Antikörper und Lymphozyten Wie lange hält die Immunität gegen Corona?
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03. Juli 2020, 11:48 Uhr
Wie lange bleibt man nach einer Covid-19 gegen Corona immun? Neue Daten zeigen, dass zumindest die Antikörperzahl nach einer gewissen Zeit wieder zurückgeht. Was das für den Schutz gegen das Virus bedeutet, ist unklar.
In Gebieten mit starken Coronaausbrüchen tragen viele Menschen nach der Infektion Antikörper gegen das Sars-Coronavirus-2. In New York sind es laut Studien 20 Prozent der Einwohner, in Ischgl in Österreich wurden sie sogar bei 40 Prozent nachgewiesen. Im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen, dem Schauplatz des ersten Massenausbruchs von Corona in Deutschland, sind es immerhin noch 15 Prozent der Untersuchten. Aber wie lange hält dieser Schutz an?
Welche Rolle spielen die T-Zellen?
Einige Studien sähen gerade Zweifel an der Hoffnung, dass die Immunität dauerhaft anhält. So haben chinesische Mediziner festgestellt, dass Patienten mit einer Coronainfektion ohne Symptome bereits zwei Monate später keine Antikörper mehr im Blut hatten. Und auch bei den ersten deutschen Patienten, die dem sogenannten Münchner Cluster um den Autozulieferer Webasto angehörten, stellen die Ärzte fest: Je länger die Krankheit zurück liegt, desto niedriger die Zahl der im Blut gefundenen Antikörper gegen das Virus.
Mediziner befürchten, dass wiederholte Infektionen mit Sars-CoV-2 möglich sind, wie es bei den harmloseren Erkältungs-Coronaviren mitunter passiert. Allerdings ist unklar, ob nicht andere Teile des Immunsystems einspringen. Denn neben Antikörpern gibt es auch noch die T-Zellen, die Krankheitserreger angreifen.
Es gibt Immun-Gedächtniszellen, die möglicherweise gegen Corona anspringen
Es gibt Hinweise, dass Erkältungs-Coronaviren genau diese T-Zell-Antworten auslösen. Das hätte verschiedene Vorteile, sagt Leif-Erik Sander, Immunologe an der Berliner Charité. "T-Zellen haben das Potenzial, dass sie ein Gedächtnis ausbilden und dann länger bestehen bleiben. Und wenn ein Antigen wiederkommt, wie in diesem Fall das neue Coronavirus, was gewisse Ähnlichkeiten aufweist, dann könnten die theoretisch wieder reaktiviert werden."
Hinzu kommen die sogenannten Gedächtniszellen, die bei einem erneuten Kontakt mit einem Krankheitserreger schnell für die Neuproduktion von Abwehrzellen gegen diesen Angreifer sorgen. Welche Rolle sie bei der Covid-19 spielen, ist allerdings auch noch nicht abschließend beantwortet. So sind nach einem halben Jahr Corona-Pandemie zahlreiche Fragen weiterhin offen.
Nach sechs Monaten Corona vieles weiter unklar
"Wir wissen nicht so genau, ab welcher Höhe von einem Antikörpertiter (Titer steht für die Anzahl der Antikörper im Blut, die gerade noch nachweisbar sind, Anm. d.R.) ein Schutz besteht, und ob, wenn der Titer abfällt, dann überhaupt kein Schutz mehr da ist. Oder ob dann diese Antikörper schnell dadurch gebildet werden, dass das Immungedächtnis dann reinspringt. Das sind alles Fragen, die sind bei einem Virus, das wir gerade ein halbes Jahr kennen - oder was heißt kennen -, das ein halbes Jahr unterwegs ist, einfach nicht zu beantworten", sagt Stephan Becker, Direktor des Instituts für Virologie an der Philipps-Universität Marburg.
Für Immunitätsausweis gibt es keine Grundlage
Aus diesem Grund halten Forscher einen von der Politik geforderten Immunitätsausweis für falsch. Es gibt momentan keine Basis dafür, solch einen Ausweis einzuführen, so Stephan Becker. Auch Leif-Erik Sanders sieht ein solches Dokument als sehr schwierig an, "wenn wir selber nicht wissen, wer wann wie lange immun ist". Und Prof. André Karch, Leiter der Klinischen Epidemiologie am Universitätsklinikum Münster, formuliert es so: "Aus allem, was wir aktuell wissen, und völlig unabhängig von darauf aufsetzenden ethischen Diskussionen, rechtlichen Diskussionen, sind wir nicht in der Lage, aktuell mit irgendeinem Nachweisverfahren für ein Individuum festzustellen, ob es immun gegenüber einer Neuinfektion oder einer Zweitinfektion ist oder nicht."
(ens)
MR_Repp am 14.07.2020
Ich verstehe eines nicht: Das absolut wichtigste, um die derzeitige Pandemie korrekt "abzuwickeln" ist die Erkenntnis, ob wir gerade eine Durststrecke durchleben: Augen zu für ein Jahr und durch - ODER (!) ob wir wie es ja durchaus ab und zu angedeutet wird (Aussagen: "Neue Normalität" oder "Der Virus bleibt, wir werden mit ihm leben müssen!") gar keine Wellen gibt, sondern einen Kreislauf!
Diese Frage ist unter anderem eine der zentralsten überhaupt! Ich verstehe nicht, warum nicht Fachkompetenz MASSIV VERPFLICHTET wird? Da kocht jeder sein Süppchen und die Pharmaindustrie verschwendet im Kampf gegen Corona benötigtes Fachpersonal für ihre "Pickelcremes".... Alles, was man braucht um Corona zu erforschen, muss durch Krisengesetzgebung legitimiert zwangsverpflichtet werden - Ist meine Meinung. Denn wo keine Immunität winkt, können wir auch in die Erlebnis-Reisen -> Was uns diesmal nicht erwischt, dann eben nächstes Mal oder irgendwann... Leben nur um das Lebens Willen? NEIN DANKE!
MDR-Team am 03.07.2020
@Maria A., der Informationsauftrag der ÖR richtet sich leider nicht danach, ob die Informationen gut, schlecht, lustig oder beängstigend sind. Wie im Artikel beschrieben, ist auch nach sechs Monaten Corona vieles noch unklar. Um jedoch besser und schneller mit dem Virus umgehen zu können, sind neue Erkenntnisse und Informationen essenziell. Dass all das natürlich auch Verunsicherung und Ängste auslöst, ist absolut nachvollziehbar. Wir alle erleben eine völlig neue und nie dagewesene Situation. Seriöse und verlässliche Informationen helfen jedoch dabei, ein Verständnis aufzubauen und die Lage besser einschätzen zu können. Und wenn Ihnen noch etwas fehlt, dann fragen Sie gern. :)
Maria A. am 02.07.2020
Also, noch mehr Angst können die Bürger momentan nicht gebrauchen. Gerade die Beschäftigten in Kurzarbeit und bei den siechenden Branchen haben schon mehr als genug Existenzsorgen. Wenn da jetzt medial breitflächig verkündet wird, dass Wissenschaftler vermuten, man könne immer wieder Corona bekommen kann nach einer gewissen Frist, dann ist das Glas wirklich ein Dreiviertel leer...