Symbolbild - Karnevall mit Maske
Bei den Karnevalsfeiern wurden nicht nur Herzlichkeiten sondern auch Infektionen ausgetauscht. Inzwischen lässt die Zahl neuer Ansteckungen aber bereits wieder nach. (Symbolbild) Bildrechte: Imago/PantherMedia / Daniela Stärk

Infektionslage 3. März Karneval führt zu kleiner Corona-Welle – Hustenviren dominieren Erkältungen

06. März 2023, 14:39 Uhr

Ausgelassene Karnevalssitzungen und Faschingsfeiern haben die Corona-Inzidenzen nochmal etwas angehoben. Inzwischen geht das Infektionsgeschehen aber überall zurück und normalisiert sich auf das Niveau vor der Pandemie.

Autorenfoto von Clemens Haug
Bildrechte: Tobias Thiergen/MDR

Rund zwei Wochen nach dem Höhepunkt der diesjährigen Karnevalsfeier zeigt die Kurve bei der 7-Tage-Inzidenz von Corona nochmal einen kleinen Höhepunkt. Am ersten März gab das Robert Koch-Institut diesen Wert offiziell mit 145 an. "Bei der regionalen Verteilung ist eine Zunahme der Inzidenzwerte in Regionen mit stärkeren Karnevalsaktivitäten zu beobachten", kommentieren die Epidemiologen im wöchentlichen Covid-19 Bericht vom zweiten März.

Ungefähr jede zehnte Erkältung ist Corona

Inzwischen nimmt die Zahl neu nachgewiesener Ansteckungen mit Sars-CoV-2 aber bereits wieder ab. Am dritten März wurde die Inzidenz mit 118,9 angegeben. Auch bei der Überprüfung der Viruslast im Abwasser meldet am 22. Februar nur noch die Hälfte aller teilnehmenden Kläranlagen steigende Werte. Bei den übrigen bleiben sie stabil oder gehen sogar wieder zurück. Trotzdem: Corona bleibt ein Faktor im Infektionsgeschehen. Bei denjenigen, die bereits mehrfach angesteckt waren, zeigt sich das Virus oft aber nur noch in der Form einer milden Erkältung.

In der Kalenderwoche acht (bis 26. Februar) zogen sich laut RKI-Schätzung etwa 8,8 Prozent der Einwohner Deutschlands eine neue Atemwegsinfektion zu, das entspricht etwa 7,3 Millionen Neuansteckungen. Die Zahl der aktuellen Corona-Infektionen gibt das RKI zugleich mit 0,5 bis 1,2 Millionen an. Das bedeutet, dass etwa jede zehnte Infektion eine Covid-19 ist. Bei den Virusnachweisen im Sentinelsystem bleibt Sars-CoV-2 überraschend stabil und hält aktuell einen Anteil von 14 Prozent.


Das Sentinelsystem Eine stichprobenartig gewählte Zahl teilnehmender Arztpraxen sendet wöchentlich Problem von Patienten an das Nationale Referenzzentrum für Influenzaviren am Robert Koch-Institut. Hier werden die Erreger im Labor bestimmt. Die auf diese Wiese gewonnen Daten fließen in den wöchentlichen Grippebericht ein.

XBB.1.5 wird dominant, aber keine Zunahme schwerer Infektionen

Bei den Virusvarianten wird die seit Juni vergangenen Jahres dominante BA.5 Mutante nun langsam verdrängt. Ihr Anteil lag Anfang Februar nur noch bei 37 Prozent. Dafür liegt nun die zuvor in den USA entdeckte XBB.1 Variante ebenfalls bei 37 Prozent. Auch BA.2, vor allem durch den in Indien aufgefallenen Subtyp BA.2.75, liegt stabil bei 21 Prozent.

Beide neuen Subtypen haben wieder leichte Vorteile bei der Verbreitung, da sie durch Veränderungen am Spikeprotein zuvor aufgebaute Antikörper teilweise umgehen können. Einen Grund zu übermäßiger Besorgnis sieht das RKI derzeit aber nicht. "Für alle aufgeführten Linien wird, wie in den Vorwochen, mit zunehmender Verbreitung keine Erhöhung der Krankheitsschwere beobachtet", heißt es im Covid-19 Wochenbericht.

Influenza B dominiert bei den Grippeviren

Beim übrigen Erkältungsgeschehen bleibt die Lage vergleichsweise stabil. Der Wert der neuen Ansteckungen mit Atemwegsviren nahm insgesamt leicht ab von 9, auf 8,8 Prozent. Damit liegt die Zahl akuter Erkrankungen aktuell im Bereich der Jahre vor der Pandemie. In gewisser Weise ist also eine Rückkehr zur Normalität beobachtbar.

In den RKI Laboren wird weiterhin am häufigsten das Hustenvirus hMPV nachgewiesen. Darauf folgen Influenza mit 16 Prozent und Sars-CoV-2 und Rhinoviren mit jeweils 14 Prozent. Die Zahl gemeldeter neuer Grippeinfektionen nimmt im Vergleich zu den Vorwochen wieder leicht zu und liegt nun bei etwa 2.500 pro Woche. Statt dem im Herbst dominierenden H2N2-Typ wird nun allerdings immer häufiger Influenza B (Victoria) nachgewiesen.

Bakterielle Infektionen wie Scharlach nehmen wieder zu

Parallel zum leichten Anstieg bei der Grippe sehen die Epidemiologen auch eine erneute Zunahme bei sekundären, bakteriellen Infekten wie Scharlach. Da die meisten dieser Erreger von Ärzten und Laboren nicht gemeldet werden müssen, werden hier besondere Häufungen von Fällen erst mit Verspätung sichtbar. Seit Ende Januar wurde hier "ein erneuter Anstieg, insbesondere der Gruppe-A-Streptokokken- und Pneumokokken-Nachweise, beobachtet". Besonders betroffen davon seien vor allem Senioren ab 65 Jahren gewesen.

Schon Ende vergangenen Jahres, war "ein für die Jahreszeit ungewöhnlich früher und starker Anstieg von invasiven Infektionen durch Gruppe-A-Streptokokken, Pneumokokken und H. influenzae", beobachtet worden. Invasiv bedeutet in diesem Fall, dass Bakterien die Schranke zum Blutkreislauf durchbrochen haben und die Infektion lebensbedrohlich werden kann. Laut dem RKI erreichte die Zahl solcher Infektionen die höchsten Werte sei 2017.

Bakterielle Infektionen vor allem in Zusammenhang mit Grippe gefährlich

Gefährlich werden solche bakteriellen Infektion vor allem, wenn sie in Folge einer Viruserkrankung auftreten, also etwa zu einer Grippe noch dazu kommen. Dann ist das Immunsystem bereits geschwächt und kann den neuen Erreger noch schlechter abwehren. Das führte unter anderem zum Tod dreier Jugendlicher in Sachsen-Anhalt, die in der Zeit um Jahreswechsel herum an Sekundärinfektionen mit bakteriellen Erregern gestorben waren.

Links/Studien

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 19. Januar 2023 | 21:00 Uhr

3 Kommentare

MDR-Team am 04.03.2023

Noch vor einem Jahr war die Lage aber noch eine andere und die Situation verschärfter. Liebe Grüße

Shantuma am 04.03.2023

Noch vor einem Jahr wäre ein solcher Bericht als Corona-Verharmlosung ausgewiesen worden ...

kleiner.klaus77 am 03.03.2023

Was für eine Sammlung von Binsenweisheiten!