Archäologie Forschungsfahrt zum Hügelgrab im Süssen See

01. Februar 2021, 12:47 Uhr

Schon 2018 entdeckten Archäologen im Süßen See bei Halle ein Hügelgrab aus der Bronzezeit. Per Sonar wurde es damals untersucht, doch die Qualität der Daten war zu schlecht. Jetzt wagen die Forscher mit modernster Technik eine neue Expedition in das längst vergangene Leben der Menschen Mitteldeutschlands.

Der Süße See bei Halle birgt Schätze längst vergangener Zeiten. Weil die Gegend zu einer der fruchtbarsten Seen- und Hügelregionen Deutschlands zählt und sie bereits zur Bronzezeit dicht besiedelt war, gingen Archäologen davon aus, dass auch in diesem See eine Menge zu finden ist. Bereits 2018 unternahm deshalb ein Forschungsteam den Versuch den Grund des Sees mittels Sonar detailliert zu kartographieren. Dabei wurden auch die Grabanlagen entdeckt. Doch leider war die Qualität der damaligen Aufnahmen zu schlecht, um eine detaillierte Analyse des Untergrunds und seiner Schätze zu erstellen.

Millimetergenaue 3D-Karte

Nun unternehmen die Forscher um Archäologen Sven Thomas eine neue Expedition unter die Wasseroberfläche. Das Forschungsboot "Sonora" ist mit modernster Messtechnik ausgestattet. Das Herzstück ist das Sonar, das den gesamten Untergrund konturenscharf erfassen und eine millimetergenaue hochauflösende 3D-Karte der Umgebung erstellen kann.

Aktuelles Untersuchungsobjekt ist eine Felsformation, die sich am Rande einer antiken Halbinsel mitten im See in etwa fünf Metern Tiefe befindet. Dabei könnte es sich laut Thomas um ein bronzezeitliches Hügelgrab handeln, denn die Steine folgen der damaligen Hügelgrab-Architektur. Das wichtigste Indiz dafür sind ein sogenannter Wächterstein und flache Fundamentsteine. Außerdem hätten hydromagnetische Analysen bereits bestätigt, dass im Hügelinneren Metalle vorhanden sind. Das Grab wird nun näher untersucht.

Bedeutender Zeitzeuge

Doch nicht nur das Hügelgrab ist ein sensationeller Fund, der Aufschluss über das Leben der Menschen in dieser Region geben kann. Der gesamte See ist ein wichtiger Zeitzeuge – sowohl für die Besiedlung der Region als auch für den Klimawandel.

Laut Landesarchäologen Harald Meller ist das sogenannte Mitteldeutsche Trockengebiet das Ergebnis eines langen Prozesses.

Unsere Vorfahren haben das Regionalklima in Mitteldeutschland über Jahrhunderte drastisch verändert und zugleich erfolgreiche Anpassungsstrategien entwickelt.

Der See ist ein wichtiger Zeitzeuge für den natürlichen, aber auch für den menschgemachten Klimawandel. So zum Beispiel führte der rabiat vorangetriebene Bergbau Ende des 19. Jahrhunderts zum Zusammenbruch des Oberflächen- und Grundwasserregimes der ganzen Region zwischen Harz und Saale, so Meller.

Der Grund des Sees birgt also Forschungsmaterial von der Bronzezeit über das Mittelalter bis hin in die Neuzeit.

jen/dpa

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