Montag, 08.08.2022: Die Macht der Gewohnheit

Mit dem Auto unterwegs befinde ich mich auf den Straßen, die zu mir nach Hause führen. Mein Ziel ist aber im Moment ein ganz anderes. Ich will zur Post und dort noch etwas abholen. Eigentlich keine Übung. Ich werde rechtzeitig abbiegen. Kreuzung auf Kreuzung folgt. Ampel für Ampel hält mich zum Warten an und ich falle in den gewohnten Trott. Wie von Geisterhand werden ich und mein Wagen gesteuert. Schließlich parke ich auf unserer Straße ein und dann greife ich mir an den Kopf. Du wolltest doch zur Post! Die Macht der Gewohnheit hatte zugeschlagen. Der Kopf wollte dies und das. Hände und Füße taten was sie immer tun.

Es ist es nicht einfach, gewohnte Wege zu verlassen. Das bedarf großer Aufmerksamkeit. Da darf ich nichts dem Selbstlauf überlassen. Ich muss bewusst die veränderte Rute im Blick behalten. Gedankenlosigkeit – so schön sie manchmal ist – kann ich mir nicht leisten, wenn ich mein Ziel erreichen will. Geht es nicht nur um die Post, muss ich deshalb immer wieder daran erinnert werden, meine Verhaltensmuster zu ändern. Schön ist es, wenn ein vertrauter Mensch sagt, lass doch das Wasser nicht so lange laufen. Wasser ist kostbar. Oder willst Du wirklich das Auto nehmen? Und ich ahne schon, dass ich spätestens im Oktober höre, dreh die Heizung zurück und nimm eine Decke.

Der biblische Prophet Haggai rief 500 Jahre vor Christus in einer wenig aussichtsreichen Situation zu Folgendem auf: "Achtet doch gemeinsam auf eure Wege" (1,5; 2.15.18). Das ist ein kluger Tipp, nicht nur damit ich an der richtigen Ampel abbiege, sondern wir gemeinsam der Macht der Gewohnheit entkommen.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzvita Mira Körlin

Mira Körlin

Geboren am 01.10.1976 in Dresden | 1995 Abitur | 1995-1996 freiwilliges Soziales Jahr in Zwickau | 1996-2002 Studium der Germanistik, Literaturwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Ev. Theologie an der TU Dresden | 2002-2003 Pressereferentin in der Sächsischen Staatskanzlei | seit 2003 Referentin für Öffentlichkeitsarbeit für die beiden Dresdner Kirchenbezirke | verheiratet, zwei Kinder

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Stephan Ringeis

Stephan Ringeis

Senderbeauftragter der Evangelischen Freikirchen beim MDR

geb. 18.09.1962 in Jena | aufgewachsen in Berlin | Studium der Theologie am Theologischen Seminar der Evangelisch-methodistischen Kirche in Bad Klosterlausnitz von 1982 bis 1987 | Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Neudorf/Erzgebirge 1987 bis 1990 | Pastor in Wilkau-Haßlau 1990 bis 1997 | Pastor in Zwickau von 1997 bis 2009 | Superintendent des Distrikts Zwickau der Evangelisch-methodistischen Kirche 2009 bis 2019 | Pastor im Interimsdienst (Geistliche Begleitung von Gemeinden in Übergangssituationen) | verheiratet | drei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.