Ausgangsbeschränkungen und Homeschooling Corona hat Kinder kurzsichtiger gemacht
Hauptinhalt
20. Januar 2021, 16:07 Uhr
Eine groß angelegte Augenstudie mit chinesischen Schülern zeigt: Die coronabedingten Ausgangsbeschränkungen haben viele Kinder vor Bildschirme gezwungen. Darunter hat ihre Sehkraft gelitten.
In großen Teilen der Welt bedeutete Corona für Kinder in den vergangenen Monaten und bis heute: Geschlossene Schulen, virtuelle Kurse statt Unterricht in der Klasse und insgesamt weniger Möglichkeiten, draußen zu spielen. Chinesische Mediziner haben sich deshalb gefragt: Leidet die Sehkraft der Kinder darunter, dass sie mehr Zeit vor kleinen Bildschirmen verbringen statt vor großen Tafeln? Ihre Ergebnisse geben durchaus Anlass zur Sorge. Die im Fachjournal JAMA Ophthalmology veröffentlichte Untersuchung zeigt: Die Kinder sind 2020 deutlich kurzsichtiger, als in den Jahren zuvor.
Im Coronajahr ist die Kurzsichtigkeit bei 6-Jährigen dreimal so hoch wie zuvor
Die Forscher konnten auf umfangreiche Vergleichsdaten zurückgreifen. Seit 2015 messen sie in zehn Grundschulen in der Großstadt Feicheng im Osten Chinas jedes Jahr die Sehkraft der Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren. 123.535 Schüler wurden insgesamt untersucht. Bei der Auswertung im vergangenen Juni zeigte sich: 2020 hatte sich die Sehkraft der 6-Jährigen im Vergleich zu den Vorjahren um durchschnittlich -0,3 Dioptrien verschoben. Vor allem bei den jüngeren Kindern schoss der Anteil Kurzsichtiger sprunghaft nach oben.
Insgesamt trat Kurzsichtigkeit in allen Altersstufen deutlich häufiger auf, als in den Vorjahren.
Folgeuntersuchungen sollen zeigen: Bleibt die Kurzsichtigkeit?
Im Vergleich zwischen den Geschlechtern zeigte sich zudem, dass Mädchen früher kurzsichtig werden als Jungen. Vor allem bei jungen Kindern bereitet die Entwicklung den Medizinern Sorge, da die Augen in diesem Alter sehr plastisch seien und sich stark veränderten. Ob die Kurzsichtigkeit bleibt oder nur ein vorübergehender Effekt ist, sollen Daten aus den kommenden Jahren zeigen.
In China, wo die Corona-Pandemie bereits Ende 2019 ihren Ursprung nahm, waren die Schulen von Ende Januar an bis spät in das Frühjahr hinein geschlossen worden, insgesamt waren schätzungsweise 220 Millionen Kinder und Teenager davon betroffen.
(ens)