Komet 2I/Borisov, Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops der NASA
Hubble-Aufnahme von 2I/Borisov vom 12. Oktober 2019. Bildrechte: NASA, ESA, and D. Jewitt (UCLA)

Interstellarer Komet Borisov am erdnächsten Punkt

2I/Borisov ist ein Komet aus dem interstellaren Raum, der zur Zeit unser Sonnensystem durchquert. Am 8. Dezember erreicht er seinen erdnächsten Punkt. Alle Details zum Besucher aus den tiefen des Weltraums:

Am  8. Dezember wird der Komet 2I/Borisov der Erde am nächsten kommen: Er ist der zweite bekannte interstellare Besucher unseres Sonnensystems und wurde erst vor kurzem vom Hobbyastronomen Gennadiy Borisov aus der Ukraine entdeckt.

Mit einem selbst gebauten Teleskop hatte Borisov den Himmel über der Krim beobachtet. Dabei rauschte ihm am 30. August ein ungewöhnliches Objekt über seine Linse. Es handelte sich um einen unbekannten Kometen, dessen Flugbahn und Geschwindigkeit verriet: Er kam aus den Tiefen des Weltraums. Die Sonne wird er in einem doppelten Erdabstand kreuzen, was fast 300 Millionen Kilometer entspricht.

Ein ziemlich gewöhnlicher Komet

Mittlerweile wurde der Komet von verschiedenen Observatorien beobachtet und von BG00234 zu 2I/Borisov getauft – dem Namen seines Entdeckers. Die Abkürzung 2I steht dabei für zweites interstellares Objekt. Erst 2017 wurde das erste nachweisliche interstellare Objekt entdeckt. Dabei handelte es sich um den zigarrenförmigen Asteroid Oumuamua. Jedoch Der jedoch wurde erst entdeckt, als er das Sonnensystem bereits verließ. 2I/ Borisov hingegen wurde bereits bei seiner Ankunft gesehen. Dadurch bleibt den Astronomen diesmal mehr Zeit zur Beobachtung und Erforschung des Besuchers.

Illustration der Flugbahn von 2I/Borisow
Bildrechte: NASA, ESA, and J. Olmsted and F. Summers (STScI)

Forscher um den polnischen Astronomen Piotr Guzik haben inzwischen beobachtet, dass 2I/Borisov einen Durchmesser von etwa einem Kilometer hat. Ein weiteres Team um Adam McKay vom Nasa Goddard Space Flight Center vermutet, dass große Teile Wasser und Sauerstoff enthält. Deshalb bildet er in der Nähe der Sonne den für Kometen typischen Schweif aus.

Prozesse der Asteroidenentstehung offenbar überall ähnlich

Ein Team des astrophysikalischen Instituts der Kanaren (IAC) hat in einer Spektrumanalyse festgestellt, dass 2I/Borisov chemisch ähnlich zusammengesetzt ist wie heimische Asteroiden. Ähnliche Eigenschaften waren auch bei Oumuamua beobachtet worden. Die Forscher folgern daraus, dass die Prozesse der Kometenentstehung auch in anderen Sternsystemen ähnlich verlaufen.

Im Unterschied zu Asteroiden und Kometen, die die Sonne umkreisen, ist dieser Besucher mit deutlich höherer Geschwindigkeit unterwegs. Er legt etwa 150.000 Kilometer pro Stunde zurück. Wie sein Vorgänger durchquert auch 2I/Borisov unser Sonnensystem auf einer Flugbahn, die die Form einer Hyperbel hat.

Astronomen können 2I/Borisov noch bis Oktober 2020 beobachten

Mitte Dezember wird der Komet seine größte Helligkeit erreichen. Weil sich 2I/Borisov in südliche Richtung bewegt, ist er ab Dezember nur noch auf der Südhalbkugel zu sehen. Seine Flugbahn führt ihn bis Oktober 2020 aus dem Sonnensystem heraus. Für Beobachtungen werden Profiteleskope notwendig sein.

Die Entdeckung von gleich zwei interstellaren Kometen in nur zwei Jahren ist ein Glücksfall für die Wissenschaft. Wie häufig diese Besuche tatsächlich sind, können die Astronomen aber noch nicht abschätzen. Antworten darauf könnte die ESA-Raumsonde Comet-Interceptor liefern. Sie soll im kommenden Jahrzehnt Asteroiden erforschen, die zum ersten Mal das innere Sonnensystem durchqueren.