Montag, 08.08.2022: Die Macht der Gewohnheit
Mit dem Auto unterwegs befinde ich mich auf den Straßen, die zu mir nach Hause führen. Mein Ziel ist aber im Moment ein ganz anderes. Ich will zur Post und dort noch etwas abholen. Eigentlich keine Übung. Ich werde rechtzeitig abbiegen. Kreuzung auf Kreuzung folgt. Ampel für Ampel hält mich zum Warten an und ich falle in den gewohnten Trott. Wie von Geisterhand werden ich und mein Wagen gesteuert. Schließlich parke ich auf unserer Straße ein und dann greife ich mir an den Kopf. Du wolltest doch zur Post! Die Macht der Gewohnheit hatte zugeschlagen. Der Kopf wollte dies und das. Hände und Füße taten was sie immer tun.
Es ist es nicht einfach, gewohnte Wege zu verlassen. Das bedarf großer Aufmerksamkeit. Da darf ich nichts dem Selbstlauf überlassen. Ich muss bewusst die veränderte Rute im Blick behalten. Gedankenlosigkeit – so schön sie manchmal ist – kann ich mir nicht leisten, wenn ich mein Ziel erreichen will. Geht es nicht nur um die Post, muss ich deshalb immer wieder daran erinnert werden, meine Verhaltensmuster zu ändern. Schön ist es, wenn ein vertrauter Mensch sagt, lass doch das Wasser nicht so lange laufen. Wasser ist kostbar. Oder willst Du wirklich das Auto nehmen? Und ich ahne schon, dass ich spätestens im Oktober höre, dreh die Heizung zurück und nimm eine Decke.
Der biblische Prophet Haggai rief 500 Jahre vor Christus in einer wenig aussichtsreichen Situation zu Folgendem auf: "Achtet doch gemeinsam auf eure Wege" (1,5; 2.15.18). Das ist ein kluger Tipp, nicht nur damit ich an der richtigen Ampel abbiege, sondern wir gemeinsam der Macht der Gewohnheit entkommen.