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Atemwegsinfektionen Corona, Erkältungen und jetzt noch Influenza: RKI registriert Verdopplung bei Grippe

21. Dezember 2023, 11:20 Uhr

In der vergangenen Woche verzeichnete das Robert Koch-Institut erstmals in diesem Herbst einen deutlichen Anstieg der gemeldeten Influenza-Infektionen. Sie kommen zu den hohen Corona- und Erkältungszahlen hinzu.

Autorenfoto von Clemens Haug
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Hinweis: Dieser Beitrag bezieht sich auf die bis zum 10. Dezember 2023 verfügbaren Daten. Aktuellere Werte finden Sie hier:

Rund 1.400 offiziell gemeldete Ansteckungen mit Influenzaviren zählt das Robert Koch-Institut in der Woche bis zum 10. Dezember, mehr als eine Verdopplung im Vergleich zur Vorwoche. "Die Grippewelle gemäß RKI-Definition hat aber noch nicht begonnen", schreiben die Autorinnen und Autoren des aktuellen Wochenberichts über die Lage bei den Atemwegsinfektionen in Deutschland. Dafür muss die sogenannte Test-Positivquote, also der Anteil bestätigter Nachweise an allen Tests auf Influenza, über 20 Prozent liegen. Allerdings dürfte dieses Kriterium spätestens Anfang Januar erfüllt werden, also zu dem für die Jahre vor der Coronapandemie üblichen Zeitpunkt. "Von Influenzaerkrankungen sind bisher vornehmlich Kinder im Schulalter und junge Erwachsene betroffen", beschreibt der Wochenbericht die aktuelle Lage.

Rund 2,1 Millionen neue Coronafälle vergangene Woche

Die Grippe kommt damit zu der derzeit sowieso schon starken Verbreitung anderer Atemwegsviren hinzu. Rund 9,5 Prozent der Menschen in Deutschland haben sich vergangene Woche neu infiziert, schätzt das RKI auf Basis der Daten aus seinem Umfragewerkzeug Grippeweb. Das entspricht insgesamt etwa 7,9 Millionen neuen Ansteckungen. Die Daten ermöglichen auch eine Schätzung der 7-Tage-Inzidenz von Corona. Diese liegt laut dem Wochenbericht bei etwa 2.500 neuen Ansteckungen pro 100.000 Einwohner. Hochgerechnet auf alle 83,2 Millionen Menschen in Deutschland entspräche dies rund 2,1 Millionen Ansteckungen mit Covid-19.

Diese Schätzungen werden gedeckt durch die SentiSurv Studie der Universitätsmedizin Mainz. Hier testen sich rund 10.000 repräsentativ ausgewählte erwachsene Personen in Rheinland-Pfalz einmal wöchentlich. Die Studie erlaube daher eine Schätzung der Coronazahlen ohne Dunkelziffer, so das Forschungsteam. SentiSurv kommt auf eine Inzidenz von 2.587 neuen Ansteckungen in der Woche bis zum 6. Dezember.

Coronavarianten: Eris bleibt dominant, Pirola hat aber einen wachsenden Anteil

Offiziell nachgewiesen wurden zugleich nur etwas mehr als 26.000 Covid-19 Fälle. Allerdings werden die dafür notwendigen Labortests auch praktisch nur noch bei symptomatischen Patienten in Krankenhäusern durchgeführt. Der Anteil der auf diese Weise getesteten Personen an allen Ansteckungen ist also relativ gering.

Auch die genetische Untersuchung einzelner Virusproben wird im Vergleich zur Pandemie deutlich seltener durchgeführt. Trotzdem erlauben die Daten eine Schätzung darüber, welche Virusvarianten derzeit zirkulieren. Wie in den Vorwochen bleibt EG.5 ("Eris") die vorherrschende Variante. Der Anteil der zweiten, stark beobachteten Mutation BA.2.86 ("Pirola") steigt allerdings wie in den Vorwochen und liegt jetzt schon bei 33 Prozent.

Mehr Menschen in Krankenhäusern als vor der Pandemie

Neben Corona und Influenza zirkulieren weiterhin auch die anderen, saisonal üblichen Atemwegsviren. Im Stichprobensystem des RKI wurden außer den genannten vor allem Rhinoviren (Erreger des gewöhnlichen Schnupfens), Adenoviren und RS-Viren nachgewiesen. Letztere sind vor allem eine Gefahr für Babys und sehr kleine Kinder. Bei ihnen kann RSV schwer verlaufen, bis hin zu einer Lungenentzündung. Der Wochenbericht meldet hier 1.778 bestätigte Neuinfektionen in der vergangenen Woche.

