Fußball | Bundesliga "Schnix" Bernd Schneider - der Edeltechniker wird 50
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17. November 2023, 14:21 Uhr
Er galt als einer der besten Fußball-Techniker seiner Zeit. Einer, der auf dem Feld glänzte und nicht durch Skandale oder Sprüche. Am Freitag wird der 81-fache Nationalspieler und Vize-Weltmeister Bernd Schneider 50. Zu den Gratulanten gehört auch Michael Ballack.
Als Bernd Schneider Nationalspieler wurde, musste er erst einmal das Auto abstellen. Ende Januar 1999 war das, unter dem damaligen Bundestrainer Erich Ribbeck. Vor einer Testspielreise in die USA und nach seinem ersten Bundesliga-Jahr mit Eintracht Frankfurt, wurde der damals 25-Jährige für die DFB-auswahl nominiert. "Wir mussten erstmal das Auto anhalten und haben uns angeguckt. Keiner konnte das so richtig glauben", berichtete seine Freundin Carina wenig später.
Ribbeck: "Zeigt, dass er Überblick hat"
"Er ist mir aufgefallen als guter Techniker. Wenn er den Ball am Fuß hat und den Blick schon auf die Mitspieler richtet. Das zeigt, dass er den Überblick für die Mitspieler hat", begründete Ribbeck die Nominierung. Auf sein Länderspiel-Debüt musste "Schnix", wie der gebürtige Jenaer genannt wurde, dann noch gut ein halbes Jahr warten. Im Confederations Cup im Juli 1999 stand er gleich 90 Minuten auf dem Platz – bis zum Karriereende 2009 sollten 80 weitere Länderspiele folgen, inklusive WM-Finale 2002 und Platz drei bei der Heim-WM 2006.
Keine Skandale, keine Aggressionen
Abseits des Spielfeldes zählte der Thüringer zu den eher ruhigeren Zeitgenossen. Keine Skandale, keine wütenden Interviews, keine Aggressionen gegen Mitspieler – "Schnix" wurde für seine ruhige, eher zurückhaltende Art geschätzt.
"Weißer Brasilianer" wird 50
Schneider, der am heutigen 17. November 2023 seinen runden 50. Geburtstag feiert, galt als einer der technisch besten Fußballer seiner Zeit – was ihm auch den Spitznamen "Weißer Brasilianer" brachte. Auf dem Platz wurde er für seine Schusstechnik gefürchtet. Als Sechsjähriger wurde er von seinem Vater bei Aufbau Jena angemeldet, als Neunjähriger kam er zu Carl Zeiss Jena.
Im Jena mit 19 Jahren gleich Stammspieler
Als 19-Jähriger eroberte Schneider beim FCC und in der 2. Bundesliga auf Anhieb einen Stammplatz im Mittelfeld. Nach 173 Spielen für Carl Zeiss ging es für den Mittelfeldstrategen in die 1. Bundesliga. Erst eine Saison bei Eintracht Frankfurt, dann zehn Jahre bei Bayer Leverkusen – auf insgesamt 296 Bundesliga-Spiele brachte es Schneider.
Barcelona klopft an - "Das wär's gewesen"
Und fast wären auch ein paar Spiele beim großen FC Barcelona in Spanien dazugekommen. Denn nach einer für ihn überragenden Saison 2001/2002 mit dem Champions-League-Finale (1:2 gegen Real Madrid) und dem DFB-Pokalfinale (2:4 gegen Schalke 04) klopften die Spanier beim Ex-Jenaer an: "Das wär’s gewesen. Barca wäre meinem Verständnis von Fußball, meiner Art Fußball zu spielen, gerecht geworden. Leider ist nichts draus geworden. Schade", erinnerte sich Schneider später.
Freundschaft mit Michael Ballack
In seiner Leverkusen-Zeit lernte Schneider auch Michael Ballack kennen. Der gebürtiger Jenaer und der gebürtige Görlitzer, der über den Chemnitzer FC in die Bundesliga durchstartete und später Nationalmannschafts-Kapitän wurde, wirbelten im Mittelfeld von Bayer 04. "Irgendwann hat es dann Klick gemacht. Wir haben uns sehr gut verstanden, auch außerhalb des Platzes", berichtet Schneider später. Die Freundschaft überdauerte die gemeinsame Leverkusen-Zeit. Während Ballack beim FC Chelsea unter Vertrag stand, besuchte Schneider seinen Kumpel mit seiner Familie mehrfach in London.
Ballack: "Wahnsinnstyp und Wahnsinnsfußballer"
Zu Schneiders 50. Geburtstag gratuliert Ballack per Video-Botschaft : "Meinen allerliebsten Glückwunsch zu Deinem Ehrentag, zu Deinem 50. Der Wahnsinn, ich kann es nicht ganz glauben, dass Du schon so alt bist", so Ballack grinsend bei "Sport im Osten". Ballack ist mit 47 etwas jünger und wendet sich mit seinen Glückwünschen "an einen Wahnsinnstypen, einen Wahnsinnsfußballer aber auch einen tollen Menschen, der auf dem Boden geblieben ist. Du bist bis heute ein Vorbild, nicht nur für Fußballer, sondern auch für viele, die mit Dir zu tun hatten."
Karriereende 2009
Bis 2009 dauerte Schneiders Karriere, dann musste er als 35-Jähriger wegen einer Rückenverletzung die Fußballschuhe beiseitelegen. Schneider ging zurück nach Jena und ist heute als Spielerberater aktiv.
Erste Reise mit selbstgemaltem T-Shirt
Als Schneider 1999 erstmals für die Nationalmannschaft nominiert wurde, packte ihm seine damalige Freundin und jetzige Frau ein kleines Päckchen für die USA-Reise. Mit "Badehose, Sonnencreme und einem T-Shirt mit DFB-Emblem, selbst bemalt", wie Carina Schneider damals stolz berichtete. Mittlerweile dürften in Schneiders Schrank viele DFB-Trikots liegen – und zwar keine selbstgemalten.
Dirk Hofmeister
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 17. November 2023 | 17:45 Uhr
Thoralf vor 23 Wochen
Herzlichen Glückwunsch Bernd Schneider.
Ein Fußballer aller erster Güte, von internationaler Klasse. Techniker? Nun ja, der Mann beherrscht(e) seinen Sport. Der Ball war kein Fremdkörper. Er beherrschte die Grundanforderungen des Leistungssports. Leidenschaft, Physis und Fähigkeiten. Ein großes Spielverständnis. Trotz seiner individuellen Klasse und Stellung, ein wahrer Mannschaftsspieler. Beliebt und Respektiert! von seinen Mitspielern.
Ein "Musterprofi"! Es war eine Freude ihn spielen zu sehen.
Er fehlt einem.
Er ist das Gegenteil von dem, was man heute vermehrt auf dem Fußballplatz ertragen muß.
Lieber Herr Schneider, danke für die Zeit, die man zusammen verbringen konnte. Es war immer eine große Freude. Sie sind und werden immer einer der Größten sein!
Danke und Alle besten Wünsche für ihr weiteres Leben, Gesundheit und Erfolg!
Zeissmania vor 23 Wochen
Es war einfach immer Mega, ihn spielen zu sehen. Auch zu seiner Zeit in Jena hat er oft den Unterschied gemacht und wurde zurecht mit 19 gleich Stammspieler.
💙💛🤍 Grüße
SGDHarzer66 vor 23 Wochen
Der Beiname "weißer Brasilianer" wurde bereits an Ansgar Brinkmann vergeben (und das auf Lebenszeit) - ungeachtet dessen: alles Gute Bernd Schneider.