit als Gottesgeschenk empfinden. Und wir spüren, dass es sinnvoll ist, unsere Zeit nicht nur für uns selbst einzusetzen, sondern auch für andere. Aber auch für unser Wohlbefinden und unser Verhältnis zu Gott hat die Bibel einen guten Vorschlag parat. Immerhin heißt es dort: Der siebte Tag in der Woche soll frei bleiben. Einfach mal Nichtstun. Und stattdessen spüren, wie gut sich freie Zeit anfühlen kann. Perfektes Zeitmanagement eben.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Michael Baudisch

Michael Baudisch

Michael Baudisch stammt aus Bad Neustadt/Saale und lebt in Dresden | nach Abitur, Studium der Journalistik und Politikwissenschaften arbeitete er als Kirchenredakteur in Leipzig | seit Oktober 2002 leitet er die Pressestelle des Bistums Dresden-Meißen

Kurzbiografie Kathrin Posdzich

Kathrin Posdzich

geboren 1983 in Zwickau, aufgewachsen in Wildenfels | verheiratet, zwei Kinder | ev.-luth. verwurzelt, ev.-meth. beheimatet | 2002 geboren 1983 in Zwickau, aufgewachsen in Wildenfels | verheiratet, zwei Kinder | ev.-luth. verwurzelt, ev.-meth. Beheimatet | 2002 Abitur am Peter-Breuer-Gymnasium Zwickau | 2002-2009 Theologiestudium in Leipzig | 2009-2016 Gemeindearbeit in Süd-Ost-Thüringen | 2015-2019 Zusammenarbeit mit dem Senderbeauftragten der evangelischen Freikirchen beim MDR | seit 2018 Pastorin der ev.-meth. Kirche in Werdau und Umland | seit 2015 Sprecherin Wort zum Tag und Wort zum Sonntag bei MDR SACHSEN

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.