Niesender Mann liegt unter Decken auf einer Couch, daneben stehen Medikamente auf einem Beistelltisch.
Corona ist zwar auf dem Rückzug, dafür breiten sich jetzt die Grippe und andere Erkältungserreger wieder stark aus. Bildrechte: Colourbox.de

Infektionslage am 23. November Corona-Inzidenz jetzt unter 200 – Grippe erreicht Herbstrekord

23. November 2022, 08:47 Uhr

Die Zahl der bestätigten Covid-19 Infektionen ist weiter rückläufig, während andere Viren weiter überdurchschnittlich stark zirkulieren. Besonders Influenza verbreitet sich aktuell wie sonst erst im Januar.

Am vergangenen Samstag (19.11.) ist die bundesweite 7-Tage-Inzidenz bei Corona erstmals seit über einem Jahr unter die Marke von 200 gefallen. Zwar dürfte die Dunkelziffer höher liegen, da viele Menschen bei einer Infektion inzwischen auf Schnelltests vertrauen und auf den Nachweis via PCR-Test verzichten und nur die positiven PCR-Ergebnisse in der offiziellen Statistik des Robert Koch-Instituts (RKI) erfasst werden. Doch der Trend ist klar: Sars-Coronavirus-2 ist trotz neuer Varianten weiter auf dem Rückzug.

Die BQ.1.1. Variante, bei der Forscher ein neues Potenzial zur Immunflucht sehen, breitet sich zwar aus. Dominant in Deutschland ist aber weiterhin die etwas weniger stark veränderte BF.7 Linie, ein direkter Subtyp von BA.5, die weiterhin für 94 Prozent der Coronainfektionen in Deutschland sorgt. Anders sieht es dagegen bei Influenza aus.

Doppelinfektion mit Grippe und Corona gemeldet

Die Zahl der durch Laborergebnisse bestätigten Infektionen mit Grippeerregern erreichte in der Woche bis zum 13. November mit 3.240 einen neuen Rekord für die aktuelle Jahreszeit. In starken Grippewintern, etwa der Saison 2017/2018, wurden solche Zahlen erst Anfang Januar erreicht. Deswegen stuft das RKI das Infektionsgeschehen bereits seit Ende Oktober als Grippewelle ein.

Dabei erfüllt sich inzwischen in geringem Umfang eine Befürchtung, die einige Virologen schon geäußert hatten: Es kommt zu Doppelinfektionen mit mehreren Erregern und damit zu potenziell sehr schwer verlaufenden Erkrankungen. 15 solcher Doppelinfektionen haben Labore dem RKI in der Kalenderwoche 45 gemeldet, darunter ein Fall einer H1N1 Influenza und Corona.

Grippeimpfung passt gut zur zirkulierenden Influenzaviren

Aktuell fallen nach RKI-Angaben rund 30 Prozent der Influenzatests positiv aus. Das ist einerseits eine weitere Steigerung gegenüber der Vorwoche, andererseits wie schon bei Coronawellen ein Hinweis darauf, dass die Dunkelziffer unerkannter Influenza-Infektionen möglicherweise noch höher liegt. Insgesamt haben Labore seit Anfang Oktober fast 12.000 Infektionen mit Grippeviren festgestellt. Aktuell seien Bayern und Nordrhein-Westfalen Schwerpunkte bei der Grippe, so der Influenza-Wochenbericht. Rund 1.600 Personen mussten seit Herbst deswegen in Kliniken behandelt werden.

Eine positive Nachricht vermelden die Forschenden des RKIs aus dem Labor: Beim Test, wie gut die zirkulierenden Grippeviren mit denen übereinstimmen, gegen die sich die Grippeimpfung richtet, zeigt sich: Bislang stimmen beide Gruppen weitgehend überein.

Eine gute Wirksamkeit der Grippeimpfung ist also wahrscheinlich. Doch erlaubten diese Untersuchungen laut RKI "keine vollständigen Aussagen zur Wirksamkeit der Impfstoffe, da hier noch andere Faktoren berücksichtigt werden müssen". Dazu zählen etwa der Abstand zur letzten Impfung, die Zahl früherer Infektionen und Impfungen, das Alter sowie die Menge der eingeatmeten Viren und weitere Randbedingungen.

Vor allem Kinder und junge Erwachsene erkältet

Auch bei den übrigen Erkältungen herrscht weiterhin Hochsaison. In der 45. Kalenderwoche waren laut Schätzungen rund 6,7 Prozent der Deutschen mit einem Atemwegserreger infiziert. Das entspricht etwa 5,6 Millionen Personen und ist ein leichter Anstieg um 0,6 Prozent gegenüber der Vorwoche. Schwerpunktmäßig seien vor allem Kinder und junge Erwachsene bis 34 Jahre betroffen.

(ens)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. November 2022 | 11:00 Uhr

5 Kommentare

MDR-Team am 22.11.2022

2/2
Die Arbeitsgemeinschaft Influenza ist für die ganzjährige Überwachung und Berichterstattung des Verlaufs und der Stärke der Aktivität akuter Atemwegserkrankungen zuständig. Sie erfasst Daten zu den Erkrankungen und veröffentlicht diese in Wochenberichten. Auf der Homepage lassen sich alle wöchentlichen Daten bis zum Jahr 2008 zurück abrufen.
https://influenza.rki.de/Wochenberichte.aspx

MDR-Team am 22.11.2022

1/2
Hallo Gohlis,
dass die Corona-Schutzmaßnahmen auch andere Infektionskrankheiten verhindert haben und nach der Beendigung der Maßnahmen eine Art "Nachholeffekt" eingetreten ist, wurde auch bei uns bereits thematisiert. Doch unser Immunsystem ist durch Maske tragen und Hände desinfizieren nicht geschwächt worden, es fehlt lediglich ein bisschen Training: https://www.mdr.de/brisant/corona-immunsystem-104.html
Im Fall der Grippe ist dies allerdings schwierig. Bei Influenza gibt es keinen sicheren Schutz durch eine natürliche Immunität, da sich das Grippevirus jedes Jahr verändert. Es kursieren jedes Jahr neue Viren, sogenannte Mutanten. Hätte man sich im vergangenen Jahr mit Influenza angesteckt, könnte man sich in diesem Jahr dennoch mit einer Mutante infizieren - auch ohne Coronamaßnahmen. Bei Verdacht auf Influenza wurden auch in den Jahren vor der Pandemie Influenzatests durchgeführt.

MDR-Team am 22.11.2022

Hallo Atze71,
für Sie mag es ein normaler Herbst sein, statistisch gesehen gibt es aktuelle allerdings wesentlich mehr Grippefälle als sonst üblich. Aus diesem Grund spricht das RKI bereits seit der letzten Oktoberwoche von einer Grippewelle, die normalerweise erst im Januar auftritt.
Da das Grippevirus sich jedes Jahr verändert, kursieren immer wieder neue Viren, sogenannte Mutanten. Die Weltgesundheitsorganisation berät darum jedes Jahr, wie die Grippeschutzimpfung zusammengesetzt sein soll. In dieser Saison enthält der Impfstoff Antigene der aus der Südhalbkugel-Zirkulation bekannten Varianten für die Virusstämme Influenza A (H1N1) und (H3N2) sowie die zwei Influenza-B-Linien Austria und Phuket. Es ist jedoch immer möglich, dass während der Grippesaison ein oder mehrere der empfohlenen Impfstämme nicht passen, weil sich in der Zwischenzeit aufgrund weiterer Veränderungen andere Grippevirus-Varianten durchgesetzt haben. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/faq_ges.html