Dienstag, 28.04.2020: Nie genervt

Den Satz "Ich mache gerade Homeoffice." hört man zurzeit öfter. "Ich arbeite von Zuhause aus" scheint nicht schön genug zu klingen. Egal, wie man’s nennt: Wer sonst gewohnt ist, zur Arbeit aus dem Haus zu gehen, dem fällt es nicht immer leicht, in den eigenen vier Wänden das hinzubekommen, wofür man bezahlt wird.

Wenn dann noch schulpflichtige Kinder in der Wohnung sind, erreicht man den nächsten Schwierigkeitsgrad. Homeschooling und nebenbei Homeoffice! Also Heimschule zusammen mit Heimbüro … na, Sie wissen, wie ich’s meine. Das kann an den Nerven zerren.

Eltern, die versuchen, sich am Computer zu konzentrieren, wissen, wie es ist, wenn plötzlich der Sprössling ins Zimmer geschossen kommt und klagt: "Ich versteh die Aufgabe nicht, die wir für Sachkunde geschickt bekommen haben!" Dicht gefolgt von der kleinen Schwester, die fröhlich ein Buch schwenkt und sagt: "Papaaaa, ich soll dir für Deutsch ´ne Geschichte vorlesen. Laut!" Alle fünf Minuten was anderes. Kinder sind da ausdauernd!

Nach der dritten Unterbrechung bin ich echt genervt. Ich will das nicht. Schließlich habe ich unsere Kinder lieb. Aber wenn andauernd eine neue Bitte kommt, reißt der Geduldsfaden bei mir schnell.

Für Momente, in denen meine Halsschlagader bedrohlich zu pulsieren beginnt, sollte ich mir vielleicht einen Bilderrahmen mit einem Bibelvers aufstellen, der mich daran erinnert, dass es einen gibt, der sich um mich kümmert - unendlich gern und geduldig. Um jedes seiner Kinder. Ja, ich meine Gott. Der himmlische Vater ermuntert in der Bibel zum Beten. Zum "Hilf mir bitte!"-Rufen.

Wie viele Hilferufe kommen da pro Sekunde zusammen! Jeden Tag! Unvorstellbar, oder? Doch Gott ist nie genervt. Das zu wissen, hilft. Einmal dafür, dass mir nicht zu schnell der Geduldsfaden reißt, wenn ich wieder trappelnde Kinderfüße höre, die näher kommen - und ich gerade mitten in der Arbeit stecke. Wenn Gott mit mir so geduldig ist - dann will ich es auch mit meinen Kindern sein.

Und ich brauche diese Zusage für die eigenen Gebetsanliegen ja genauso: Ich darf zu jeder Tages- und Nachtzeit zum himmlischen Vater kommen: "Papaaaaa. Ich brauch dich schon wieder!" Und wenn es alle fünf Minuten ist. Er hört geduldig - und er erhört gern.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Pfarrer Albrecht Hoffmann

Pfarrer Albrecht Hoffmann

1979 in Zwickau geboren | Aufgewachsen in Lengenfeld/Vogtland und Leipzig | 1999 Abitur | 1999 bis 2000 Wehrdienst | 2000 - 2007 Theologiestudium am Lutherischen Theologischen Seminar der Evangelisch-Lutherischen Freikirche (ELFK) in Leipzig | 2007 - 2009 Vikar der ELFK in Gemeinden in Crimmitschau und Zwickau | Seit März 2009 Pfarrer der Gemeinden zum Heiligen Kreuz in Crimmitschau und Glauchau | 2010 - 2014 Jugendpfarrer der ELFK | Verheiratet, vier Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.