Die Speichelprobe einer Frau wird genommen
Corona-Antikörper sind laut einer neuen Studie aus den USA über Monate stabil im Speichel nachweisbar. Das macht Speichel zu geeignet dafür, Corona zu diagnostizieren. (Archivbild) Bildrechte: imago images/Lichtgut

Covid-19 Immunantwort auf Coronavirus bleibt länger erhalten als angenommen

27. Oktober 2020, 16:01 Uhr

Wie lange hält die Immunität nach einer Coronainfektion? Eine neue Studie mehrerer Teams aus den USA zeigt: mindestens drei Monate, eher sogar noch länger. Außerdem: Auch Speichel eignet sich für Tests.

Wie lange ist man nach einer Infektion immun gegen Corona? In den vergangenen Monaten kamen Studien hier immer wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen. Unter anderem waren Mediziner aus China und Deutschland mit Blick auf ihre Daten eher pessimistisch. Demnach sank die Zahl der Antikörper im Blut von genesenen Patienten relativ schnell nach Infektion wieder.

Zwei neue Studien im Fachjournal Science Immunology zeigen jetzt allerdings ein anderes Bild. Die beiden Teams um Anita Iyer von der Harvard Medical School und Baweleta Isho von der Universität Toronto haben zusammen regelmäßig Blutproben von über 700 an Corona erkrankten Patienten genommen. Dabei zeigte sich: Sogenannte IgG-Antikörper gegen das Spike-Protein, mit dem SARS-CoV-2 in menschliche Zellen eindringt, waren mindestens 90 Tage lang nachweisbar.

Neutralisierende und IgG-Antikörper blieben stabil nachweisbar

Iyer und Kollegen haben Blutproben von 343 Covid-19-Patienten mit überwiegend schweren Krankheitsverläufen genommen, bis zu 122 Tage nach Auftreten der ersten Symptome. Diese Proben verglichen sie mit einer Kontrollgruppe bestehend aus den Proben von über 1500 Menschen, die bereits vor der Pandemie genommen worden waren. Bei ihrer Untersuchung fokussierten sich die Wissenschaftler auf Antikörper, die sich an die Bindungsdomäne des SARS-CoV-2 Spike-Proteins hefteten.

Sie maßen außerdem IgM und IgA-Antikörper. Dabei zeigte sich: Diese beiden Typen verschwanden relativ schnell aus dem Blut der Erkrankten und waren nach 49 bis 71 Tagen nach den ersten Symptomen bereits nicht mehr nachweisbar. Die Zahl der IgG-Antikörper nahm über einen Zeitraum von 90 Tagen zwar ab, aber nur drei Patienten verloren sie ganz. Dieser Antikörpertyp trat zudem immer zusammen mit neutralisierenden Antikörpern gegen das Virus auf.

Menschen sind nach Covid-19 mindestens drei Monate lang geschützt

"Das bedeutet, dass die Menschen sehr wahrscheinlich mindestens über den Zeitraum von drei Monaten geschützt sind", sagt Richelle Charle, Ärztin am Massachusetts General Hospital (MGH), die an der Studie beteiligt war. "Wir können also zeigen, dass die wichtigsten Antikörperreaktionen auf Covid-19 erhalten bleiben,“ Umgekehrt könne mit Hilfe von IgA und IgM-Antikörpern nachgewiesen werden, dass eine Infektion maximal zwei Monate her sei.

Auch Baweleta Isho und Kollegen zeigen in ihrer Studie mit 402 Patienten, dass IgA- und IgM-Antikörper relativ schnell verschwinden, IgG-Antikörper dagegen bis zu 105 Tagen nach Beginn der Symptome noch stabil nachweisbar waren. Die Forscher fanden diese Reaktion nicht nur im Blut, sondern auch im Speichel. Daraus schließen sie, dass auch Speichelproben für Tests auf vergangene Corona-Infektionen genutzt werden können.

(ens)

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