Trügerische Sicherheit Corona-Schnelltests vor Ostern: neun Fragen, neun Antworten

31. März 2021, 15:16 Uhr

Über Ostern bei der Verwandtschaft aufschlagen und übers Wochenende bleiben. Kein Problem, wenn der Schnelltest am Freitag negativ ist? Geht leider nicht ganz so einfach, denn die Tests zeigen nicht mehr als eine Momentaufnahme.

Viele fragen sich dieser Tage, wie sie es nun während der Osterfeiertage mit Besuchen halten sollen. Offiziell dürfen sich wieder mehrere Personen treffen. Erlaubt sind Treffen von maximal fünf Personen aus zwei Haushalten, wobei Kinder bis 14 Jahren nicht mitgezählt werden. Selbst- und Schnelltests können helfen, das Risiko, sich oder andere anzustecken, zu minimieren. So schreibt die Bundesregierung zu den Schnelltests:

Bei einem negativen Ergebnis kann man mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Stunden niemanden anstecken.

Bundesregierung

Man ist nach einem Test also nur während der nächsten Stunden nicht ansteckend. Und nicht "während der nächsten Tage, wir sind ja unter uns und treffen sonst auch niemanden", wie in manchen Gesprächen gern argumentiert wird. Ein genauer Zeitrahmen wird nicht angegeben, aber schon nach vier bis sechs Stunden könnte das Ergebnis anders sein, da sich die Viruslasten und damit das Ansteckungsrisiko im Laufe einer Corona-Infektion schnell ändern können. Wer sich also länger oder gar über mehrere Tage trifft, sollte sich auch mehrere Male testen, wenn er sichergehen möchte.

Apropos Schnelltest: Wie erkenne ich zugelassene Tests?

Wer sich Schnelltests aus Apotheke oder Drogerie zulegt, sollte darauf achten, dass eine Zulassung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte, kurz BfArM, aufgedruckt ist oder eine CE-Kennzeichnung mit vierstelliger Kennnummer. Hier finden Sie die Liste mit den vom BFArM zugelassenen Selbst-Tests für Laien.

Welche Tests gibt es?

Selbsttests – das sind die Antigen-Tests für Zuhause, die man selbst durchführen kann. Sie sollen Virus-Protein aus den Atemwegen erwischen. Das Ergebnis liegt binnen Minuten vor, in Form von Balken – ein Strich negativ, zwei Striche positiv.

Daneben gibt es Schnelltests in den Testzentren oder in vielen Apotheken. Hier darf sich jeder einmal pro Woche kostenlos testen lassen. Auch das sind Antigen-Tests. Den Abstrich aus dem Nasen- oder Rachenraum übernimmt in diesem Fall medizinisches Personal.

PCR-Tests werden in Testzentren der Gesundheitsämter oder von beauftragten Dritten wie Apotheken, Ärzten durchgeführt. Der Abstrich wird dann in ein Labor geschafft. Dort wird das Erbmaterial der Viren so stark vervielfältigt, dass Sars-CoV-2-Viren auch in geringen Mengen nachweisbar sind. Bis man das Testergebnis hat, vergehen mehrere Stunden. Es gibt auch PCR-Schnelltests, sie können unabhängig von Laboren eingesetzt werden, sind aber etwas ungenauer. Sie sind für spezielle Situationen geeignet – wenn zum Beispiel schnell herausgefunden werden muss, ob eine Person infektiös ist oder nicht, wie in Notaufnahmen und Ambulanzen.

Antikörpertests weisen eine durchlaufene Infektion anhand der vorhandenen Antikörper nach. Ob jemand noch infektiös ist, oder wie lange die Infektion her ist, sagt der Test nicht. Anhand dieser Tests lässt sich herausfinden, wie viele Menschen schon eine Infektion hatten. Er sagt nichts darüber aus, ob jemand aktuell infektiös ist oder nicht. Für den Antikörpertest wird Blut abgenommen und untersucht.

Wie funktionieren Nasen-, Spuck- und Lollytest?

  • Beim Selbst- und Schnelltest in der Nase sammelt man Material der Nasenschleimhaut aus beiden Nasenlöchern mit einem Wattestäbchen ein. Das taucht man für mehrere Sekunden in den Flüssigkeitsbehälter des Testkits, tropft einige Tropfen auf das entsprechend markierte Feld der Testkassette. Das Ergebnis erscheint binnen 15 Minuten über einen oder zwei Teststreifen wie bei einem Schwangerschaftstest. Ein Balken – negativ, zwei Balken – positiv.

