Alessandro Vezzosi und Agnese Sabato
Die Historiker Alessandro Vezzosi und Agnese Sabato: Sie erforschen die Vorfahren der Da Vincis über Generationen Bildrechte: Researchers Alessandro Vezzosi and Agnese Sabato

Genie & Genetik Leonardo da Vinci: Verrät die DNA seine Genialität?

06. Juli 2021, 13:24 Uhr

Woran denken Sie beim Stichwort Leonardo da Vinci: Malerei, Architektur, Anatomie-Forschung oder Erfindungen? Und Genforschung? Der Universalgelehrte wäre jedenfalls entzückt, wenn er wüsste, wie seine Kunstwerke und die moderne Biologie und Genetik heute im Dienste der Wissenschaft ineinandergreifen.

Wer heute Gelegenheit hätte, mit Leonardo da Vinci einen Kaffee zu trinken, dem würden garantiert die Themen nicht ausgehen. Aber auch schon im 15. Jahrhundert hätte es wohl niemanden gegeben, der sich mit dem Universalgenie gelangweilt hätte. Ob Malerei, Bildhauerei, Architektur, Anatomie und Baukunst, da Vinci begeisterte sich für alles. Die technischen Möglichkeiten in der Medizin von heute würden ihn vermutlich ebenso faszinieren.

Leonardo da Vinci Stammbaum
Bildrechte: Researchers Alessandro Vezzosi and Agnese Sabato

Mit eben deren Hilfe hat ein italienisches Forschungsteam, Agnese Sabato und Alessandro Vezzosi, einen Stammbaum der da Vincis nachgezeichnet, der über 690 Jahre und 21 Generationen bis in unsere Tage reicht: 14 Nachkommen der Familie da Vinci gibt es dem Historikerteam zufolge heute noch. Die Studienarbeit der beiden ist im Fachmagazin "Human Evolution" veröffentlicht worden und zeichnet den Stammbaum von Leonardos Großvater Michele, der 1331 zur Welt kam, über sechs Genrationen weiter zum uns bekannten Universalgenie Leonardo, geboren 1452, bis zu 21 Generationen in fünf Familienzweigen nach, von denen heute noch 14 Abkommen leben.

Allerdings sind es keine direkten Nachkommen Leonardo da Vincis, der selbst kinderlos war. Vielmehr sind es die Nachkommen aus dem Familienzweig seines Vaters Ser Pietro sowie dessen Halbbruder Domenico.

Was die DNA verraten könnte

Zeichnung einen bärtigen Mannes mit gewaltigem, wirren Haarschopf
Leonardo da Vinci: Starb 1518 Bildrechte: IMAGO / United Archives International

Aber warum die ganze Arbeit? Dahinter steckt das Leonardo da Vinci DNA Projekt, dessen Ziel eine komplette Analyse des genetischen Materials ist, das sich sowohl aus Kunstwerken, aber auch Stein, Marmor, Skulpturen und Gips gewinnen lässt, über DNA-Spuren, Fingerabdrücken bis hin zu Staubpartikeln. In der DNA suchen die Forschenden Antworten auf die Frage: Ähnelt das männliche Y-Chromosom, das über 25 Generationen als stabil und unveränderlich gilt, der heutigen da Vinci-Nachfahren tatsächlich dem aus dem väterlichen Zweig des berühmten Leonardo? Lässt es sich von heutigen Nachfahren tatsächlich auf die ursprüngliche von Leonardos Vater, Ser Pietro, zurückführen?

Zeichnung einer Flugmaschine von Leonardo da Vinci
Bildrechte: imago/United Archives International

Um die DNA aus den Leonardo da Vinci zugeschriebenen Knochen aus seinem Grab wird nämlich gestritten: Nach seinem Tod wurde da Vinci im französischen Amboise an der Loire, wo er als königlicher Hofmaler in der Nähe der royalen Sommerresidenz ab 1517 gelebt hatte, in der Kapelle Saint Florentine begraben. Diese wurde aber zerstört und da Vincis sterbliche Überreste später in die nahegelegene Saint-Hubert-Kapelle überführt. Ob da nun wirklich seine Knochen lagern? Und wenn es seine sind, was lässt sich aus der DNA ablesen in Bezug zum Beispiel auf da Vincis Gesundheit, seine Linkshändigkeit und sogar auf sein verblüffendes Genie? Und können daraus Analogien gezogen werden zu anderen Menschen mit einer ähnlichen Häufung genialer Veranlagungen?

Egal, welche Schlüsse die Forschung am Ende ziehen wird: Dem Universalgelehrten Leonardo da Vinci hätte die Kombination von Molekularbiologie und Kunstgeschichte garantiert gefallen.

2 Kommentare

MDR-Team am 07.07.2021

Hallo @part,
Ziel des Projektes ist eine komplette Analyse des genetischen Materials, das sich sowohl aus Kunstwerken, aber auch Stein, Marmor, Skulpturen und Gips gewinnen lässt, über DNA-Spuren, Fingerabdrücken bis hin zu Staubpartikeln.
Liebe Grüße

part am 07.07.2021

Manchmal genügt es schon eine Mutter oder Großmutter zu haben, die um die Ecke denken kann, sich fast alles zutraut, Experimenten gegenüber aufgeschlossen ist, ihre zugedachte Geschlechterrolle nicht ernst nimmt und kritisch hinterfragt, um ein Genie zu werden, ganz ohne den Einfluß von Y- Chromosomen. Die Weitervererbung männlicher Hinternahmen sagt noch nichts über die Ursprünge von Genialität aus.