Ein Mann mit Schild 1,5 Grad Celsisus während einer Fridays for Future Demonstration
Die Sorge ums Klima und den Temperaturanstieg treibt seit Jahren Menschen auf die Straße. Bildrechte: imago images/Martin Müller

Klimawandel WMO: Schon bis 2026 wird die 1,5 Grad-Grenze einmal gerissen

10. Mai 2022, 12:37 Uhr

Die Weltwetterorganisation WMO in Genf schlägt Alarm: Das globale Klima erwärmt sich, schon bis 2026 wird die 1,5 Grad-Grenze mit hoher Wahrscheinlichkeit einmal überschritten, sagen die Experten in ihrem aktuellen Bericht.

Bereits bis 2026 steigt die weltweite Durchschnittstemperatur erstmals über die 1,5 Grad-Grenze. Davon geht die Weltwetterorganisation WMO aus, die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei 50 Prozent. Das bedeute nicht zwingend, dass diese 1,5 Grad-Grenze dann kontinuierlich gerissen werde, in den Folgejahren könne der Durchschnittswert auch niedriger liegen, heißt es aus Genf, wo die Organisation ihren Sitz hat. Allerdings gehen die WMO-Experten davon aus, dass die Temperaturen tatsächlich weiter steigen. Der Anstieg der globalen Temperatur hat beispielsweise zur Folge, dass sich Extremwetter-Ereignisse wie Überflutungen und Hitzewellen häufen.

2015 weltweite Temperatur erstmals ein Grad über vorindustriellem Level

2015 war erstmals ein globaler Anstieg von einem Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) gemessen worden. Auf der Weltklimakonferenz im selben Jahr war im Pariser Klimaabkommen festgeschrieben worden, dass die dauerhafte Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst unter 1,5 Grad Celsius beschränkt werden müsse.

Prognose 2022: Südwesteuropa trockener, Nordeuropa feuchter

Als weltweit heißestes gemessenes Jahr gilt 2016 mit einer globalen Durchschnittstemperatur von etwa 1,2 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Die Wahrscheinlichkeit, dass der 2016er-Rekord bis 2026 gebrochen wird, liegt laut WMO sogar bei 93 Prozent. 2021 lag die globale Durchschnittstemperatur laut vorläufigem WMO-Klimabericht 1,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau. 2022 wird den Meteorologen zufolge in Südwesteuropa und im Südwesten Nordamerikas trockener als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. In Nordeuropa, der Sahel-Zone, Nordostbrasilien und Australien dürfte es dagegen feuchter werden.

Ausgetrocknetes Flussbett
Global gesehen war 2018 kein Rekordjahr, die anhaltende Trockenheit sorgte beispielsweise an der Elbe für Niedrigwasser. Bildrechte: MDR/Matthias Strauß

Die nächste Weltklimakonferenz findet im November in Ägypten in Scharm el Scheich statt. Dazu werden etwa 30.000 Teilnehmende erwartet, darunter auch 120 Staats- und Regierungschefs.

Links/Studien

Den Bericht der WMO finden Sie hier als pfd.

(WMO/dpa/lfw)

Modell einer Erde dampft und ist mit Pflastern beklebt 45 min
Bildrechte: MDR Wissen

53 Kommentare

nasowasaberauch am 18.05.2022

@MDR Am Ende hilft nur noch das Totschlagargument pro Kopf. Ich kenne die Rangliste, finde aber dabei werden Äpfel mit Birnen verglichen, heißt, Industriestaat mit vorwiegend Agrarstaaten oder weniger entwickelten Ländern, die auf Hilfen der Industriestaaten angewiesen sind und das nicht nur wegen dem Klimawandel. Unsere NACHHALTIGEN Reduzierungen landen unter dem Scheffel. Das gefeierte Pariser Abkommen ist löchrig wie ein Käse und die Schwellenländer wollen ein Stück vom Kuchen. Fazit: egal was wir hier machen, der CO2 Ausstoß wird weiter steigen, jede Wette.

MDR-Team am 17.05.2022

Liebe Britta Weber,
ihre Argumente sind doch ebenso immer die gleichen: "Die anderen sind schuld." Es hat doch niemand behauptet, dass die Chinesen oder die Inder keinen CO2-Fußabdruck hinterlassen. Natürlich tun sie das. Dies gilt auch für die Bewohner des afrikanischen Kontinents, wenngleich auch in einem wesentlich geringerem Maße. Es bringt uns doch aber alle keinen Schritt weiter, wenn man mit dem Finger nur auf die anderen zeigt, ohne selber etwas zu tun. Deutschland steht in der Rangliste der weltweiten CO2-Emittenten auf Platz 7. Pro Kopf gerechnet ist der deutsche CO2-Ausstoß rund doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt.

MDR-Team am 17.05.2022

Hallo Britta Weber,
das Bevölkerungswachstum hat laut IPCC, dem UN-Expertengremium für Klimawissenschaften, den globalen Ausstoß an Treibhausgasen erhöht. Doch viel stärker wirken sich steigende Einkommen auf den Anstieg die Pro-Kopf-Emissionen aus. In den reichsten Ländern ist der Ausstoß 50 Mal höher als in den ärmsten Ländern. Gerade in diesen Ländern mit niedrigem Einkommen und geringen Emissionen wächst die Zahl der Menschen aber am schnellsten. Die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung trägt nur sehr wenig zu den Umwelteinflüssen und Klimawandel bei. Die reichen Länder mit ihrem hohen Konsum sind es, die die Entwicklung im Wesentlichen treiben.
https://www.dw.com/de/%C3%BCberbev%C3%B6lkerung-klima-fertilit%C3%A4t-fruchtbarkeit-geburtenrate/a-54729749