Was die Neuaufnahmen von Patienten mit schweren Infektionen in Krankenhäuser angeht, spricht der Wochenbericht von einer erhöhten Hospitalisierungsinzidenz, die über dem Niveau der Jahre vor der Pandemie liege. Allerdings ist die Belegung der Kliniken immer noch geringer, als während der schweren Coronawelle Ende 2021 oder der sehr starken Grippewelle im Dezember vergangenen Jahres. "In der aktuellen Saison waren bisher ebenso wie in der Vorsaison am häufigsten die jüngste und die älteste Altersgruppe von schweren akuten Atemwegserkrankungen betroffen", so die Autoren des Wochenberichts. Menschen über 60 Jahren empfiehlt das RKI daher weiterhin dringend, sich erneut gegen Grippe und Corona impfen zu lassen, wenn die letzte Impfung oder Infektion schon über ein Jahr zurückliegt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 14. Dezember 2023 | 11:15 Uhr

13 Kommentare

Hajoe vor 19 Wochen

Werter Klaus,
Bei Covid 19 gibt es wenig Schwarz-Weiß sondern viel Grau. Ein einfaches Ja oder Nein ist an vielen Stellen in diesem Zusammenhang selten zu finden. Ich war bzw. bin übrigens auch ein deutlicher Gegner der getroffenen Maßnahmen. Es hieß "Überlastung des Gesundheitswesen verhindern". Diese politische Aussage ist zu undifferenziert. Korrekt ist "Überlastung der Intensivstationen verhindern", denn die Einschränkungen haben die kurzfristige Überlastung der Intensivststionen verhindert aber zu einer langfristigen Überlastung von ambulanten und stationären Psychotherapien geführt. Vor allem viele Kinder und Jugendliche sind psychisch langzeitkrank geworden. Das sind keine kurzfristig meßbaren Zahlen und deshalb für die Politik leider uninteressant. Wenn man Verwandter/Vater/Patenonkel von kleineren Kindern ist, hat man da einen anderen Blick als die "uralten" Politiker über 60. Der 18jährige Sohn der Freundin hat z.B. wegen Coronadefiziten sein Abi "verpaßt" :-(

Hajoe vor 19 Wochen

Die Impfung ergibt wie bei vielen respiratorischen Viren keine "sterile Immunität". Man steckt sich oft trotzdem an, hat aber mildere Verläufe ("Eigenschutz" statt "Fremdschutz"). Das stimmt. Andererseits ist ein statistisch signifikantes Mass an Schutz gegen Ansteckung in den ersten Wochen/Monaten nach der Impfung vorhanden. Der Schutz ist nicht 100 Prozent oder wenigstens 95 Prozent, aber er ist nachweisbar vorhanden. Außerdem war bei früheren Virenvarianten als Pirola/Eris auch feststellbar, dass das Immunsystem von Geimpften schneller reagierte und die Phase der Infektiösität wesentlich kürzer war. Die Zeitspanne in der man andere ansteckte (anstecken konnte), war wesentlich kürzer. Also ist ein gewissen Mass an Fremdschutz gegeben. Beim Thema Covid gibt es nicht nur Schwarz/Weiß sondern vor allem Grau. Ich mag weder Lauterbach mit seinen Einschränkungen noch Querdenker wirklich. Bleiben wir entspannt.

Ich impfe mich, da es oft "ein bißchen nutzt" und eben nicht schadet.

Hajoe vor 19 Wochen

Lieber Klaus, 5 Impfungen seit Juni 2021 - also in zweieinhalb Jahren. Also zweimal "Grundimmunisierung", dann irgendwann der sogenannte "Booster". Das war ganz konform mit den damals gültigen Stikoempfehlungen. Zusätze waren nur die 4. Impfung zur Sommerwelle - da stritten alle Politiker, Immunologen ob es Sinn macht. Fazit der Diskussion war aber, dass es oft nicht nützt aber auch nicht schadet. Also habe ich die Impfung genommen, da der Immunschutz aufgefrischt wird und der Schutz vor Ansteckung signifikant ist. Dafür habe ich halt auf das korrekte Tragen der Maske im ÖPNV verzichtet. Maske war unter Nase oder Kinn, da man zufällig "gerade" etwas trank. Mir persönlich ist Impfung lieber als Maske. Also ein 100prozentiger bin ich definitiv ebenfalls nicht. Und vom 16. Dezember 2022 bis morgen sind exakt 1 Jahr Abstand - was die Stiko empfiehlt, wenn man z.B. mit Älteren zu tun hat. Man muss das differenzieren. Und sich vor Weihnachten und Familienbesuch zu impfen kann Sinn machen.