Corona Covid-19: Vier Mal höhere Baby-Sterblichkeit bei ungeimpften Müttern

14. Januar 2022, 11:39 Uhr

Gegen Corona geimpft oder nicht? Für Schwangere und insbesondere für die Babys macht das einen großen Unterschied: Laut einer schottischen Studie sind infizierte Frauen und ihre Babys insbesondere im letzten Drittel der Schwangerchaft gefährdet – Folgen sind Frühgeburten und Babysterblichkeit.

Eine schwangere Frau wird geimpft
Impfung in der Schwangerschaft? In Schottland waren die Frauen 2020/2021 eher verhalten. Bildrechte: IMAGO / Agencia EFE

Frauen, die sich im Laufe der Schwangerschaft mit Sars-Cov-2 infizieren, sind besonders gegen Ende der Schwangerschaft gefährdet, und ebenso ihre un- oder frisch geborenen Kinder. Das zeigt eine Studie aus Schottland, die Schwangerschaftsverläufe und Sterblichkeit von Neugeborenen zwischen März 2020 und Oktober 2021 analysiert hat. Sie kommt zu folgenden Ergebnissen:

  • 22,6 von 1.000 Babys starben in den ersten vier Wochen nach der Geburt, wenn die Mutter in den vier Wochen vorher Covid-19 hatte. Das war über vier Mal höher als die allgemeine perinatale Sterblichkeit während der Pandemie in Schottland. Sie lag bei 5,6 pro 1.000.

Was bedeuten "perinatale Sterblichkeit" und Spätsterblichkeit

Die perinatale Sterblichkeit bezeichnet die Sterblichkeit der Neugeborenen vor, während und in den ersten sieben Tagen nach der Geburt. Für die Studie haben die Forschenden sich den Zeitraum zwischen der 24. Schwangerschaftswoche und 28 Tagen nach der Geburt angeschaut, hier ist die Rede von der extended perinatal mortality, was wohl der deutschen Definition der Spätsterblichkeit entspricht, wenn ein Säugling in den ersten vier Lebenswochen stirbt.

  • 77 Prozent aller Sars-CoV-2-Infektionen bei Schwangeren (3.833 von 4.950 Fällen) betrafen ungeimpfte Mütter. 98 Prozent der Sars-CoV-2-Infektionen, die zu einer Einweisung in die Intensivstation führten (102 von 104), sowie alle Todesfälle bei Säuglingen traten bei schwangeren Frauen auf, die zum Zeitpunkt der Covid-19-Diagnose nicht geimpft waren. Das heißt: keine schwangere Geimpfte hat wegen Covid-19 ihr Baby verloren und nur zwei mussten auf die Intensivstation.

  • 32 Prozent der Schwangeren waren im Oktober 2021 geimpft. Deutlich weniger als im Schnitt der weiblichen Bevölkerung. Die Impfquote aller Schottinnen im Alter von 18 und 44 Jahren lag zu dieser Zeit bei 77 Prozent.

  • Etwa 17 Prozent der Babys, die vier Wochen nach einer mütterlichen Covid-19-Erkrankung zur Welt kamen, waren ihrem eigentlichen Geburtstermin um drei Wochen voraus. Die allgemeine Frühgeburtenrate während der Pandemie lag den Datensätzen zufolge bei acht Prozent.

Ob Covid-19 direkt zu den Todesfällen oder Frühgeburten beigetragen hat, lässt sich aus den Daten allerdings nicht ablesen. Das ließe sich nur aus den detaillierten klinischen Aufzeichnungen der einzelnen Frauen erkennen. Auf diese hatte das Forschungsteam der Uni Edinburgh keinen Zugriff.

Die Daten für die Studie stammen aus einer nationalen Kohorten-Studie. Insgesamt wurden 144.546 Schwangerschaften von 130.875 Frauen vom 1. März 2020 bis 31. Oktober 2021 verfolgt.

Sarah J. Stock et al. "SARS-CoV-2 infection and COVID-19 vaccination rates in pregnant women in Scotland", erschienen in Nature Medicine.

(lfw)

8 Kommentare

MDR-Team am 14.01.2022

Hallo @FalkFutura, womit sollten die Forschenden die Zahlen den sonst vergleichen? Die Zeiträume und Bezugsgruppen sind klar definiert. Die Forschenden haben untersucht wie hoch die perinatale Mortalitätsrate bei Frauen mit einer Sars-CoV-2 Infektion ist. Natürlich ist das ein sehr begrenzter Zeitraum, nämlich zwischen der 24. Schwangerschaftswoche und 28 Tage nach der Geburt. Und natürlich ist die Gruppe der Frauen, die sich in diesem Zeitraum infiziert haben (zum Glück) sehr viel kleiner als die der übrigen Schwangeren. Die Studie zeigt aber, dass ungeimpfte Frauen, die in genau diesem Zeitraum an Covid-19 erkranken, ein höheres Risiko haben ihr Kind noch während der Schwangerschaft oder in den 28 Tagen nach der Geburt zu verlieren. Beste Grüße vom MDR Wissen Team

Felix am 14.01.2022

Ich finde die Frage von Anni22 berechtigt. Um ein Risiko einschätzen zu können, bedarf es der vollständigen Daten bzw. auch vergleichende Daten. Wie viele Totgeburten und Todesfälle kurz nach der Geburt gibt es und welche Ursachen liegen dem (wahrscheinlich) zugrunde (Krankheiten, Ereignisse, ...)? Erst wenn man alle Daten hat und dies ins Verhältnis setzt, ergibt sich ein vollständiges Bild. Interessanter Weise hat man bei der Auswertung der möglichen Impfschäden bei Schwangeren (Fehlgeburten etc.) genau darauf bestanden - hier verzichtet man auf die Daten. Warum?

FalkFutura am 14.01.2022

Die exakte Zahl spielt schon eine Rolle. Denn nur auf der kann eine seriöse Risikobewertung basieren. Das spricht der Artikel auch explizit an. Es wird zum Beispiel klar gesagt, dass bei den Verstorbenen keine Betrachtung von Vorerkrankungen gemacht wurde.

In Schottland ist bisher nur eine einzige ungeimpfte schwangere Frau an Covid gestorben, das sagt die Studie auch! Von über 80.000 Schwangeren.