Frau trägt Creme auf ihre Haut mit Schuppenflechte am Unterarm auf.
Schuppenflechte macht keinen Spaß: Sie juckt unerträglich und sieht komisch aus. Mit weniger Fettsäuren kann die chronische Hauerkrankung erträglich werden. Bildrechte: IMAGO / Wirestock

Medizin Weniger Fette senken Risiko für Schuppenflechte

06. Mai 2023, 15:00 Uhr

Übergewicht ist ein Risikofaktor für zahlreiche Krankheiten. Wie Mediziner der Uniklinik Leipzig jetzt herausfanden, senken umgekehrt weniger Fettsäuren das Risiko für Schuppenflechte. Wird die Ernährung umgestellt, kann sich die chronische Hauterkrankung schnell verbessern.

Sie kratzt unerträglich und sieht hässlich aus: Schuppenflechte – auch Psoriasis genannt – gehört zu den häufigsten, entzündlichen Erkrankungen der Haut. Die Hautkrankheit verläuft meist in Schüben und zeichnet sich durch gerötete, schuppige Flecken aus, die stark jucken. Doch Schuppenflechte muss kein Schicksal sein. Schon eine Umstellung der Ernährung auf wenig gesättigte Fettsäuren könnte vor allem Menschen mit Adipositas helfen, die chronische Schuppenflechte etwas ausheilen zu lassen. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende der Universitätsmedizin Leipzig in einer aktuellen Studie. Die wissenschaftliche Arbeit wurde im Fachjournal "Nutrients" veröffentlicht.

Dass Übergewicht und viel Bauchfett das Risiko für Schuppenflechte erhöhen, hatten die Leipziger Mediziner erst mit einer Studie im Herbst des vergangenen Jahres gezeigt. Umgekehrt kann eine Umstellung der Ernährung auf weniger gesättigte freie Fettsäuren (SFAs) die Ausprägung von Schuppenflechte maßgeblich verringern – unabhängig von der Gewichtszunahme. Das ist das Ergebnis einer zweiten offenen Studie der Leipziger Forschenden.

Mahlzeiten durch Formula- und Mittelmeer-Diät ersetzt

Für die Studie verringerten 33 Patienten mit leichter bis mittelschwerer Plaque-Psoriasis in einer Diät die Aufnahme von gesättigten Fettsäuren. Dabei sind die Mahlzeiten zunächst durch eine Formula-Diät (mindestens eine Mahlzeit am Tag wird durch ein kalorienreduziertes Produkt ersetzt, in diesem Fall Flüssigkeiten mit Nährstoffpulver) und anschließend durch eine modifizierte Mittelmeerdiät ersetzt worden. Nach zwei, vier, acht und zwölf Wochen prüften die Hautärztinnen und Hautärzte die Krankheitsaktivität und bestimmten pro-entzündliche Marker im Blut. Die Ergebnisse zeigen den Forschenden zufolge, dass eine einfache Umstellung der Ernährung, zusammen mit einer existierenden Therapie, die Schuppenflechte um 25 Prozent verbessert.

Weniger Entzündungen unabhängig von Gewichtsabnahme

"Die diätetische Intervention hemmte den gesamten pro-inflammatorischen Aktivierungsstatus der Patienten, wie die Analyse der Entzündungsparameter im Serum mit Hilfe der Olink-Plattform zeigte", erklärten die Wissenschaftler. (Olink ist eine Technologieplattform für die Entdeckung von Protein-Biomarkern, die mit einem Tropfen Blut die Analyse von Tausenden von Proteinen gleichzeitig ermöglicht.) Die Pilotstudie habe gezeigt, dass sich die Entzündungswerte verringerten und sich damit auch die Schuppenflechte zurückbildete. "Der positive Effekt bei den Betroffenen zeigte sich unabhängig von einer Gewichtsabnahme", erklärten die Forschenden.

Weniger Fettsäuren können auch bei anderen Autoimmunerkrankungen helfen

Neben der Verbesserung der Schuppenflechte konnten die Leipziger Wissenschaftler belegen, dass weniger gesättigte Fettsäuren auch den allgemeinen Entzündungswert im Körper reduzierten. "Daher könnte diese diätetische Intervention auch bei anderen entzündlichen Autoimmunerkrankungen hilfreich sein, bei denen ein Zusammenhang zwischen Krankheitsaktivität und Fettleibigkeit beschrieben worden ist", sagte Studienleiter Jan C. Simon, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Leipzig und Professor für Dermatologie an der Universität Leipzig.

Keine Heilung doch große Unterstützung

"Eine an gesättigten Fettsäuren arme Diät alleine wird die Schuppenflechte nicht heilen. Sie kann aber etablierte Therapien unterstützen und dazu beitragen, dass diese chronische Hauterkrankung für die Betroffenen erträglicher wird. Die aktuellen Ergebnisse sollen im nächsten Schritt an einer größeren Gruppe von Erkrankten geprüft werden. Dabei interessiert uns besonders, ob diese Form der Diät bei übergewichtigen Patientinnen und Patienten das Ansprechen auf eine Systemtherapie der Schuppenflechte verbessert“, erklärte Simon.

Links/Studien

Das Projekt wurde durch das Hautnetz Leipzig/Westsachsen e.V. und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert. Originalpublikation in Nutrients: Modulation of Dietary Fatty Acids in an Open-Label Study Improves Psoriasis and Dampens the Inflammatory Activation Status. Doi: https://doi.org/10.3390/nu15071698

(tomi)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 16. Juni 2023 | 21:00 Uhr