Donnerstag, 11.05.2023: Jeder Fahrgast ist verpflichtet, sich im Fahrzeug stets einen festen Halt zu verschaffen

Ich fahre gerne mal mit einer historischen Straßenbahn. Mir gefällt es, dass manches durch hingebungsvolle Pflege auch lange funktioniert. Und es erinnert mich natürlich auch an vergangene Zeiten und so manches kindliche Abenteuer. Beim letzten Mal entdeckte ich einen Aufkleber an der Scheibe: "Jeder Fahrgast ist verpflichtet, sich im Fahrzeug stets einen festen Halt zu verschaffen." Klar, den braucht man bei dem Geruckel und Gezuckel auch. Gerade bei meinen Kindern schaue ich, dass sie sich gut festhalten. Denn mit dem sicheren Stand klappt's noch nicht so gut.

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Kinder brauchen festen Halt. Nicht nur in der Straßenbahn. Entwicklungspsychologen wissen darum, dass Kinder gut verwurzelt sein müssen und Sicherheiten in ihrem Leben erfahren sollten, damit sie gut er-wachsen können und manche Stürme unbeschadet überstehen. Als Erwachsener brauche ich ein anderes Maß an Sicherheit. Trotzdem ist "fester Halt" nach wie vor wichtig: ein Zuhause, Familie, Freunde und Wegbegleiter. Vielleicht auch ein Sport oder eine Fertigkeit. Denn ich weiß: Darauf kann ich mich verlassen.

Für mich ist auch mein Glaube an Gott ein fester Halt. Gott ist verlässlich. Nicht, dass alle Schwierigkeiten auf meinem Lebensweg verschwinden würden. Sondern, dass ich mich auf  ihn verlassen kann. Gott ist für mich wie ein Weggefährte, durch Höhen und Tiefen.
Ostern ist mir das wieder neu ins Bewusstsein gekommen: Ich glaube diesem Gott, weil es eben kein unberührbarer, ferner und unerreichbarer alter Mann ist. Kein Superstar oder Action-Held. Gott ist uns selbst als Mensch in Jesus, einem Zimmermannssohn aus Nazareth, nah gekommen. So nah, dass er auch die menschlichen Abgründe von Hass und Gewalt bis ans Kreuz angenommen hat. Das ist sympathisch - mitleidend mit uns Menschen. An einen Weggefährten, der zu sowas bereit ist, halte ich mich gerne fest. An diesem Morgen bete ich: Gott, sei ein fester Halt an diesem Tag.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Katrin Hutzschenreuter

Katrin Hutzschenreuter

geb. 1971 | Berufsausbildung als Metallurge mit Abitur | Ausbildung zur Krankenschwester | tätig bei der Diakonie - Sozialstation Freiberg | Mitglied der Domgemeinde zu Freiberg und Leiterin des Kirchenvorstands

Kurzbiographie Samuel-Kim Schwope

Samuel-Kim Schwope

am 17.02.1988 geboren | verheiratet, ein Kind | aufgewachsen in Dresden | 2009-2014 Studium der Theologie in Erfurt und Freiburg i.Br., | 2014-2018 Gemeindeassistent und -referent in der Verantwortungsgemeinschaft Leipzig-Nord | seit 2016 Freistellung zum Aufbaustudium in Erfurt | seit 2018 Persönlicher Referent des Bischofs von Dresden-Meißen

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.