Silhouette eines Joggers
Corona: Nach einer überstandenen Erkrankung nicht sofort wieder voll trainieren. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Hoch Zwei

Sportmedizin Sport nach Covid-Erkrankung: Einstieg nach medizinischer Absprache und Test

17. März 2022, 17:09 Uhr

Wie gelingt die Rückkehr in den Sport nach einer Covid-Infektion oder -Erkrankung? Wer einfach so wieder loslegt, riskiert langfristige Gesundheitsprobleme, mahnen eine Rennrodlerin und Spezialisten der TU München.

Wie steige ich nach einer Covid-Infektion oder einer -Erkrankung in mein Sportleben ein, ohne Gefahr zu laufen, meinen Körper zu überlasten? Eine Frage, die hoffentlich alle Menschen umtreibt, die deswegen sportlich aussetzen mussten, ganz gleich ob sie professionell Sport oder in der Freizeit Sport treiben.

Rennrodlerin Dajana Eitberger hat das selbst auf die harte Tour erfahren. Die gebürtige Thüringerin hatte im Dezember Corona und musste die abgelaufene Olympia-Saison nach Stürzen in Sigulda in Lettland vorzeitig beenden.

Mehr Angebote, Fürsorge und Verständnis

Dajana Eitberger
Leistungssportlerin Eitberger erkannte erst im Training, dass sie längst noch nicht wieder gesund war. Bildrechte: imago images/Gerhard König

"Ich habe bei der Auswertung mit meinem Physiotherapeuten erst kapiert, dass mein Körper ganz schön lädiert ist", sagt die Sportlerin im Talk mit "Sport im Osten". Bis heute spürt sie die Spätfolgen ihrer Covid-Erkrankung. Und das seien mehr als nur ein leichter Geschmacks- und Geruchsverlust: "Ich bin extrem schlapp und müde nach dem Training. Es gibt einfach viele Symptome im Nachgang, ohne dass man sie merkt." Sie sieht hier auch die Sportverbände in der Pflicht. Athletinnen und Athleten mit langwierigen Covid-Folgen dürften nicht sich selbst überlassen werden. Es brauche Angebote, Fürsorge und mehr Verständnis. Auf ihre eigene Sportzukunft bezogen sagt die 31-Jährige: "Langfristig will ich mich auch wieder athletisch quälen." Ihr Respekt vor der Krankheit ist groß, ihre größte Sorge ist es, unbemerkt langfristige Schäden davonzutragen.

5 Regeln für die Rückkehr in den Sport

Aber wie geht es nun richtig zurück ins Sportleben nach einer Infektion oder durchgemachten Erkrankung? Tatsächlich sollte niemand sofort wieder ins Sportgeschäft einsteigen, weder im Profi- noch im Freizeitsportbereich. An der TU München haben Sportkardiologen die wichtigsten Eckpunkte für die Rückkehr ins Sportleben zusammengefasst:

  • Nach einem positiven Corona-Test eine 14-tägige Sportpause einlegen.

  • Vor dem Wiedereinstieg ins Training Gesundheitsstatus und körperliche Belastbarkeit untersuchen lassen, am besten mit einem Ruhe-EKG. Auch, wenn keine Corona-Symptome aufgetreten sind, kann eine Blut-Untersuchung klären, ob Anzeichen für eine Entzündung der Blutgefäße vorliegen.

  • Bei milden Symptomen wie zum Beispiel Husten und Fieber raten die Münchener Sportkardiologen, zwei bis vier Wochen aufs Training zu verzichten.

  • Ihr Rat nach einer Lungenentzündung: Vier Wochen lang keine körperliche Belastung und das Training aussetzen.

  • Nach einer Herzmuskelentzündung empfehlen die Mediziner, drei Monate lang aufs Training zu verzichten und einen Sportmediziner mit Schwerpunkt Kardiologie abklären zu lassen, wie es sportlich (weiter)geht.

Wiedereinstieg ohne Test kann gefährlich werden

Wer einfach so mit dem Sport wieder einsteigt, riskiert schlimmstenfalls Komplikationen wie eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Herzrhythmusstörungen (Arrhythmie, Tachykardie), Vernarbungen an der Lunge (Fibrosen) oder Gefäßverschlüsse (Embolien, Thrombosen). Das Sport-Kardiologie-Team weist außerdem darauf hin, dass Covid-Erkrankungen nicht nur die Atemwege betreffen. Auch die schützende Gefäßinnenhaut wird dabei angegriffen und kann zu einer Entzündung der Blutgefäße führen. Die wiederum führen schlimmstenfalls zu Funktionseinschränkungen und Schäden von Organen wie Herz, Nieren, Leber und Gehirn. Solche Schädigungen verlaufen oft unerkannt.

Theoretisch kann man die gefährlichen Auswirkungen durch eine unkontrollierte Rückkehr ins Sportleben vermeiden, indem man einen Gesundheitscheck in der Arztpraxis machen lässt. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen der TU München zufolge die Kosten für EKG, Herz-Ultraschall und Lungenfunktion. Möglicherweise steckt hier auch der Teufel in den Details der verschiedenen Krankenkassen. Und ob in den medizinischen Praxen zeitnah zum ersehnten Trainingsbeginn Termine für Gesundheits-Check-ups vergeben werden können, steht noch einmal auf einem anderen Blatt Papier und ist ein anderes Thema.

Elektroden messen die Körperfunktionen eines Sportlers
Wie reagiert der Körper im Ruhezustand? Bildrechte: IMAGO / Roland Mühlanger

(lfw)

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