Ende der Internationalen Raumstation Neue NASA-Pläne: Die ISS soll 2031 kontrolliert abstürzen
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11. April 2024, 13:48 Uhr
Die "langlebigste" Raumstation der Menschheit ist noch gut genug in Schuss, um bis 2030 weiter um die Erde zu kreisen. Aber Anfang 2031 kommt sie dann wohl endgültig auf den "Friedhof der Raumschiffe" im Pazifik.
Wäre die ISS ein Mensch, dann könnte man ihr Leben in drei Abschnitte einteilen, die jeweils etwa ein Jahrzehnt umfassen. Zuerst Geburt und Kindheit mit dem grundsätzlichen Rüstzeug fürs Leben. Dann die Zeit der Ausbildung mit allerlei Forschung und technologischer Weiterentwicklung. Und schließlich das Berufsleben mit Geldverdienen und Kommerz.
Diese letzte Phase wurde längst eingeläutet und soll nun noch die gesamten 2020er-Jahre andauern, so ist es in Plänen der NASA zu lesen. Einen Lebensabschnitt namens Rentenalter soll es danach übrigens nicht geben. Nach der Arbeit kommt für die ISS das zweifelhafte Vergnügen, für immer in den Südpazifik einzutauchen.
Kommerzialisierung des Orbits
Das Ende der ISS ist also relativ nah, allerdings doch viel weiter entfernt, als ursprünglich geplant. Nach ersten Plänen sollte schon 2020 Schluss mit der ISS sein, dann wurde auf 2024 erhöht, und nun gab es eine Zusage der aktuellen US-Regierung, den Betrieb der Raumstation bis 2030 aufrechtzuerhalten.
Mit der Zusage einher ging für die NASA aber der Auftrag, diese letzten ISS-Jahre konkret durchzuplanen, inhaltlich wie finanziell. Das ist nun geschehen. Die NASA sieht sich in Zukunft nicht mehr als Betreiber einer Raumstation, sondern höchstens noch als "Mieter". Private Firmen sollen einen Großteil des Geschäfts im erdnahen Orbit übernehmen. Phil McAlister, Direktor für kommerzielle Raumfahrt bei der NASA, sagte: "Wir freuen uns darauf, unsere Erkenntnisse und Betriebserfahrungen mit dem privaten Sektor zu teilen, um ihm bei der Entwicklung sicherer, zuverlässiger und kosteneffizienter Ziele im Weltraum zu helfen."
Kommerzielle Zielorte sollen das Rückgrat der Wirtschaft im erdnahen Orbit bilden.
Ziel der NASA für die Zeit nach der ISS ist es demnach, nur noch einer von vielen Kunden kommerzieller Anbieter zu sein und nur die Waren und Dienstleistungen zu kaufen, die die Behörde benötigt. Zum Beispiel wolle man sich dann Zeit bei den privaten Anbietern kaufen – Zeit, die ein NASA-Astronaut an Bord einer privaten Raumstation verbringen darf. Kommerzielle Zielorte sollen jedenfalls "das Rückgrat der Wirtschaft im erdnahen Orbit bilden, wenn die Internationale Raumstation außer Betrieb geht", so McAlister. Der Betrieb der ISS bis 2030 verschaffe der NASA und ihren Partnern aus der Industrie die nötige Zeit, um mindestens eine neue Raumstation (vielleicht auch mehrere) zu bauen.
Modul für Modul zur Privatisierung
Zu diesem Zweck sollen in den nächsten Jahren viele neue Module von privaten Anbietern zur ISS geschickt werden. Die Nutzung einer ISS-Andockstelle hat die NASA bereits an Axiom Space vergeben. Das Unternehmen, das bislang Weltraumtouristen zur ISS brachte (und dies in der Übergangsphase auch weiterhin tun will) plant, eine Reihe kommerzieller Module anzubringen, die sich letztlich von der ISS lösen und zu einer selbstständig fliegenden Raumstation werden sollen.
Auch mit drei anderen US-Unternehmen (Blue Origin, Nanoracks, Northrop Grumman Systems Corporation) hat die NASA Vereinbarungen unterzeichnet, um eigenständige kommerzielle Raumstationen zu entwickeln.
Der erdnahe Orbit wird also über kurz oder lang (eher kurz) privatisiert werden. Darauf, was das für die anderen ISS-Mitbetreiber bedeuten wird, geht die NASA in ihrem Bericht nicht ein. Europa mit der ESA sowie Japan, Russland und Kanada mit ihren Raumfahrtorganisationen sind Partner der NASA beim Gemeinschaftsprojekt ISS.
Russland möchte eine eigene Raumstation bauen. Wer das aber nicht tut, wird sich wohl wie die NASA bei US-Konzernen einmieten müssen.
In der Übergangszeit bis dahin soll die internationale Zusammenarbeit aber fortgesetzt werden, so steht es in den fünf ausdrücklich formulierten Zielen der NASA bis 2030.
• Erforschung des Weltraums ermöglichen
• Forschung zum Nutzen der Menschheit betreiben
• Kommerzielle Raumfahrtindustrie in den USA fördern
• Internationale Zusammenarbeit ermöglichen und leiten
• Menschheit inspirieren
Ziele der NASA mit der ISS bis 2030
Ruhe am Pol der Unzugänglichkeit
Das absolute Ende der ISS ist bei der NASA für Januar 2031 geplant. Drei russische Progress-Raketen (falls die Russen dann noch mitmachen) sollen die Raumstation in den Monaten zuvor mit Bremsschüben Stück für Stück näher an die Erde holen, bis die ISS schließlich kontrolliert in den Südpazifik stürzt. Der Punkt, in dessen Nähe das geschehen soll, heißt im Englischen "Point Nemo" und im Deutschen "Pazifischer Pol der Unzugänglichkeit". Es ist der geografische Punkt im Ozean, der den größtmöglichen Abstand zu irgendeiner Küste hat.
In dieser Meeresregion, die man "Friedhof der Raumschiffe" nennt, wurde außer einigen unbemannten Raumkapseln auch die russische Raumstation "Mir" zur ewigen Ruhe gebettet. Das war 2001. Die ISS soll sich 30 Jahre später dazu gesellen.
(rr)
dimehl am 03.02.2022
Welche Auswirkungen auf die Umwelt in der Region im Südpazifik hat es denn, wenn dort Weltraumschrott "entsorgt" wird ?
Dann doch lieber in Richtung Sonne schicken.
Wie diese aus der ausgemusterten Raumstation "noch etwas Energie ... gewinnen" kann, ist mir aber nicht klar ...
atomkraftwerk am 03.02.2022
Beim Eintritt in die Erdatmosphäre zerfällt das Gerät von alleine in seine Einzelteile. Die MIR hat seinerzeit keinen Schaden angerichtet als sie kontrolliert zu Wasser gebracht wurde, aber ich verstehe Ihre Besorgnisse, denn damals hatten die Russen das gemanaged, bei der ISS machen das andere.
atomkraftwerk am 03.02.2022
Gute Idee, aber die Antriebe der ISS sind nur stark genug für eine Stabilisierung und nicht für einen Schub geeignet der nötig wäre das Schwerefeld der Erde zu verlassen.