Zwei Frauenhände mit einer Schuppenflechte liegen auf dem Bauch der Frau. Auf dem Bauch ist das Verdauungssystem grafisch abgebildet.
Darm- und Hautgesundheit hängen offenbar enger zusammen als gemeinhin angenommen. Bildrechte: Universität Augsburg/Pexels

Psoriasis Kranker Darm erhöht das Risiko für Schuppenflechte

21. September 2022, 13:11 Uhr

In Deutschland leiden rund 1,5 Millionen Menschen an Schuppenflechte - einer chronischen entzündlichen Hautkrankheit, die sogar Gelenke und andere Organe angreifen kann. Offenbar gibt es einen ungewöhnlichen Auslöser für diese Erkrankung: Eine Studie der Universität Augsburg zeigt, dass die Ursache für Schuppenflechte eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung sein kann. Die Gesundheit von Darm und Haut steht also offenbar in direktem Zusammenhang.

Während bei der Schuppenflechte (Psoriasis) viele Menschen an eine trockene Haut denken, ist das tatsächliche Krankheitsbild für die Betroffenen eine extreme Belastung: Denn die schuppenden Hautstellen gehen meist mit Juckreiz und Brennen einher. Außerdem kann die Haut schmerzhaft einreißen, was in schweren Fällen bis hin zu Blutungen führen kann. Am häufigsten sind unter anderem die Knie, Ellenbogen oder die Kopfhaut von der Hautveränderung betroffen. Doch die Schuppenflechte ist mehr als nur eine Hautkrankheit: Als Systemerkrankung kann sie auch die Gelenke schädigen (Psoriasis-Arthritis).

Haut und Darm erkranken oft gemeinsam

Die Schuppenflechte tritt häufig gemeinsam mit Darmerkrankungen auf, so Beobachtungen aus der Medizin. Dennis Freuer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Epidemiologie der Universität Augsburg erklärt, das habe sein Team zum Anlass genommen zu untersuchen, ob zwischen den beiden Erkrankungen ein Zusammenhang bestehen könnte. "Dafür haben wir den sogenannten Mendelschen Randomisierungsansatz verwendet", erläutert der Forscher.

Eine Person hält sich den Bauch
Vor allem Morbus Crohn erhöht das Schuppenflechte-Risiko. Bildrechte: colourbox

Das Team hat mithilfe von mathematischen Modellen die genetischen Daten von rund einer halben Million Menschen ausgewertet. Diese Daten stammten aus genetischen Studien, so der Statistiker. Aus den Ergebnissen konnte das Forschungsteam seine Schlüsse ziehen: Wenn nämlich genetische Informationen auf eine ganz charakteristische Weise mit beiden Erkrankungen zusammenhingen, lassen sich Freuer zufolge mathematisch gesicherte kausale Zusammenhänge erkennen.

Entzündeter Darm erhöht Risiko für entzündete Haut

Die Ergebnisse seien eindeutig: Wenn eine Person eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung hat, dann erhöht sich auch ihr Risiko, dass sie später auch eine Schuppenflechte bekommt. Umgekehrt - also erst die Haut- und dann die Darmerkrankung - sei der Zusammenhang jedoch nicht nachzuweisen. Die Analysen des Forschungsteams zeigten, dass insbesondere die Darmerkrankung Morbus Crohn das Risiko für die Schuppenflechte verursacht bzw. erhöht.

Wie die genauen Krankheitsabläufe im Körper sind, die für diesen Zusammenhang sorgen, können die Forschenden noch nicht sagen. Daran müsse künftig in weiteren Studien geforscht werden, bilanziert das Team. Doch schon jetzt könnten die Ergebnisse für eine bessere medizinische Versorgung von Betroffenen sorgen: Bei der Diagnose und der Behandlung der beiden Erkrankungen müssten die beiden Disziplinen künftig enger zusammenarbeiten.

Eine Hand mit Schuppenflechte oder Psoriasis richtet Blumen auf einem Balkon,
Die Schuppenflechte sorgt für schmerzhafte Hautveränderungen. Bildrechte: picture-alliance/ ZB | Arno Burgi

Wenn die behandelnden Ärztinnen und Ärzte diesen Zusammenhang kennen, könnten sie besonders sensibel auf Hautveränderungen reagieren, so dass die Schuppenflechte-Diagnose möglichst frühzeitig gestellt werden kann. Dann könne eine schnelle und adäquate Therapie eingeleitet werden und den Betroffenen womöglich viel Leid ersparen.

Links/Studien

Freuer, Dennis et. al.: Association Between Inflammatory Bowel Disease and Both Psoriasis and Psoriatic Arthritis: A Bidirectional 2-Sample Mendelian Randomization Study. JAMA Dermatol. Published online September 14, 2022. doi:10.1001/jamadermatol.2022.3682

(kie)

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