  • Beim Spuck- oder Sputumtest wird Speichel benutzt. Vorher darf man mindestens zehn Minuten nichts gegessen, Kaugummi gekaut oder geraucht haben. Man muss zwei- bis dreimal kräftig Husten, um Sekret im Rachenraum zu lösen. Das spuckt man dann in den Trichter auf dem Proberöhrchen. Anschließend gibt man eine Flüssigkeit zu, mischt das nach Packungs-Anweisung mit dem Speichel, und gibt dann zwei Tropfen auf eine Testkassette. Auch hier erscheint das Ergebnis in Balkenform.

  • Beim "Lollytest" muss für einige Sekunden auf einer Art Schaumstoff-Schwamm gelutscht werden. Danach gibt man eine Pufferlösung in ein Probenröhrchen und steckt den Speichelschwamm hinein. Durch Drücken und Drehen mischt man Testflüssigkeit und Spucke, schließt das Röhrchen und gibt danach drei Tropfen auf die Testkassette.

Tut der Selbsttest durch die Nase weh?

Für den Abstrich in der Nase, den man selbst macht, muss man sich das Stäbchen mit dem Wattekopf nur so tief in die Nase hineinschieben wie etwa beim Popeln. Man sammelt damit Material, also Nasenschleim, aus beiden Nasenlöchern, indem man das Stäbchen in jedem Nasenloch mehrfach dreht. Das tut nicht weh.

Warum sind die Testergebnisse nicht länger aussagekräftig?

Das liegt an der verschieden hohen/niedrigen Viruslast zu bestimmten Zeitpunkten einer Infektion. Zum Beispiel ist die Viruslast in den ersten fünf Tagen nach einer Infektion und ab der zweiten Woche, in der Symptome auftreten, schwach. Dann schlagen die Selbsttests nicht an, obwohl man infektiös ist. Und natürlich spielt für die Zuverlässigkeit des Ergebnisses auch eine Rolle, wie ordentlich die Tests benutzt werden. Das Ergebnis des PCR-Tests gilt sozusagen als "Goldstandard", weil im Labor auch geringe Viruslasten entdeckt werden können.

Was ist mit Kindern, gibt es für die spezielle Tests?

Bei Kindern werden die gleichen Tests wie bei Erwachsenen angewendet. Allerdings gibt es spezielle, dünne und flexible Stäbchen für kleine Nasenlöcher. Der Rachenabstrich ist aber auch für Kinder kurz unangenehm und ruft einen Würgereflex hervor, denn das Teststäbchen muss nun mal an der Rachenhinterwand entlangfahren.

Was tun, wenn der Schnelltest positiv ist?

Zuerst einmal: Ein PCR-Test muss das Ergebnis bestätigen. Medizinanwältin Nadja Döscher-Schmalfuß sagte am 9. März im Gespräch mit MDR RADIO SACHSEN: "Sie müssen beim Gesundheitsamt eine Meldung machen. Sie müssen sich in Quarantäne begeben und auf amtliche Anordnungen warten." Positive Ergebnisse von Antigen-Schnelltests, die von geschultem Personal durchgeführt werden, sind ebenfalls meldepflichtig. Bei positivem Test in einem Testzentrum sollte gleich eine Probe für einen PCR-Test abgenommen werden. Wer sich selbst positiv testet, sollte den Hausarzt kontaktieren oder unter der Rufnummer 116 117 einen Test vereinbaren.

Wenn der Test negativ ist, darf ich mich dann mit mehr Menschen treffen?

"Nein, der Test ist kein Freifahrtschein für Treffen mit mehr Menschen, als es die jeweilige Schutzverordnung eines Bundeslandes erlaubt", sagt Medizinanwältin Nadja Döscher-Schmalfuß. Auch das Robert Koch-Institut schreibt hier: "Ein negatives Testergebnis schließt eine Sars-Cov2-Infektion nicht aus und ist deshalb kein Freifahrtschein. Alle Hygienemaßnahmen müssen auch bei negativem Testergebnis weiter eingehalten werden."

(lfw)

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